Der Teufel und die Lady
ihnen gewesen.
Er liebte seine erste Gemahlin immer noch. Er sagte, er könnte nicht mehr lieben, weil sein Herz tot wäre. Ein Stich der Eifersucht durchzuckte sie. Hatte ihn mit seiner Frau das gleiche Verlangen verbunden wie mit ihr?
Rasch zog sie sich an und staunte immer noch, dass Montgomery nicht wie sonst jeden Morgen auftauchte, um ihr die Ketten anzulegen. Sie streckte immer wieder die Arme aus und schwelgte im Gefühl der Freiheit.
Er irrte sich. Ganz gleich, was er sagte – die letzte Nacht war etwas Besonderes gewesen, und das musste er selbst auch gespürt haben, denn sonst hätte er nicht darauf verzichtet, sie zu fesseln. Irgendetwas hatte sich verändert in ihrer Beziehung, aber was das war, konnte sie nicht genau sagen.
Sie ging zu ihrem Maltisch und setzte sich auf den Hocker. Ungefesselt zu sein und sich frei bewegen zu können, fühlte sich herrlich an. Wieder streckte sie sich, einfach nur, weil sie es konnte .
Ob er diesen Zustand beibehalten würde?
Das Bedürfnis zu malen, solange ihre Hände frei waren, wurde übermächtig. Sie griff nach dem kleinen Mörser und dem Stößel, um Tempera herzustellen.
Und sah den Schlüssel.
Er lag mitten auf dem Tisch auf einem Stapel Pergament. Sie griff danach und strich über das kühle Metall. Frei zu sein, war eine Sache – dass er ihr den Schlüssel übergeben hatte, eine ganz andere.
Ein Gefühl der Wärme durchströmte sie. Wenn ihre Beziehung immer so sein konnte wie in der vergangenen Nacht, würde ihre Ehe erträglich werden.
Nein. Nicht erträglich. Wunderbar!
Brenna sah durch das Fenster hinunter in den Hof. Dort beaufsichtigte ihr Gemahl gerade den Bau eines Gebäudes für die Lagerung von Heu im Winter. Er hatte viel Gold ausgegeben für Reparaturen und Ausbauten an der Burg – sein eigenes Gold. Montgomery tat mehr für Windrose Castle als ihr Vater in all den Jahren zuvor.
Die Sonne malte Reflexe auf sein dunkles Haar. Es war in den letzten Wochen ein Stück gewachsen und wirkte nicht mehr so steif und ordentlich wie früher. Er sah etwas ungekämmt aus, und das erinnerte Brenna wieder daran, was sie im Bett getan hatten. Ihr wurde heiß bei diesem Gedanken.
Sie beobachtete ihn und freute sich an seinen so typisch präzisen, geradlinigen Gesten. Wie mühelos er die Männer anleitete. Ab und zu lächelte er sie an, und es war ganz offensichtlich, dass sie nicht aus Angst vor ihm so hart arbeiteten, sondern um ihm eine Freude zu machen.
Genau wie sie in der vergangenen Nacht.
Wieder schoss ihr das Blut in die Wangen. Sie hatte ihn wirklich letzte Nacht erfreuen wollen. Ihre Ekstase war so groß gewesen, dass sie alles getan hätte, was er wollte, nur um die Erfahrung der Erfüllung erleben zu dürfen.
Aber sie durfte ihn nicht so sehr begehren. Sie wollte nach Italien reisen, der Enge und den Pflichten des Bergfrieds entfliehen. Und ganz sicher wollte sie keine Kinder haben. Nicht wahr?
Sie wandte sich von ihrem Gemahl und den verwirrenden Gefühlen ab, die er in ihr auslöste, und rührte die Tempera im Mörser mit ein paar übrig gebliebenen Eiern vom Vortag an. Später würde sie sich vom Hühnerhof frische besorgen müssen.
Sobald die Farben fertig waren, legte sie sich ein Pergament zurecht. Es hätte sie zu sehr gereizt, die Wonnen der letzten Nacht zu verewigen, aber sie wagte es nicht, am helllichten Tag eine neue Miniatur für Bruder Giffard anzufertigen, wenn Montgomery jederzeit in ihre Kammer kommen konnte.
Befreit von der Last, sich irgendein Motiv ausdenken zu müssen, das sich gut verkaufen ließ, begann sie einfach das zu malen, was ihre Fantasie hervorbrachte.
Ein Mann wurde auf dem Pergament sichtbar, stark und kräftig gebaut. Er hielt ein Breitschwert in der Hand und hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck. Die Szene wirkte leidenschaftlich und bezwingend. Auf dem Boden vor ihm lagen Glassplitter und eine zerbrochene Vase.
Brenna hielt inne.
Noch eine zerbrochene Vase. Verdammt.
Mit einem Lappen versuchte Brenna die Vase wegzureiben. Warum tauchte dieses seltsame Ding nun schon zum zweiten Mal auf einem ihrer Bilder auf? Angefangen hatte das kurz nach dem ersten Liebesakt mit Montgomery. Sollte es irgendeine Warnung vor allzu viel Leidenschaft sein? Ein Omen für eine künftige Katastrophe?
Sie erschauerte und wurde das ungute Gefühl nicht los, dass das Gefäß etwas Wichtiges zu bedeuten hatte. Verstimmt, weil ihre gute Laune so ein jähes Ende gefunden hatte, steckte sie die Pinsel in einen Krug
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