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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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verzaubert. Selbst jetzt sehnte sie sich nach dem tröstlichen Halt seiner starken Arme. Sie wollte sich an ihn schmiegen und von ihm erfahren, dass er die Verantwortung für alles übernahm und dass sie mit ihren aufgewühlten Empfindungen gut bei ihm aufgehoben war. „Ich werde nicht mitkommen“, wiederholte sie entschlossen.
    Nathan zerrte sie jetzt förmlich mit sich. „Hör jetzt gut zu, Schwester. Gwyneth hat ‚Die Mätressen des Königs‘ den Männern von Edward ausgehändigt. Sie wissen jetzt, dass du die Malerin bist. Wenn du glaubst, du könntest heimlich deine verruchte Kunst weiter ausüben, so irrst du. Dein Geheimnis ist längst gelüftet.“
    „Nein“, stieß sie entsetzt hervor.
    „Wie auch immer euer Verhältnis vorher war, jetzt wird Montgomery dich nicht mehr wollen, und du kannst für den Rest deines Lebens deine schändlichen Taten im Kloster bereuen.“
    Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Nathan zerrte sie unerbittlich weiter. Die Pflastersteine drückten sich schmerzhaft durch die dünnen Sohlen ihrer Schuhe, und das nasse Kleid klebte an ihren Beinen, sodass ihr das Laufen schwerfiel. „Wie konntet ihr nur?“, flüsterte sie heiser.
    „Es ist nur zu deinem Besten. Jetzt beeil dich, sonst erwischen sie uns noch, ehe wir den Hafen erreichen.“
    Sie wollte kreischen, wollte weinen, aber selbst alle Schreie halfen ihr nichts mehr, wenn Montgomery von den „Mätressen des Königs“ wusste.
    Es war alles verloren.
    Brenna fühlte sich, als sei sie in einen Sumpf geraten, in den sie mit jedem Schritt tiefer einsank. Blieb sie hier und gab zu, noch am Leben zu sein, winkte ihr der Scheiterhaufen. Aber fortgehen? Wie sollte sie das trostlose Leben ertragen, wenn James nicht mehr da war, um sie in finsterer Nacht sicher in seinen Armen zu halten?
    Andere Reisende kamen an ihnen vorbei. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, aber sie wärmte nicht. Eine bereits wartende Kutsche fuhr sie durch die Stadt, an der Kathedrale vorbei zum Hafen. Das Schiff ragte drohend vor ihnen auf. Wartend. Bereit, in See zu stechen.
    Aus der sicheren Entfernung wagte Brenna, sich noch einmal nach Windrose Castle umzusehen, das sich über die Katen und Häuser der Stadt erhob. Von hier aus konnte sie den ausgebrannten Turm nicht sehen.
    Als ob nichts geschehen wäre.
    Ihr Herz war schwer wie Blei. Sie hob die Nase in die Luft und wollte den Rauch und den Geruch ihres Schmerzes in sich aufnehmen, aber der salzige Wind vom Meer überlagerte ihn.
    Ob Montgomery um sie trauerte? Empfand er den gleichen Schmerz wie sie, darüber, dass ihre gemeinsame Zeit vorüber war? Oder hasste er sie gar? Sie hatte nie Koseworte von ihm gehört, erst recht keine Liebeserklärung. Hatte er ihr nicht gesagt, er hätte kein Herz mehr, um lieben zu können?
    Aber er hatte ihre Kunst gemocht, ihre Leidenschaft, die vertraulichen Stunden zu zweit. Er hatte so fest an ihre Gemälde geglaubt, dass er Bischof Humphrey gezwungen hatte, sie in der Kathedrale aufzuhängen.
    Selbst das würde vorbei sein, wenn er erkannte, dass sie die Malerin der „Mätressen des Königs“ war und er einer Verräterin geholfen hatte. Sie verlor allen Mut bei dieser Erkenntnis.
    Montgomery war ein Ehrenmann. Ein pflichtbewusster Mann. Ein Mann, der alles für seinen König tat.
    Nathan drängte sie jetzt die Schiffsrampe hinauf und rief nach dem Kapitän.
    Der Wind trieb ihr die Tränen aus den Augen, als das Schiff langsam aus dem Hafen glitt. Der Salzgeruch des Meeres wehte ihr entgegen.
    Vor ihnen lag Italien.
    Italien.
    Ihr Traum.
    Ihre Hoffnung auf ein neues Leben. Ihre Chance, selbst über ihr Geschick zu bestimmen und eine unabhängige Frau zu werden.
    Das, was sie immer gewollt hatte.
    Aufschluchzend legte sie den Kopf auf die Reling und weinte.

23. KAPITEL
    James musste husten, als er sich auf den Weg zu dem rußgeschwärzten Turm machte, um aus den verkohlten Überresten zu retten, was noch zu retten war. Der Rauch machte ihm zu schaffen. Er war vom Regen völlig durchnässt, und ihm wurde das Herz schwer, als er das Ausmaß der Zerstörung sah, das nicht mehr vorhandene Dach und die Fenster, einstige Zeugen des Brands. Von Brennas Kunstwerken war wahrscheinlich nichts mehr übrig.
    „Eine Frau – Lady Brenna! Herr, kommt schnell!“, rief Ogier ihm vom Eingang des Bergfrieds zu.
    Furcht, kälter noch als der Regen, breitete sich in ihm aus. Er begann zu rennen, lief in den Turm und die schmale Treppe hinauf, die glatt vom Regen

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