Der Teufel und die Lady
Sie wollte diesen Schmerz in ihrer Brust nicht spüren, der ohnehin nie abgeklungen war.
Sie war vierzehn gewesen – und die Familie hatte eine Einladung zur Geburtstagsfeier der Königin erhalten. Brenna hatte wochenlang an einer besonderen Miniatur gearbeitet, die sie ihr als Geschenk überreichen wollte. Es war ihr erster Auftritt bei Hof, und sie wollte einen guten Eindruck machen. Romantisch wie sie war, hatte sie gehofft, die Königin würde sich über das Bild freuen, ihr gewogen sein und eine gute Ehe für sie arrangieren. Etwas, worauf ihr Vater stolz sein würde.
Sie war bereits angekleidet, das Bild fertig. Doch während sie auf ihre Familie wartete, stellte sie fest, dass ihr die Früchte auf der Miniatur nicht ganz so gut gelungen waren, und so beeilte sie sich, den Fehler auszubessern.
Brenna rieb sich die Schläfen und hätte die Erinnerung an diese Schande am liebsten für immer ausgelöscht.
Die Farbpalette, ein Pigmenttöpfchen und drei Eier waren auf ihrem Kleid gelandet – und hatten es ruiniert. Wie tölpelhaft, in der Tat.
Ihr Vater hatte getobt, als er das entdeckte. Die Bediensteten sahen zu, wie er ihr Gemälde – ihr Geschenk für die Königin – im Nachtgeschirr versenkte.
„Das ist das Einzige, wohin deine Malerei je führen wird – auf den Misthaufen! Die Königin will deine albernen Bilder nicht.“
Dann hatte er sie gezwungen, sich vor den Bediensteten nackt auszuziehen. Anschließend hatte er ihr das Kleid einer Küchenmagd übergezogen. Für jemanden, der in der Küche arbeitete, war das Gewand gar nicht so schlecht, aber es war viel zu grob und unmodisch für den Königshof.
Brenna erschauerte bei der Erinnerung.
Die Königin war äußerst ungehalten gewesen. Kein einziger Heiratskandidat hatte ihnen mehr seine Aufwartung gemacht, und ihr Vater hatte gebrüllt, sie hätte alles zerstört. Er hatte ihr all ihre Kleider weggenommen und ihr nie wieder eins gekauft.
Brenna hatte ihrem Gemahl nicht gestehen wollen, wie viel es ihr bedeutete, dass er ihr neue Gewänder machen ließ.
Stiefelschritte waren auf der Treppe zu hören. Montgomery! Brenna rieb noch verzweifelter an dem Fleck, hielt dann aber abrupt inne. Es war sinnlos. Das Kleid war nicht mehr zu retten.
Am besten, sie trat ihm mit Würde entgegen. Wenn Montgomery ihr genau wie ihr Vater die schönen Gewänder fortnahm, war sie auch nicht schlimmer dran als vor seiner Ankunft.
Rasch versteckte sie das erotische Gemälde von ihrem Gemahl unter dem Bodenbrett. Dort konnte es zwar nicht so gut trocknen, aber sie durfte nicht riskieren, dass es entdeckt wurde.
Die Schultern straffend, drehte sie sich zur Tür um und wartete ab, was ihr Gemahl sagen würde. Er war ein Mann, der so viel Wert auf seine gepflegte Kleidung legte, das verriet schon allein das Glänzen seiner Stiefel. Für so viel Ungeschick würde er kein Verständnis haben.
Mit erhobenem Kopf stand sie da, als die Tür aufging.
Montgomery trat ein und füllte sofort die ganze Kammer mit seiner Gegenwart. Er trug eine sorgfältig geplättete Tunika und natürlich tadellos polierte Stiefel. Wie schaffte der Mann es nur, herumzulaufen, ohne sich auch nur im Geringsten die Stiefel schmutzig zu machen? Nicht eine einzige Falte verunzierte seine Beinlinge. Makellos. Wie immer.
Er sah ihr in die Augen. „Meine Gemahlin, wie schön, dass Ihr auf mich wartet.“
Sie biss die Zähne zusammen und wartete auf seine Strafpredigt.
Als bemerkte er gar nicht, was sie angerichtet hatte, lächelte er und kam auf sie zu.
Ihre Beine zitterten.
Er beugte sich über sie, küsste sie auf die Wange und strich mit dem Finger leicht über ihr Mieder. „Was zum …“ Er trat einen Schritt zurück und starrte auf die Farbe an seiner Fingerspitze.
Sie unterdrückte ihre aufsteigende Angst und beschloss, diese Sache tapfer durchzustehen, ganz gleich, wie sehr er sie schelten würde. Sie hatte die Schande schon einmal ertragen können, es würde ihr auch jetzt gelingen.
„Ihr habt Farbe auf Eurem Gewand“, stellte er fest.
„Ich erwarte nicht, dass Ihr das versteht“, erwiderte sie steif. „Ihr könnt die anderen Gewänder morgen von einem Bediensteten zum Händler zurückbringen lassen. Sicherlich kann man sie zu einem guten Preis noch einmal verkaufen.“
Montgomery runzelte die Stirn und sah sie verständnislos an. „Ihr wollt die Kleider zurückgeben?“
Sie hob das Kinn und hielt seinem Blick stand. Sie würde ihm nicht zeigen, wie wunderbar es für sie
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