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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Island ist ein bisschen spießig, aber…«
    »… bei seinen Eltern«, beendete sie den Satz.
    Ach.

    »Seit vier Jahren schon.«
    Ach, Gott.
    »Und er wohnt gerne bei Mami und Papi. Er kann es sich nicht vorstellen, ganz alleine in einer Großstadt wie New York zu leben, wenn er es bei seinen Eltern so gemütlich hat.«
    »Schon gut, schon gut! Das ist echt der Hammer. Ich glaube, das hatten wir noch nie, dass ein Typ nach dem ersten Date von 70 auf 0 Prozent absackt. Dein Freund hat einen neuen Rekord aufgestellt. Herzlichen Glückwunsch. Hiermit hast du es amtlich: Dein Tag war noch beschissener als meiner.« Shanti und Kendra kamen nach Hause. Ich schob mit dem Fuß die Tür zu, als ich ihre und eine Männerstimme im Flur hörte. Ob wohl die eine oder die andere einen Freund hatte? Ich wusste es nicht. In den letzten anderthalb Wochen hatte ich meine Mitbewohnerinnen insgesamt zehn Minuten gesehen. Sie schienen abends noch länger zu arbeiten als ich.
    »War es so schlimm? Wie kann es sein, dass du einen harten Tag hattest? Du arbeitest doch in der Modebranche«, sagte sie.
    Es klopfte leise an der Tür.
    »Augenblick mal eben, da kommt jemand. Herein!« rief ich, viel zu laut für das winzige Kämmerlein. Sicher wollte Shanti oder Kendra nur schnell fragen, ob ich mich endlich vom Vermieter in den Mietvertrag hatte aufnehmen lassen (nein), ob ich neue Pappteller gekauft (nein) oder irgendwelche telefonischen Nachrichten entgegengenommen hatte (nein). Aber es war Alex!
    »Kann ich dich zurückrufen? Alex ist gerade gekommen.« Obwohl ich es toll fand, dass er mir einen Überraschungsbesuch abstattete, hatte ich mich schon so darauf gefreut, nur noch schnell eine heiße Dusche zu nehmen und anschließend in die Federn zu kriechen.
    »Klar. Schöne Grüße. Und denk immer daran, was für ein Glück du hast, dass er ein Mr. 100 Prozent ist, Andy. Alex ist klasse. Lass ihn bloß nicht wieder von der Angel.«

    »Wem sagst du das? Der Knabe ist ein Heiliger.« Ich lächelte ihn an.
    »Ciao.«
    »Hallo, Schatz!« Ich musste mich regelrecht zwingen, aufzustehen. »Was für eine tolle Überraschung!« Als ich ihn umarmen wollte, wich er zurück. »Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    »Nein, nein. Alles bestens. Aber wie ich dich kenne, hast du bestimmt noch nichts gegessen. Deshalb kriegst du jetzt persönlich was ins Haus geliefert.« Hinter seinem Rücken zauberte er eine große braune Papiertüte hervor, der köstliche Düfte entstiegen. Plötzlich hatte ich einen Bärenhunger.
    »Ich glaub es nicht! Woher wusstest du, dass ich mich nicht aufraffen konnte, mir etwas zu essen zu besorgen?«
    »Dann komm her. Veranstalten wir ein Mitternachtspicknick.« Er öffnete die Tüte, aber auf meinem Streifen Fußboden war nicht genug Platz für uns beide. Ins Wohnzimmer konnten wir auch nicht, da hockten Kendra und Shanti vor dem Fernseher, zwei ungeöffnete Plastikschüsseln mit Salat vor sich. Zuerst dachte ich, sie wären so in die Sendung vertieft, dass sie erst hinterher essen wollten, aber dann sah ich, dass sie tief und fest schliefen. Tolles Leben.
    »Warte, ich habe eine Idee«, sagte Alex und schlich sich auf Zehenspitzen in unsere gemeinsame Miniküche. Als er wieder zurückkam, schwenkte er zwei große Müllsäcke, die er auf meiner blauen Tagesdecke ausbreitete. Ein Mitternachtspicknick im Bett, mal ganz was anderes. Aus der fettigen Tüte förderte er zwei Riesenburger und eine doppelte Portion Pommes zutage. Sogar an Ketchup und Salz hatte er gedacht. Ich klatschte in die Hände vor Begeisterung – obwohl ich fast Mirandas entsetzten Blick spüren konnte: Sie? Sie essen einen Hamburger?
    »Warte, das war noch nicht alles.« Alex der Zauberer kramte noch eine Hand voll Teelichter mit Vanilleduft, eine Flasche Rotwein mit Schraubverschluss und zwei Pappbecher aus seinem Rucksack.

    »Du bist unglaublich«, sagte ich leise. Nicht zu fassen, welche Mühe er sich machte, nachdem ich unsere Verabredung so schnöde abgesagt hatte.
    Er gab mir einen Becher Wein, und wir stießen an. »Ja, meinst du denn, ich hätte mir die Gelegenheit entgehen lassen, alles über die erste Woche vom Rest deines Lebens zu erfahren? Auf dich, Schatz.«
    »Danke«, sagte ich und trank einen Schluck. »Danke, danke, danke.«

6
    »O nein, ich fass es nicht! Unsere Moderedakteurin in Person!«, kreischte Jill in gespielter Begeisterung, als sie mir die Haustür aufmachte. »Komm zu deiner großen Schwester, damit ich vor dir niederknien

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