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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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ihn an einen sanften Frühlingsregen, weich und belebend. Sie küsste ihn auf den Arm. „Bitte, Mylord, schließt mich nicht aus.“
    Er sah sie finster an.
    Furchtlos schmiegte sie die Wange an seinen Oberarm. Die Geste war so feinfühlig und liebevoll, so fremd für ihn. „Das ist schon lange her“, wich er aus, weil er sich nicht den Erinnerungen stellen wollte, die ihm immer noch wehtaten. Sein Kind. Seine Tochter, die er verloren hatte. In seinen Armen hatte das winzige Geschöpf sein Leben ausgehaucht – tot, wie James’ Gemahlin, die es eben zur Welt gebracht hatte.
    Schuldgefühle stiegen in ihm auf.
    Wenn er nur ein paar Momente früher gekommen wäre. Wenn er nur Monate zuvor dem Mann keine Gnade gewährt hätte, der für ihren Tod verantwortlich war. Mitgefühl war eine Schwäche, die er sich nicht mehr leisten konnte. Menschen starben deswegen.
    „Wie hieß es?“, flüsterte Brenna und küsste ihn vorsichtig auf die Wange.
    Er wollte es ihr nicht erzählen. Er wollte das Tor zu den schmerzlichen Erinnerungen nicht aufsperren. Er wollte nicht … „Aislin.“ Der Klang seiner Stimme erschreckte ihn selbst.
    „Eure Tochter?“
    „Sie ist tot.“
    Sie sagte nichts, als hätte sie verstanden, dass er noch Zeit brauchte. Stattdessen nahm sie ihn in den Arm und drückte ihn an sich, so wie er sie vorhin, nachdem er ihr die Ketten abgenommen hatte. Immer wieder bedeckte sie sein Gesicht mit federleichten Küssen, als wollte sie die Wunden tief in seinem Innern heilen.
    Völlig ungeahnte Empfindungen stiegen in ihm auf, und seine Augen brannten. Noch nie hatte er jemandem von dem Baby erzählt, nicht einmal seinem Bruder oder seiner Schwägerin. Diese Erinnerungen waren zu schrecklich, aber auch zu heilig, um sie mit einem anderen Menschen zu teilen. Immer, wenn er einen Anflug von Mitgefühl für einen der Verbrecher verspürte, die er bestrafen musste, dachte er zurück an den Schmerz, den Mitleid einst ihm zugefügt hatte.
    „Es war Verrat“, sagte er schließlich. „Ich hatte einen Mann begnadigt, der eigentlich den Tod verdient gehabt hätte, und er dankte es mir, indem er meine Gemahlin aufspürte und sie tötete, gleich nach der Geburt meiner Tochter.“
    Brenna streichelte seine Brust und schwieg, aber James wusste, dass sie bereit war, ihm zuzuhören, wenn er sprechen wollte. Auf einmal fühlte er sich warm eingehüllt in den Trost, den sie ihm spendete, und er fand die Kraft, sich den grausamen Erinnerungen zu stellen.
    „Das Baby lebte noch kurze Zeit weiter.“ Er konnte immer noch das Blut riechen, die zarten kleinen Bewegungen unter seinen Händen spüren und die schwachen Atemzüge hören. Sein Kind war stark gewesen, aber zu klein. Es war zu früh zur Welt gekommen.
    „Ich habe es gewaschen und in Leinentücher gewickelt. Am nächsten Tag erreichten wir den Hafen einer größeren Stadt. Dort fand ich einen Künstler und zwang ihn, meine Tochter zu malen.“ Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Noch nie zuvor hatte er von diesen vertraulichen Einzelheiten erzählt. „Ich wollte nie wieder vergessen, wie wichtig es ist, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.“
    Brenna richtete sich halb auf und sah ihm in die Augen. Ihre weichen Locken wippten, als sie den Kopf zur Seite neigte. „Warum habt Ihr mich am Leben gelassen, Mylord?“
    Die verhinderte Enthauptung war ein Thema, über das sie nie gesprochen hatten. Selbst jetzt wusste er nicht genau, warum er an jenem Tag davon abgesehen hatte. Er hob die Hand und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. „Ihr seid viel zu hübsch zum Sterben. Und viel zu interessant im Bett.“
    Seine Laune hellte sich auf, als sie anmutig errötete. Es war so viel beglückender, sich mit seiner schönen Gemahlin zu befassen, als mit den Ereignissen der Vergangenheit.
    Sie strich mit der Hand über seine Brust und griff nach dem silbernen Medaillon.
    Ihm stockte der Atem, aber er hielt sie nicht zurück, als sie den Verschluss öffnete. „Unverschämtes Frauenzimmer. Ich sagte, ich würde Euch nicht töten, und schon fangt Ihr an, Eure Grenzen auszutesten“, grollte er, doch er merkte selbst, dass kein echter Zorn in seiner Stimme mitschwang.
    Voller Mitgefühl betrachtete Brenna Aislins Porträt. „Sie ist wunderhübsch. Ihr Haar ist genauso dicht und dunkel wie Eures.“
    James legte seine Hand auf ihre und hob den Kopf vom Kissen, um Brenna zu küssen. Sie schmiegte sich wieder an ihn, doch dieses Mal verband sie ein neues, tiefer gehendes

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