Der Teufel und die Lady
Montgomerys Leben verwirkt. Dann konnte sie als Heldin nach Italien gehen, nicht in Schande.
3. KAPITEL
Sie hatte ihn geohrfeigt! Und das auch noch vor seinen Männern. Dieses verdammte kleine Frauenzimmer.
Vor Jahren war die erste Lektion, die er als Vollstrecker des Königs gelernt hatte, die gewesen, dass man ohne Respekt zu verbreiten nicht führen konnte. Verblasste Narben zogen sich quer über seinen Rücken – ein Andenken an die Meuterei des einzigen Schmugglers, bei dem er Gnade vor Recht hatte gelten lassen.
Diesen Fehler wollte er bei seiner eigenen Gemahlin nicht machen.
Wenn er ihren Gesichtsausdruck nicht gesehen hätte, als ihr Vater sie ein Flittchen genannt hatte, wäre er stark versucht gewesen, sie geradewegs übers Knie zu legen und ihr die Tracht Prügel zu verabreichen, die sie so sehr verdiente.
Doch selbst in seinem Zorn war ihm der verletzte, traurige Ausdruck in ihren Augen nicht entgangen.
Trotzdem, sie würde lernen, wer hier der Herr im Haus war. Seine Tunika bedurfte einer Wäsche, sein Körper benötigte ein Bad und seine Stiefel mussten poliert werden. Das waren alles Aufgaben, die sie erledigen konnte. Außerdem war er hungrig. Sie würde ihm etwas zu essen geben.
Der Rauch der Talgkerzen brannte James in den Augen, als er den Flur entlangging und seine kratzbürstige Gemahlin hinter sich herzog. Ihr silberblaues Hochzeitsgewand raschelte über die Binsenstreu auf dem Boden, als sie sich bemühte, mit ihm Schritt zu halten.
Endlich hatten sie ihre Kammer im Nordturm erreicht. James gab einem seiner Männer den Befehl, einen Badezuber und heißes Wasser zu bringen, anschließend stieß er die Tür auf und schob Brenna in die Kammer. Mit einem lauten Krach fiel die Tür wieder ins Schloss.
Er ließ seine Gemahlin los, und sie huschte zum Fenstersitz, als brenne der Boden unter ihren Füßen. Dort nahm sie Platz und starrte ihn aus trotzigen smaragdgrünen Augen an. Die Hörnerhaube mit dem Schleier bedeckte ihren Kopf, sodass er nur ein paar einzelne kupferfarbene Locken sehen konnte, die darunter hervorlugten. Elle um Elle schimmernden blauen und mit Hermelin besetzten Stoffs umhüllten ihre zierliche Gestalt, aber das Hochzeitsgewand wirkte viel zu filigran für ihren starken Charakter. Es mochte ihr vielleicht passen, aber es stand ihr nicht. Die dünne Narbe auf ihrer Wange hatte einen etwas tieferen Rotton angenommen, so als fließe ihr Blut vor Zorn rascher durch ihre Adern.
Sie unsanft in ihr Zimmer zu zerren, hatte ihrer Anmaßung keinerlei Abbruch getan.
James sah sich prüfend in der Kammer um und überlegte, wo er mit ihrer Erziehung anfangen sollte.
Drei Fensteröffnungen waren in die Steinmauer eingelassen worden; zwei kleine und eine größere mit dem Sitz, auf dem seine Frau gerade saß. Für eine Adelige war der Raum äußerst sparsam eingerichtet – es gab ein Bett, einen groben Tisch mit zwei Schubladen, einen dreibeinigen Hocker und einen Paravent.
Seltsamerweise standen und lagen überall Gemälde mit religiösen Motiven herum. Holztafeln und Pergamente zeigten Mariä Verkündigung oder die Taufe Christi. James ließ den Blick wieder zum Tisch wandern.
Töpfe mit Farbpigmenten, Öle in becherartigen Gefäßen, Eier, Lappen und eine Malerpalette bedeckten die Tischplatte; auf dem Boden darunter lagen mindestens fünf oder sechs Pinsel.
Und immer wieder Gemälde. Als er vorhin in diese Kammer gestürmt war, hatte er sich ganz auf seine Gemahlin konzentriert und dabei gar nicht bemerkt, dass sie eine Künstlerin war.
Einen Moment lang dachte er an die kleinen, exquisiten Miniaturen, nach denen er im Auftrag des Königs Ausschau halten sollte. Wenn seine Frau diese geschaffen hatte, brauchte er gar nicht darüber nachzudenken, eine Ehe mit ihr führen zu wollen und seine Rolle als ihr Herr und Meister einzunehmen – denn dann war es eine Pflicht, sie nach London zu bringen und seinem Lehnsherrn zu übergeben. Sicherlich war ihre Malerei nur ein Zufall, denn sie war die vornehme Tochter einer adeligen Familie, eine unerfahrene Jungfrau noch dazu. Und doch …
Er packte ihren Oberarm, zog sie vom Fenstersitz und zeigte auf die Gemälde. „Wer hat die gemalt?“
Sie straffte die Schultern. „Ich.“
Er betrachtete sie eine Weile nachdenklich und durchstöberte dann das Künstlerzubehör auf dem Tisch. Bei jedem Pinsel, den er umdrehte, zuckte sie zusammen, als könnte sie ihren Zorn kaum noch beherrschen.
Aber sie war hart im Nehmen.
Nun, sie
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