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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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aufzusuchen.
    Unwillkürlich wurde sie etwas unruhig, als sie sich an die intimsten Stellen des Mannes heranwagte. Es war ein so interessanter Anblick. So männlich. So … groß.
    Sie atmete durch, vollkommen zufrieden. Seit sie sich Montgomery hingegeben hatte, waren ihre Werke viel vielschichtiger und lebensnaher geworden, und das erfüllte sie mit einer tiefen Freude.
    Sie befeuchtete sich die Lippen und malte eine halbmondförmige Narbe auf die linke Schulter des Mannes. Genauso eine, wie sie auch ihr Gemahl hatte.
    Ja, der Körper ihres Ehemannes faszinierte sie. Sie klopfte mit dem Pinselstiel gegen die Tischkante. Nicht nur sein Körper, sondern der ganze Mann an sich.
    In den letzten Tagen hatte er Arbeiter eingestellt, die das Land wieder in einen guten Zustand bringen sollten. Die Burgmauern hatten einen neuen Anstrich erhalten, das Dach war ausgebessert worden. In gewisser Hinsicht kümmerte er sich mehr um die Burg, als ihr Vater es je getan hatte.
    Jede Nacht nahm er ihr die Ketten ab und küsste sie, bis sie wie berauscht war vor Leidenschaft, und dann liebte er sie mit großer Zartheit. Hätte er ihr nicht jeden Morgen die Ketten wieder angelegt, hätte sie tatsächlich anfangen können, ihn zu mögen. Schnell verdrängte sie diesen törichten Gedanken. Sie musste fliehen. Sie konnte ihr Leben nicht in Ketten verbringen wie eine Sklavin.
    Allerdings behandelte er sie nicht wie eine Sklavin – in den letzten drei Tagen war jeden Morgen ein neues Gewand für sie eingetroffen. So etwas hatte sie schon seit Jahren nicht mehr erlebt. Sie konnte sich gar nicht sattsehen an der edlen Verarbeitung der Stoffe und den leuchtenden Farben.
    Er hörte ihr in Haushaltsangelegenheiten zu und hatte bereits ein paar Vorschläge von ihr in die Tat umsetzen lassen, wie man die Mahlzeiten etwas gesitteter verlaufen lassen konnte. Sie hatte ihre Schwestern zwar noch nicht sprechen, aber sie aus der Ferne sehen können. Es schien ihnen gut zu gehen.
    Brenna nagte am Pinselstiel. Bestimmt gab er ihr die Kleider nur, um auch noch auf andere Art zu betonen, dass sie sein Eigentum war – damit sie ihn mit ihren alten Lumpen nicht in Verlegenheit bringen konnte.
    Trotzdem schwelgte sie darin, wie köstlich sich die Seide auf ihrer Haut anfühlte. Das Gewand, das sie im Augenblick trug, war besonders schön – dunkelgrün und mit winzigen Rosen an Ausschnitt und Ärmeln bestickt. Mit den fast bis zum Boden reichenden Ärmeln und dem viereckigen Halsausschnitt war es bislang ihr Lieblingskleid.
    Gern hätte sie sich vor dem Malen umgezogen, aber die Ketten machten so etwas unmöglich. Außerdem wollte sie keine Minute der kostbaren Zeit vergeuden, die ihr für ihre erotische Kunst blieb.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit jetzt dem Hintergrund des Gemäldes zu. Unter ihren Pinselstrichen gestaltete sie Tücher, in Falten gelegt, einen kleinen Tisch und plötzlich – eine zerbrochene Vase.
    Brenna hielt inne und betrachtete stirnrunzelnd ihr Werk. Eine zerbrochene Vase hatte sie gar nicht malen wollen. Sie seufzte irritiert. Manchmal war sie so in ihre Arbeit vertieft, dass Dinge auf einmal wie von selbst auf der Leinwand zu entstehen schienen, wie winzige Fragmente aus einer anderen Zeit, von einem anderen Ort.
    Sie tauchte den Pinsel in die blaue Tempera und beschloss, aus der Vase das Halstuch einer Dame zu machen. Zerbrochene Blumengefäße passten nicht zu der erotischen Ausstrahlung solcher Bilder.
    Verärgert, weil die Vase sie in ihrer Konzentration gestört hatte, beugte Brenna sich vor, um sie zu übermalen. Dabei blieb sie mit der Handfessel an ihrer Palette hängen, die daraufhin vom Tisch auf ihren Schoß fiel. Farben spritzten auf das Mieder und den Rock ihres neuen Gewands.
    Verdammt! Brenna warf die Palette auf den Tisch und griff nach einem Lappen. Karminrote, gelbe und blaue Farbflecken hoben sich von der grünen Seide ab. Hektisch versuchte Brenna, sie mit dem Lappen abzureiben. Die Flecken wurden noch größer.
    Auch das noch.
    Sie sprang auf, tauchte den Lappen in die Waschschüssel und rieb weiter. Die Farben wurden dunkler, und aus den einzelnen bunten Flecken wurde ein riesiger verschmierter brauner.
    Sie stöhnte auf. Nicht ihr neues Kleid. Nicht ihr Lieblingskleid.
    In ihrem Kopf ertönte die aufgebrachte Stimme ihres Vaters. „Du tölpelhaftes Geschöpf! Wie kannst du es wagen, in deinem neuen Kleid zu malen? So werden wir nie einen Mann für dich finden!“ Sie wand sich innerlich bei der Erinnerung.

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