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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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sie eine ganze Woche lang in der Küche geschuftet hätte, um uns satt zu bekommen.
    Ich gab mir alle Mühe, der versammelten Familie meinen Job zu erklären, den ich selbst noch immer nicht ganz begriffen hatte. Wahrscheinlich klang es lächerlich, das Ordern der Röcke, das stundenlange Verpacken der Geschenke, das Gefühl, mit Hilfe der kleinen Plastikkarte auf Schritt und Tritt überwacht zu werden. Es fiel mir schwer, in Worte zu fassen, wie ungeheuer wichtig mir meine Aufgaben vorgekommen waren, wie relevant. Ich redete wie ein Wasserfall, aber wahrscheinlich blieb sie ihnen trotzdem fremd, diese Welt, die zwar nur zwei Stunden entfernt lag, aber in Wahrheit zu einem anderen Sonnensystem gehörte. Sie nickten, lächelten und stellten Fragen,
hakten nach und gaben sich interessiert, aber ich sah ihnen an, dass es viel zu bizarr für sie war, zu abstrus und unwirklich, als dass sie es hätten verstehen können. Schließlich ging es ihnen nicht anders als mir noch vor einer Woche: Der Name Miranda Priestly sagte ihnen gar nichts.
    »Was meinst du, Andy? Hältst du das eine Jahr bei Runway durch? Oder vielleicht hängst du sogar noch ein paar Monate dran?«, fragte meine Mutter, während sie einen Salzbagel mit Frischkäse bestrich.
    In meinem Vertrag mit Elias-Clark hatte ich mich verpflichtet, ein Jahr als Mirandas Assistentin zu arbeiten – vorausgesetzt, ich wurde nicht gefeuert, eine nicht unwesentliche Einschränkung. Wenn ich meine Aufgaben mit Stil, Begeisterung und Kompetenz erfüllte – was nicht im Vertrag stand, mir aber von einem halben Dutzend Leuten in der Personalabteilung sowie von Emily und Allison zu verstehen gegeben worden war – durfte ich mir anschließend jede nur erdenkliche Stelle wünschen. Natürlich ging man stillschweigend davon aus, dass ich bei Runway oder zumindest bei einer anderen Elias-Clark-Zeitschrift weitermachen würde, aber mir standen alle Möglichkeiten offen. Ich konnte zum Beispiel Buchkritiken schreiben oder als Kontaktfrau zwischen Hollywood-Promis und Runway fungieren. Die letzten zehn Assistentinnen, die das Jahr bei Miranda überstanden hatten, waren zu 100 Prozent in die Moderedaktion von Runway übergewechselt, aber davon ließ ich mich nicht beirren. Ich war entschlossen, mir die drei bis fünf Jahre Knechterei zu ersparen, die mich bei einem anderen Blatt erwartet hätten, und nach meiner Zeit als Assistentin sofort eine sinnvolle Stellung anzutreten.
    »Auf jeden Fall. Bis jetzt scheint es ein sehr netter Haufen zu sein. Emily ist vielleicht ein bisschen übereifrig, aber ansonsten gefällt es mir prima. Wenn ich mir anhöre, wie Lily über ihre Prüfungen stöhnt oder was Alex sich von seinen asozialen Schülern gefallen lassen muss, habe ich es wirklich gut getroffen. Wo
hat es das sonst schon mal gegeben, dass man sich an seinem ersten Arbeitstag von einem Chauffeur in einer Limousine durch die Stadt kutschieren lassen kann? Doch, ich glaube, das wird ein superspannendes Jahr. Und ich kann es kaum erwarten, dass Miranda endlich wiederkommt. Ich glaube, ich bin bereit für sie.«
    Jill verdrehte die Augen, als ob sie sagen wollte: Du brauchst uns nichts vorzumachen, Andy. Wir wissen doch alle, dass deine Chefin allem Anschein nach eine Irre und ein Drachen ist, umgeben von magersüchtigen Modefreaks, und dass du nur deshalb versuchst, alles in leuchtenden Farben darzustellen, weil du die Hosen gestrichen voll hast . Aber sie sagte bloß: »Das hört sich toll an, Andy. Ich freue mich für dich. Eine einmalige Gelegenheit.«
    Sie war die Einzige am Tisch, die mich überhaupt verstehen konnte, da sie, vor dem Umzug in die texanische Pampa, ein Jahr in einem kleinen Privatmuseum in Paris gearbeitet und sich aus der Seine-Metropole ein gewisses Faible für die Haute Couture mitgebracht hatte. Obwohl sie das Thema Mode eher von der künstlerisch-ästhetischen Seite anging, war sie wenigstens schon einmal mit dieser Szene in Berührung gekommen. »Wir haben auch eine Neuigkeit für euch«, fuhr sie fort und griff nach Kyles Hand.
    »Gott sei Dank«, rief meine Mutter. Sie sackte förmlich in sich zusammen, als ob ihr endlich jemand die zwei Zentner schwere Hantel von den Schultern genommen hätte, die sie seit zwei Jahrzehnten niederdrückte. »Das wurde aber auch langsam Zeit.«
    »Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei! Eure Mutter hatte schon Sorge, es würde nie mehr was werden mit euch. Ihr seid ja schließlich schon ein altes Ehepaar. Da macht man sich so seine

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