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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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kurz und beinhaltete maßgebliche Persönlichkeiten wie Irv Ravitz, Oscar de la Renta, Hillary Clinton sowie sämtliche bedeutenden Kinostars. Der Rest stand unter ihr – und musste permanent daran erinnert werden: Alle Mitarbeiterinnen von Runway , Familienmitglieder, Eltern
von Freunden ihrer Töchter – so sie nicht zufällig Kategorie Nummer eins angehörten -, nahezu alle Designer und andere Magazinherausgeber sowie ausnahmslos sämtliche Angehörige des Dienstleistungsgewerbes im In- und Ausland. Der heutige Abend versprach schon deshalb amüsant zu werden, weil die Gäste eigentlich zur zweiten Kategorie gehörten, wegen ihrer Verbindung mit Mr. Tomlinson und seinem Bruder jedoch wie die erste Garnitur behandelt werden mussten. Die seltenen Gelegenheiten, bei denen ich Zeuge sein durfte, wie Miranda mit ihrem nicht vorhandenen natürlichen Charme bei anderen Eindruck zu schinden versuchte, genoss ich stets in vollen Zügen.
    Die ersten Gäste fühlte ich kommen, bevor sie in mein Gesichtsfeld traten. Die Spannung im Raum war mit Händen zu greifen. Meine Farbausdrucke im Kopf, eilte ich auf das Paar zu und bot der Dame an, für die Zwischenlagerung ihrer Pelzstola Sorge zu tragen. »Mr. und Mrs. Wilkinson, wir freuen uns sehr, dass Sie uns heute Abend die Ehre geben. Bitte, darf ich Ihnen das abnehmen. Ilana begleitet Sie ins Atrium, dort werden die Cocktails serviert.« Hoffentlich glotzte ich während meines Monologs nicht allzu unverhohlen, aber so was bekam man wahrhaftig nicht alle Tage zu sehen. Frauen in Nuttenkleidung, Männer in Frauenkleidung und Models ganz ohne jede Bekleidung – all das hatte ich auf anderen Parties von Miranda bereits erlebt, doch diese Kostümierungen hier waren mir neu. Klar, ich wusste, dass sich hier und heute nicht die New Yorker Modeschickeria traf; aber was da hereinschneite, erinnerte weniger (wie man vielleicht hätte erwarten können) an den Dallas -Clan als an fein herausgeputzte Sonntagsausflügler aus einem Heimatfilm.
    Mr. Tomlinsons Bruder, an sich eine eindrucksvolle Erscheinung mit silbernem Haar, verstieg sich (wohlgemerkt, im Mai) zu einem weißen Frack mit kariertem Einstecktuch und einem Spazierstock. Seine Verlobte steckte in einem bauschigen, rüschigen Albtraum aus gerafftem grünen Taft, der ihren Atombusen
so weit aus dem Ausschnitt quellen ließ, dass sie Gefahr lief, an ihren eigenen Silikonbrüsten zu ersticken. Neben dem Karfunkel an ihrer linken Hand erschienen die Suppenschüsseln von Diamanten, die an ihren Ohren baumelten, nicht weiter der Rede wert. Sie hatte Haare wie Zähne mit Wasserstoff gebleicht und stakste auf Schwindel erregend hohen, bleistiftdünnen Absätzen herum wie ein altgedienter Abwehrspieler der National Football League.
    »Ach, ihr Lieben, wie schön, dass ihr ein bisschen Zeit für unsere kleine Party erübrigen konntet. Es geht doch nichts über Partys, oder?«, näselte Miranda in ihrem besten britischen Falsett. Die zukünftige Mrs. Tomlinson, unversehens auf Tuchfühlung mit der berühmt-berüchtigten Miranda Priestly, schien einer Ohnmacht nahe. Peinlich berührt angesichts dieser Verzückung begab sich die ganze jämmerliche Bagage, mit Miranda als Anführerin, ins Atrium.
    Der restliche Abend verlief in etwa so, wie er begonnen hatte. Ich entrang meinem Gedächtnis die Namen aller Anwesenden und manövrierte mich tapfer um die Klippen der bösesten Ausrutscher herum. Wohl verlor das Aufgebot an weißen Smokings, Chiffongewändern, hochtoupierten Frisuren, hochkarätigen Juwelen und kaum der Pubertät entwachsenen Kindfrauen für mich Stunde um Stunde an Unterhaltungswert, aber Miranda faszinierte mich ohne Ende. Sie war ganz Dame, Neidobjekt aller Frauen, die an jenem Abend im Museum zugegen waren und sich nach ihrem Status wie ihrer Eleganz verzehrten, wohl wissend, dass beides um kein Geld in der Welt zu kaufen war.
    Als sie mich zwischen zweitem und drittem Gang, wie gewohnt ohne ein Dankeschön oder einen Gruß zur Nacht, entließ (»Aan-dreh-aa, wir benötigen Sie heute Abend nicht weiter. Sie können gehen«), ertappte ich mich zum ersten Mal bei einem ehrlichen, spontanen Lächen. Ilana hatte sich offenbar schon unbemerkt verzogen. Der Wagen war binnen zehn Minuten zur Stelle – ich hatte zwar kurz erwogen, die U-Bahn zu nehmen,
doch die Oscar-Robe und meine Füße sprachen nachhaltig dagegen -, und ich fiel abgekämpft, aber friedlich, auf den Rücksitz.
    Auf dem Weg zum Lift hielt John mich auf und

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