Der Teufel und die Lady
gewesen war, nach all den Jahren wieder schöne Gewänder tragen zu können. Sie hätte von Anfang an die Kleider gar nicht annehmen dürfen – das kam einem Verrat an ihrer Familie gleich. Außerdem brachten sie die Gewänder dazu, lieber hierbleiben zu wollen, anstatt als Nonne in Italien zu leben. „Ja, das ist richtig.“
Er wirkte jetzt völlig verwirrt. „Ihr wollt alle Kleider zurückgeben, nur weil eins Farbflecken bekommen hat?“
„Ihr könnt mich ruhig anschreien, wenn Ihr wollt“, fuhr sie tapfer fort. „Es wird allerdings nicht viel nützen. Ich bin von Geburt an ungeschickt und werde es bleiben.“
Montgomery entspannte sich und lächelte sie voller Wärme an. „Ihr glaubt, Ihr seid ungeschickt?“
Sie zuckte kaum merklich zusammen, und sie wartete darauf, dass seine gute Laune wieder umschlug. „Ja, das bin ich.“
„Meine liebe Gemahlin, ich bin nicht streng gegenüber denen, die mir gehorchen, also hört mir jetzt ganz genau zu.“ Er legte ihr die Hand auf die Schulter, und Brenna erschauerte. „Ich will diese Worte nie, nie wieder von Euch hören. Eine Frau, die so großartig malen kann wie Ihr, ist nicht ungeschickt. Habt Ihr mich verstanden?“
Wenn ihm plötzlich Engelsflügel gewachsen wären, hätte sie nicht überraschter sein können. „Ihr … Ihr seid mir nicht böse?“
Er lachte und tippte mit dem Zeigefinger, an dem immer noch Farbe haftete, auf die Nasenspitze. „Es ist doch nur ein Kleid, Mädchen!“
In diesem Moment verzieh sie ihm sogar die Ketten. Ein ungeahntes Gefühl der Wärme durchströmte sie. Alle Unstimmigkeiten zwischen ihnen lösten sich in Rauch auf, und Brenna spürte, wie ihr Herz ihm zuflog. Dieser Augenblick war so viel vertraulicher und intimer als jeder Liebesakt zwischen ihnen.
Ohne darüber nachzudenken, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Die Farbe von ihrer Nase übertrug sich auf seine Wange; ihre Unvollkommenheit färbte auf seine Makellosigkeit ab. Lächelnd rieb sie die Farbe mit ihrem Finger ab.
Er legte die Arme um sie. Brenna fühlte sich geborgen, als sie von seinem Duft umhüllt wurde – diesem unwiderstehlich würzigen Duft nach Wald und frischer Luft. Ihr Herz klopfte schneller, und sie schlang die Arme um seinen Nacken, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Sie brauchte mehr von diesem tröstlichen Gefühl, unvollkommen zu sein und dennoch akzeptiert zu werden.
Sie drängte ihn rückwärts zum Bett und konnte es kaum noch erwarten, ihn wieder zu erkunden. Bislang hatte ausnahmslos er den Anfang gemacht und sie berührt und liebkost, bis die Leidenschaft sie übermannt hatte. Dieses Mal wollte sie ihm Lust bereiten. Sie war immer noch erregt von dem Gemälde, an dem sie gearbeitet hatte – jetzt sehnte sie sich danach, den Körper tatsächlich zu berühren, den sie zuvor auf das Pergament gebannt hatte.
Sie küsste ihn leidenschaftlich und fordernd, seinen Mund, seinen Hals, sein Ohr. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle, und wieder empfand Brenna dieses berauschende Gefühl weiblicher Macht. Sie war davon ausgegangen, dass er mit ihr den Liebesakt nur deshalb vollzog, weil er sich einen Erben wünschte. Doch hier stand ein Mann vor ihr, der nur an die Gegenwart, an diesen Moment dachte, nicht an künftige Kinder.
Ein glühendes Verlangen breitete sich in ihr aus, sie wollte ihn, ganz und gar. Sie schob die Hand unter seine Tunika und strich über die festen Muskeln seiner Brust. Der Schlüssel für ihre Ketten hing an einer Lederschnur um seinen Hals, ebenso wie das herzförmige Medaillon.
Eng umschlungen sanken sie auf das Bett. Er versuchte, ihr das Gewand abzustreifen, aber die Ketten und der Ring um ihren Hals ließen das nicht zu. Montgomery hielt inne, und sie glaubte schon, er würde den Schlüssel hervorholen. Aber stattdessen zog er den Dolch aus seinem Gürtel.
„Was …“
„Es ist doch ohnehin ruiniert, Gemahlin.“
Ein leises, reißendes Geräusch ertönte, als die Klinge den Stoff zerteilte. Brenna erschauerte, als kühle Luft ihre Haut streifte.
„Ich werde Euch noch mehr neue Gewänder kaufen“, raunte er.
Seufzend strich sie mit den Fingern durch sein dichtes, kurzes Haar. Ein Teil ihres Herzens, den sie für immer verschlossen geglaubt hatte, war wieder aufgegangen, weil er ihr ruiniertes Kleid so einfach hingenommen hatte. So einen Mann konnte sie lieben.
Dieser Gedanke ließ sie innehalten, doch im selben Moment hatte er sich über sie gebeugt und umspielte
Weitere Kostenlose Bücher