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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Christian Laboutin und ein geradezu unanständig eng anliegender Lederblazer von Katayone Adeli. Meine Express-Jeans und die Loafer von Franco Sarto verstaubten seit Monaten in meinem Schrank, und, ehrlich gesagt, vermisste ich sie noch nicht einmal sonderlich.
    Weiterhin machte ich die Entdeckung, dass Allison den Titel »Beauty-Editor« zu Recht trug: Sie war eine ganze Schönheitsindustrie in Person. Binnen 24 Stunden nach »Inkenntnissetzung«, dass ich diverses Make-up und pfundweise Tipps brauchte, hatte sie ein Rundum-sicher-und-sorglos-Kosmetikpaket zusammengestellt. Das überdimensionale »Beautycase« von Burberry, das bei keiner Fluggesellschaft als Handgepäck durchgegangen wäre, enthielt Lidschatten, Lotionen, Lipgloss, Cremes, Konturstifte und Make-up in allen erdenklichen Varianten, matte, glänzende, wischfeste und farblose Lippenstifte sowie Mascara in sechs Schattierungen von hellblau bis tiefschwarz plus Wimpernformer und zwei Bürstchen, falls (Schreck lass nach!) etwas klumpte.
    Verschiedenste Puder, die meinem Gefühl nach die Hälfte des Gesamtsortiments ausmachten und laut Packungsbeilage wahlweise Augenlider, Hauttönung und Wangen fixierten, akzentuierten, betonten oder kaschierten, ließen mit ihrer Vielfalt und subtilen Nuancierung jede Malerpalette vor Neid erblassen: die einen sollten bronzieren, die anderen unterstreichen, wieder andere verstärken, vergrößern oder abtönen. Ich hatte freie Wahl, mir in flüssiger oder fester Form, mit Puder oder einer beliebigen Kombination aller drei Substanzen zu den gewünschten frischen Farben zu verhelfen. Der absolute Hammer war die Grundierung: als hätte mir jemand ein Stück Haut von der Backe gepellt und eine Großpackung in exakt demselben Farbton zusammengemixt. Ob es nun »Glanz verleihen« oder »unreine
Partien abdecken« sollte – jedes einzelne dieser winzigen Fläschchen traf meinen Hautton besser als, seien wir ehrlich, das, was ich diesbezüglich selbst zu bieten hatte. In einem unwesentlich kleineren karierten Köfferchen war das notwendige Zubehör verstaut: Wattebäusche, Wattepads, Q-Tips, Schwämmchen, annähernd zwei Dutzend Applikatoren, Reinigungstücher, zwei verschiedene Sorten Augenmake-up-Entferner (feuchtigkeitsspendend und ohne Ölzusatz) sowie nicht weniger als zwölf (in Worten: ZWÖLF) Feuchtigkeitslotionen (fürs Gesicht, für den Körper, mit Tiefenwirkung, mit Sonnenschutzfaktor 15, mit Schimmereffekt, mit Tönung, parfümiert, unparfümiert, hypoallergen, antibakteriell und – gesetzt den Fall, dass die fiese Pariser Oktobersonne mich wider Erwarten doch noch zu fassen bekam – mit Aloe Vera).
    In einer Seitentasche des kleineren Koffers steckten darüber hinaus großformatige Ausdrucke mit vorgefertigten Gesichtern, die Allison zur praktischen Veranschaulichung des beigefügten Make-ups jeweils perfekt zurechtgeschminkt hatte. Eine dieser visagistischen Visionen trug den befremdlichen Titel »Glanz und Entspannung zur Kaminstunde«, unter den irgendwer in fetten Lettern hingerotzt hatte: FÜR FORMELLE ANLÄSSE UNGEEIGNET! Was nach Meinung des unbekannten Kommentators hieß: zarte Mattgrundierung, mit dunklerem Puder leicht abgetönt und gekrönt von zwei Tupfern Rouge in Flüssig- oder Cremeform; dazu, sehr sexy, dunkel umrandete Augen mit viel Lidschatten, stark getuschte, tintenschwarze Wimpern und augenscheinlich nachlässig aufgetragener, farbiger Lipgloss mit Extraglanzkraft. »Nie im Leben bringe ich das so hin«, raunte ich Allison zu.
    »So weit kommt es hoffentlich auch gar nicht«, zischte sie wütend – und klang gleichzeitig so gestresst, dass ich fürchtete, sie würde vor Verzweiflung über das Ausmaß meiner Arroganz jeden Moment in die Knie brechen.
    »Nicht? Und warum habe ich dann hier fast zwei Dutzend
Pappgesichter mit verschiedensten Vorschlägen, wie das ganze Zeug zu gebrauchen ist?«
    Ein vernichtender Blick. Hätte genauso gut von Miranda stammen können.
    »Andrea. Komm auf den Teppich. Das ist doch nur für Notfälle gedacht – wenn Miranda in letzter Minute darauf besteht, dass du sie irgendwohin begleiten sollst, oder wenn deine Friseurin oder Visagistin ausfällt. Ach, wo wir gerade davon reden, ich wollte dir doch noch zeigen, was ich an Haarzeug eingepackt habe.«
    Während Allison mich im Gebrauch vier verschiedener Sorten von Rundbürsten zum Formföhnen unterwies, mühte ich mich, den Sinn ihrer eben geäußerten Worte zu begreifen. Demnach standen auch mir eine

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