Der Teufel und die Lady
Leidenschaften hin, vor allem dem Wein. Erst mein Bruder und meine Schwägerin haben mich vor mir selbst gerettet, und seitdem habe ich ein pflichtbewusstes Leben geführt.“
Und genau in diesem Moment sah sie ihn so voller Vertrauen an, dass er sich schmutzig fühlte wegen all der Dinge, die er ihr angetan hatte.
Wenn er nicht aufpasste, konnte es sein, dass er anfing, etwas für sie zu empfinden.
„Gefühle sind nur etwas für Schwächlinge“, hörte er seinen Vater sagen, doch Brennas Stimme überlagerte die höhnische Bemerkung.
„Bereut Ihr es, mich am Leben gelassen zu haben?“, neckte sie ihn.
Er betrachtete ihr Gesicht und nahm den Anblick ihrer halb gesenkten Lider und ihres verführerischen, feucht schimmernden Mundes in sich auf. „Im Moment nicht.“
Lächelnd zog sie ihn zu sich herunter, um ihn zu küssen, und er spürte, dass sie bereit war, sich ihm ganz gelöst und voller Vertrauen hinzugeben.
Das versetzte ihm einen Stich. Eine andere Frau hatte ihm auf die gleiche Weise vertraut – und er hatte sie im Stich gelassen. Brenna hatte unzählige Gründe, ihm nicht nur zu misstrauen, sondern ihn sogar zu hassen, trotzdem lag kein falscher Ausdruck in ihrem Blick.
„Liebt mich, Mylord“, raunte sie ihm zu.
Beinahe erschrocken zuckte er zusammen, nicht wegen ihrer Leidenschaft, sondern wegen ihrer Wortwahl. Liebt mich.
„Ihr hasst mich nicht“, stellte er verwirrt fest. Er hatte sie beinahe enthauptet. Sie ausgepeitscht. Gedemütigt. Wie viel Leidenschaft musste in einer Frau stecken, dass sie auch durch so viele schreckliche Taten nicht geschmälert wurde? Dieses Ausmaß an Hingabe verblüffte ihn. Als er noch so viel Verlangen in sich gehabt hatte, war er gleichzeitig rücksichtslos und selbstsüchtig gewesen. Nur durch äußerste Selbstbeherrschung hatte er sein Leben wieder in den Griff bekommen. Brennas Begehren hingegen war weder rücksichtslos noch selbstsüchtig. Brenna verzichtete ihren Schwestern zuliebe auf ihre Freiheit. Sie gab ihm einen großen Teil ihrer selbst.
Er hatte Angst davor, wohin es führen würde, wenn er seinen Gefühlen wieder nachgab, aber eins schwor er sich insgeheim – diese Frau wollte er niemals im Stich lassen.
Er spürte, dass sie bereit für ihn war, und küsste sie zart auf die Augenlieder. „Vergebt mir, Brenna, ich kann nicht lieben. Mein Herz ist tot.“
Sie antwortete nicht darauf, sondern schlang die Beine um seine Hüften. Beim letzten Mal war sie angekettet gewesen und hätte ihm niemals Einhalt gebieten können, selbst wenn sie das gewollt hätte. Dieses Mal jedoch übernahm sie die Führung.
Das erschütterte ihn zutiefst. So viel Hingabe hatte er nicht verdient.
Sie liebten sich bedächtig und genießerisch, weit entfernt von der wilden Leidenschaft, mit der sie diese Nacht begonnen hatten. Das Medaillon fühlte sich warm zwischen ihnen an, und James spürte den kraftvollen Schlag seines eigenen Herzens. Eines Herzens, von dem er geglaubt hatte, es könnte nie wieder zu einer Regung fähig sein.
20. KAPITEL
Brenna erwachte glücklicher und zufriedener als seit langer Zeit, vielleicht sogar als je in ihrem Leben. Sie genoss das wohlige Gefühl der Schwere in ihrem Körper und streckte sich ausgiebig.
Und stellte fest, dass sie zum ersten Mal seit Wochen nicht ans Bett gekettet war und nicht warten musste, bis ihr Herr und Meister erschien, damit sie sich anziehen konnte.
Herr. Meister. Diese Worte bekamen angesichts der Leidenschaft und der Gespräche der letzten Nacht eine ganz andere Bedeutung.
Er hatte es wahrlich meisterhaft verstanden, ihre Lust zu schüren. Er war zärtlich gewesen, aber auch wild, und sie errötete bei dem Gedanken daran, wie hemmungslos sie sich ihm hingegeben hatte. Doch als sie an das Kind dachte, wurde ihr das Herz schwer. Vielleicht konnte sie ihm ja ein anderes Kind schenken.
Sie rieb sich die Schläfen. Woher war jetzt dieser Gedanke gekommen? Kopfschüttelnd ging sie zum Waschtisch und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Der Mann brachte sie ganz um den Verstand.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis er etwas fand, das ihn darauf brachte, dass sie die Malerin der „Mätressen des Königs“ war, oder bis ihr Vater zurückkehrte – kurz, bis sich irgendwelche Dinge ereigneten, die bewiesen, dass der Waffenstillstand zwischen ihnen nur eine Illusion war.
Aber die letzte Nacht hatte sich nicht wie eine Illusion angefühlt. Da war so viel Wärme und sogar so etwas wie Zuneigung zwischen
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