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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Friseurin und eine Visagistin zu? Ich hatte lediglich die Equipage für Miranda gebucht – wer hatte mich bei dem Ganzen entsprechend eingeplant?
    »Das Büro in Paris«, entgegnete Allison seufzend. »Verstehst du, du repräsentierst Runway , und damit nimmt Miranda es sehr genau. Dir stehen einige der glanzvollsten Ereignisse auf diesem Planeten bevor, Seite an Seite mit Miranda Priestly. Und du willst doch nicht im Ernst behaupten, dass du den entsprechenden Look dafür selbst hinbekommst?«
    »Nein, nie im Leben. Dabei brauche ich auf jeden Fall professionelle Hilfe. Vielen Dank.«
    Allison nagelte mich weitere zwei Stunden fest, bis sie ganz sicher davon ausgehen konnte, dass selbst dann, wenn einer der insgesamt 14 für die Woche angesetzten Friseur- und Make-up-Termine unter den Tisch fiel, ich unsere Chefin nicht dadurch unsterblich blamierte, dass ich mir Wimperntusche auf die Lippen schmierte oder mir links und rechts das Haar abrasierte und den Rest zu einem Irokesenschnitt aufstachelte. Als wir endlich fertig waren, hoffte ich eine Sekunde in die Cafeteria flitzen und mir eine kalorienträchtige Suppe schnappen zu dürfen – doch schon griff Allison zu dem ihr noch vertrauten Apparat, der nun
Emily gehörte, und wählte die Nummer von Stef in der Abteilung für Accessoires.
    »Hi, ich bin durch mit ihr, und sie ist gerade hier. Willst du raufkommen?«
    »Warte! Ich brauche noch was zu Mittag, bevor Miranda zurückkommt!«
    Allison verdrehte die Augen, genau wie Emily. Lag es irgendwie an der Position, dass erste Assistentinnen es so gut draufhatten, genervt zu wirken? »Na schön. Nein, nein, ich habe mit Andrea gesprochen«, sagte sie ins Telefon und betrachtete mich – welche Überraschung – mit den gleichen hochgezogenen Augenbrauen wie Emily. »Offenbar hat sie Hunger . Ich weiß. Ja, ich weiß. Ich hab’s ihr gesagt, aber anscheinend besteht sie darauf, etwas zu... essen .«
    Binnen drei Minuten war ich mit einer großen Schüssel Broccolicremesuppe mit Cheddar zurück im Büro und erspähte Miranda hinter ihrem Schreibtisch, die den Hörer so angeekelt von sich weghielt, als ob Scharen von Blutegeln daran klebten. Ob ich wohl so lange überleben würde, bis sie heute Abend endlich planmäßig nach Mailand flog?
    »Andrea, das Telefon klingelt, aber wenn ich abnehme – nachdem Sie offensichtlich kein Interesse dafür aufbringen -, meldet sich niemand. Können Sie mir dieses Phänomen erklären?«, fragte sie.
    Konnte ich schon, natürlich, aber nicht gerade ihr. Selten, aber doch kam es vor, dass Miranda als Einzige im Büro war und ans Telefon ging. Verständlicherweise waren die Anrufer dermaßen geschockt, wenn sie ihre Stimme hörten, dass sie prompt wieder auflegten. Kein Mensch war darauf gefasst, sie tatsächlich an den Apparat zu bekommen, denn die Chance, durchgestellt zu werden, war gleich null. Während meiner kurzen Abwesenheit hatte ich schon dutzendweise E-Mails von Redakteurinnen und Assistentinnen bekommen, die mich überflüssigerweise davon informierten, dass Miranda schon wieder ans Telefon gegangen
sei. »Wo seid ihr, Mädels?«, hieß es unisono in den panischen Anfragen. »Sie geht selbst ans Telefon!!!«
    Ich murmelte irgendwas in der Art, dass mir das auch hin und wieder passierte, aber Miranda war schon nicht mehr bei der Sache. Ihr Blick wanderte von mir zur der Suppenschüssel in meiner Hand. Ein sahnig grünes Rinnsal tröpfelte seitlich daran herunter. Ekel machte sich auf ihrer Miene breit, als ihr aufging, dass ich nicht nur etwas Essbares in Händen hielt, sondern ganz offensichtlich auch vorhatte, es zu mir zu nehmen.
    »Schaffen Sie das weg«, herrschte sie mich aus fünf Metern Entfernung an. »Allein der Geruch macht mich schon krank.«
    Ich warf das anstößige Objekt in den Mülleimer und sandte ihm hungrige Blicke hinterher, bis ihre Stimme mich mit einem Ruck in die Realität zurückholte.
    »Ich bin jetzt bereit für die Durchsichten!«, schrillte sie. Nun, da ihr Reich wieder frei von Lebensmitteln war, saß sie etwas entspannter in ihrem Sessel. »Und sobald wir hier fertig sind, rufen Sie die Leute zur Features-Besprechung zusammen.«
    Jedes Wort schickte eine Flutwelle von Adrenalin durch meinen Körper: Nie war ich mir sicher, was sie eigentlich genau wollte – und folglich auch immer im Ungewissen, ob ich das Richtige traf oder nicht. Eigentlich fiel die Einteilung der Durchsichten und der wöchentlichen Besprechungen in Emilys Ressort; ein Blick

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