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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Luxusrestaurants. Ich erkannte das Bild sofort: ein berühmter Gesellschaftsfotograf hatte es unlängst bei einer Geburtstagsparty für Donna Karan im Pastis aufgenommen. Im New York Magazine war es bereits erschienen, andere würden folgen. Sie trug darauf eins ihrer Markenzeichen, den braunweiß gefleckten Trenchcoat, in dem sie mich immer an eine Schlange erinnerte.
    Offenbar nicht nur mich, denn in dieser – bearbeiteten – Version hatte irgendwer mit viel Gefühl und Fachkenntnis das rasselnde Ende einer Klapperschlange passgerecht genau dort eingefügt, wo normalerweise die Beine hingehörten. Das Ergebnis war mehr als überzeugend: Miranda die Schlange, das markante
Kinn auf die Hand gestützt, lang ausgestreckt auf der ledernen Sitzbank, über deren Kante das halb aufgerollte Klapperschwanzende hing. Perfekt.
    »Super, oder?« Ilana beugte sich über meine Schulter. »Meine Kollegin Linda kam mal irgendwann nachmittags zu mir ins Büro gestampft, nachdem sie den ganzen Tag mit Miranda am Telefon gehangen hatte, um auszumachen, in welchem Saal das Diner stattfinden sollte. Linda hatte ihr einen empfohlen, weil er einfach genau die richtige Größe hat und bei weitem der schönste ist, aber Miranda bestand auf einem anderen, der näher am Museumsshop liegt. Das Ganze ging tagelang hin und her, schließlich und endlich bekam Linda die Genehmigung vom Vorstand und rief in ihrer Begeisterung sofort bei Miranda an, um ihr mitzuteilen, dass alles wunschgemäß geregelt sei. Und nun raten Sie mal, was dann passierte...«
    »Na, was wohl? Sie hatte es sich mittlerweile anders überlegt.« Mich ließ es kalt, sie nicht. »Sie hat sich haarscharf und exakt für Lindas ursprüngliche Variante entschieden, aber erst als sie sicher war, dass jeder vor ihr Männchen machen würde.«
    »Treffer und versenkt. Ich habe mich gefühlt wie Rumpelstilzchen persönlich. Da wirft das Museum alle seine Prinzipien über Bord – Herrgott noch mal, bei uns könnte der Präsident der Vereinigten Staaten antanzen und fragen, ob er hier mit dem Außenminister dinieren kann, keine Chance! – und da meint Ihre Chefin, sie könnte einfach hier hereingestampft kommen, uns alle herumscheuchen und uns das Leben zur Hölle machen, so oft und so lange es ihr beliebt. Na egal, das hier war jedenfalls von mir als kleine Aufheiterung für Linda gedacht. Wissen Sie, was sie damit gemacht hat? Es auf dem Kopierer verkleinert, damit es in ihre Geldbörse passt! Ich hab mir gedacht, vielleicht gibt Ihnen das ein bisschen Auftrieb. Und sei’s bloß, um Ihnen zu sagen, dass Sie nicht allein sind. An vorderster Front, das wohl, aber nicht allein.«
    Ich schob das Bild wieder in seinen vertraulichen Umschlag
und gab es Ilana zurück. »Sie sind wirklich ein Goldstück«, sagte ich und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen. Wenn ich verspreche, niemandem je ein Sterbenswörtchen zu verraten, woher ich sie habe, bekomme ich dann eine Kopie? In diese blöde Leiber-Tasche passt sie vermutlich nicht rein, aber ich hätte für mein Leben gern ein Exemplar davon. Bittebitte.«
    Mit einem Lächeln gewährte sie mir die Bitte, ich schrieb ihr meine Adresse auf, und nach einer kurzen Wiederherstellung meines Make-ups wandelten wir gemeinsam (ich humpelnd, sie festen Schrittes) zurück ins Foyer. Die Zeiger standen mittlerweile fast auf sieben; die Gäste mussten jeden Moment eintreffen. Miranda und BTB unterhielten sich mit dem Bruder-Schwager-Bräutigam-und-Ehrengast; so wie er aussah, hatte er seine Schulzeit tief im Süden, umringt von schmachtenden Blondinen, mit Fußball, Football, Lacrosse und Rugby herumgebracht. Die schmachtende Blondine, die ihm augenblicklich still zur Seite stand, war 26 und seine Braut. Sie hielt einen Schwenker mit irgendwas drin in der Hand und honorierte die Witzchen ihres Verlobten mit beifälligem Kichern.
    Miranda, die an BTBs Arm hing, übte sich in falschem Lächeln der Sonderklasse. Auch ohne zu hören, worüber sie sich unterhielten, wusste ich, dass sie bestenfalls einsilbige Antworten zu den passenden Gelegenheiten einstreute. Gesellschaftliche Umgangsformen waren nicht ihre starke Seite, Smalltalk fand sie unerträglich – aber heute Abend würde sie mit Sicherheit sämtliche Register ziehen. Mir war aufgefallen, dass sich all ihre so genannten Freunde in zwei Kategorien aufteilen ließen: Die Anzahl derjenigen, die sie als höher stehend einstufte und unbedingt beeindrucken wollte, war

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