Der Teufel und die Lady
Gefühl als die glühende, ungezügelte Leidenschaft von vorhin.
„Die Gerüchte stimmen nicht, Ihr habt Eure Gemahlin nicht umgebracht“, stellte Brenna ruhig fest. Er hatte nie über diese Last gesprochen, die er mit sich herumtrug, und dass Brenna sie erkannte, schnürte ihm die Kehle noch enger zu. Tröstend streichelte sie seine Schulter.
James strich ihr sanft über die Wange. Das Mitgefühl, das in ihren Augen lag, beschämte ihn. „Ich hatte sie gern – aber ich war rücksichtslos und selbstsüchtig. Sie war ein Bauernmädchen, und unsere Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Eigentlich hätten wir gar nicht heiraten sollen, aber dann wurde sie schwanger. Ich konnte nicht zulassen, dass unser Kind als Bastard aufwuchs. Sie war noch sehr jung, hübsch auf eine eigenwillige Art, so wie Ihr. Ich zwang sie, mich zu heiraten. Zwang sie, mit mir auf den Kontinent zu reisen. Sie hasste Schiffe, sie hasste die Kälte, sie hasste das Reisen. Ich ließ sie in einem Hafen bei Freunden zurück, während ich die Fahrt vollendete. Sie hätte in Sicherheit sein müssen …“ Seine Stimme brach. „Ein Mann, dem ich Jahre zuvor die Freiheit geschenkt hatte, fand sie. Er verschleppte sie in eine Gegend weiter nördlich, folterte sie und hielt sie dort bis zu meiner Rückkehr als Geisel.“
Ohnmächtiger Zorn regte sich in ihm, als er an den Unhold dachte, der seine schwangere Gemahlin nackt und frierend in einem Verlies gehalten und ihr dort immer wieder Gewalt angetan hatte. James hatte den Mann mit bloßen Händen getötet, seine Leiche durch die Straßen gezogen und sie anschließend den Hunden zum Fraß vorgeworfen.
„Ich hätte besser für ihre Sicherheit sorgen und sie in einer Kammer einsperren müssen, bis ich meinen Auftrag ausgeführt hatte und mit ihr zusammen nach Hause zurückkehren konnte.“
Brenna zuckte leicht zusammen, als hätte sie soeben etwas zum ersten Mal begriffen. „Habt Ihr mich deswegen angekettet, damit ich nicht fliehen und mich allein nach draußen wagen kann?“
„Es sind gefährliche Zeiten, in denen eine Frau nicht ohne Begleitung unterwegs sein sollte, Brenna. Ungeachtet unserer Auseinandersetzungen trage ich jetzt die Verantwortung für Euch.“
„Ich dachte, Ihr wolltet mich nur erniedrigen, weil Ihr mich hasst.“
„Ich hasse Euch nicht, Brenna, ich …“ Er fand nicht die richtigen Worte. Mag Euch? Liebe Euch? Nein, er liebte sie nicht. Er war noch nicht bereit für eine neue Liebe, nicht, solange die Erinnerungen an seine erste Gemahlin und sein Kind noch so sehr schmerzten und dort eine Leere hinterließen, wo eigentlich sein Herz hätte sein müssen. Aber Brenna war faszinierend, interessant. „Ich habe viele vornehme Damen kennengelernt, meine Gemahlin, und die meisten von ihnen waren nur versessen auf Kleidung und die neuesten Gerüchte. Ich bin ein wohlhabender Mann und oft im Auftrag des Königs unterwegs. Daher dachte ich, es würde nicht zu schwierig sein, ein freundschaftliches Verhältnis zu der Frau aufzubauen, die ich einmal heiraten würde, ganz gleich, welche.“ Er musste selbst lächeln über das Wort „freundschaftlich“. Ihre Beziehung war alles andere als „freundschaftlich“ gewesen.
Er schlang die Arme um sie und drehte sich so mit ihr um, dass sie unter ihm lag. Sie sah ihn sanft an, als wollte sie sein Innerstes in sich aufnehmen und seine erkaltete Seele bis in den letzten Winkel wärmen. Ernst genommen, geschätzt – ja, so fühlte er sich.
Diese Frau war nicht wie die anderen Adeligen. Sie war leidenschaftlich und stark. Sie sah Dinge, die andere nicht sahen.
Während andere ihn des Mordes beschuldigt hatten, brauchte sie nur einen Blick in das Medaillon zu werfen, um die Gerüchte zu durchschauen. Sie interessierte sich nicht für Klatsch und Tratsch – sie interessierte sich für Kunst. Sie schien die kostbaren neuen Gewänder zu mögen, die er ihr gekauft hatte, aber noch viel mehr hatte sie sich gefreut, als er ihr ihre Malutensilien zurückgegeben hatte.
Ihre Schwestern und ihr Vater hatten sie schlecht behandelt, trotzdem hatte Brenna um ihr Leben gefeilscht. Er hatte sie in die peinliche Lage gebracht und sie wie eine Gefangene in Ketten herumlaufen lassen, trotzdem ging sie auf ihn ein und gab sich ganz ihrer Leidenschaft hin.
„Durch meine Rücksichtslosigkeit sind meine Gemahlin und mein Kind ums Leben gekommen. Danach war ich eine ganze Zeit lang fast wahnsinnig vor Kummer und gab mich allen möglichen
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