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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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liebsten, bis ich in Europa war. Aber so weit reichte Fortunas Geduld nicht. Schon pochte Alex an die Tür.
    »Hi!« Ich riss die Tür auf, erwürgte ihn halb mit meiner Umarmung und trug generell eine Spur zu dick auf. »Welche Überraschung!«
    »Komme ich ungelegen? Ich war gerade mit Max um die Ecke auf einen Drink und dachte mir, ich könnte mal kurz hallo sagen.«
    »Ach was denkst du denn, du Dummkopf? Ich freue mich riesig. Komm rein, komm rein.« Der äußere Schein war gewahrt, aber jeder Seelenklempner hätte vom Lehnstuhl weg den Finger darauf legen können, dass all mein Überschwang lediglich
dazu diente, den inneren Mangel an Begeisterung zu überdecken.
    Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank, gab Lily ein Küsschen auf die Wange und machte es sich in dem grellorangen Sessel bequem, den meine Eltern in weiser Voraussicht seit den 70er-Jahren für einen ihrer Sprösslinge aufgehoben hatten. »Und, wie läuft’s so?«, fragte er mit einer Kopfbewegung Richtung Stereoanlage, aus der eine herz- und steinerweichende Version von »Hallelujah« plärrte.
    Lily hob die Schultern. »Auf den letzten Drücker, wie üblich«
    »Ach übrigens, ich muss euch was erzählen«, warf ich so enthusiastisch wie möglich ein, um Alex und mich glauben zu machen, dass es sich tatsächlich um etwas Erfreuliches handelte. Da hatte ich ihm so zugesetzt – und er sich so eingesetzt -, alles für das Ehemaligentreffen unter Dach und Fach zu bringen: Es war Grausamkeit pur, ihm nun, weniger als zehn Tage vor dem Ereignis, eine Abfuhr zu erteilen. Einen ganzen Abend lang hatten wir überlegt, wer an unserem großen Sonntagsbrunch teilnehmen sollte, und wir wussten auch schon haargenau, wo und mit wem wir am Samstag vor dem Spiel von Brown gegen Dartmouth ein Picknick im offenen Kombi machen würden.
    Beide sahen mich alarmiert an. »Ja? Was gibt’s denn?«, quetschte Alex sich schließlich ab.
    »Also! Gerade habe ich gehört, dass ich für eine Woche nach Paris fliegen soll!«, sagte ich mit so viel Überschwang, als hätte ich soeben einem eigentlich unfruchtbaren Paar Zwillinge in Aussicht gestellt.
    »Was? Wohin?« Lily wirkte leicht verwirrt und nicht ganz bei der Sache; ihr Interesse hielt sich offenbar in Grenzen.
    »Was? Wieso? «, fragte Alex gleichzeitig. Hätte ich verkündet, mein Syphilistest sei positiv ausgefallen, wäre aus seiner Miene vermutlich ähnlich viel Freude abzulesen gewesen.
    »Emily hat Pfeiffer’sches Drüsenfieber, und Miranda will, dass
ich sie zu den Modenschauen begleite. Ist das nicht eine Wucht?«, erklärte ich mit aufgesetzt munterem Lächeln. Allmählich ging mir die Puste aus. Es war übel genug, dass ich fliegen musste, aber Alex davon zu überzeugen, was für eine fantastische Chance das war, machte alles nur noch zehnmal schlimmer.
    »Das verstehe ich nicht. Sie geht doch jedes Jahr zu Tausenden von Modenschauen, oder?«, fragte er. Ich nickte. »Und warum musst du dann plötzlich mit?«
    Lily hatte sich offensichtlich ausgeklinkt und Zuflucht zu einem Exemplar des New Yorker aus meinem Bestand der letzten fünf Jahre genommen.
    »Sie veranstaltet doch bei den Frühjahrsmodenschauen in Paris diese Wahnsinnsparty und möchte einfach eine von ihren amerikanischen Assistentinnen dabei haben. Erst fliegt sie nach Mailand, und dann treffen wir uns in Paris. Um, ja, um alles zu koordinieren.«
    »Und diese amerikanische Assistentin musst ausgerechnet du sein, und das heißt, du kannst nicht zum Ehemaligentreffen kommen«, stellte er tonlos fest.
    »Na ja, normalerweise läuft es anders. Das Ganze ist ein riesengroßes Privileg, also darf eigentlich nur die erste Assistentin hin, aber da Emily nun mal krank ist, werde eben ich fliegen. Und zwar nächsten Dienstag, und damit kann ich am Wochenende nicht zu dem Ehemaligentreffen. Es tut mir wirklich wahnsinnig Leid.« Ich stand auf und setzte mich neben ihn auf die Couch, aber er machte sich sofort stocksteif.
    »Ach, so einfach ist das also? Hör mal, ich habe das Zimmer komplett im Voraus bezahlt, sonst wäre uns der Sonderpreis flöten gegangen. Außerdem habe ich meine ganze Planung umgeschmissen, bloß damit ich mit dir fahren kann. Meine Mom muss sich einen anderen Babysitter suchen, weil du zu dem Treffen wolltest. Aber Runway geht natürlich vor, oder?« In all den Jahren, die wir nun schon zusammen waren, hatte ich ihn noch nie so wütend erlebt. Selbst Lily blickte von ihrem Magazin
hoch, erfasste die Lage und sah schleunigst

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