Der Teufel und die Lady
und ihn anflehen wollte, bei ihr zu bleiben. Aber sie wusste, er musste seine Pflicht tun und Verantwortung übernehmen. Es war selbstsüchtig, nur an ihre Arbeit zu denken, wenn der ganze Bergfried in Gefahr war.
„Stellt Euch mit in die Schlange und helft den Leuten mit den Wassereimern. Diese Beschäftigung wird Euch ablenken. Das ist besser, als einfach nur hier zu stehen und den Brand zu beobachten.“
Brenna biss die Zähne zusammen, denn ihr war klar, dass er recht hatte. Tränenüberströmt sah sie ihn an, wobei sie sich ganz auf sein Gesicht konzentrierte. Die Flammen spiegelten sich in seinen Augen wider, und sie fing an zu zittern.
„Alles wird gut. Aber wir müssen etwas tun, wir dürfen nicht länger hier herumstehen und gaffen.“
Seine feste, entschlossene Stimme drang bis zu ihrem Verstand vor. Zum ersten Mal im Leben war sie froh, ja, sogar dankbar, weil er so beherrscht und sicher die Führung übernahm. Sie schluckte und klammerte sich an seinen Auftrag wie eine Ertrinkende an die Rettungsleine. Sie zwang sich, auf die Reihe der Helfenden zuzugehen und sich zwischen den Arbeitenden einzugliedern.
Brenna nahm sich einen Eimer Wasser und reichte ihn an die vor ihr stehende Person weiter. Sie konzentrierte sich ganz auf das tröstliche Gewicht des Eimers, um sich nicht den quälenden Gedanken über ihren Verlust hinzugeben.
Die Nacht schritt voran, immer höher loderten die Flammen in den Himmel. Brenna arbeitete verbissen weiter, auch dann noch, als ihre Arme und Schultern schon unerträglich schmerzten. In einem stetigen Rhythmus wurde Eimer für Eimer weitergegeben.
Leute aus der Stadt gesellten sich zu ihnen. Pater Peter hob die Arme und betete um Regen. Adele hielt ihren Stock hoch und stimmte ihren eigenen Bittgesang an. Gwyneth stand daneben und rang die Hände.
Glimmende Glut vom Dach fiel auf andere Teile des Bergfrieds und bildete neue, kleinere Brandherde. Bedienstete warfen Erde und Wasser darüber, damit sich die Flammen nicht ausbreiteten.
Immer mehr Eimer reichte Brenna weiter; der Schweiß rann ihr in Strömen über das Gesicht.
Und dann, kurz nach Anbruch der Morgendämmerung, erhörte Gott ihre Gebete. Ein sanfter Regen setzte ein, der Beistand des Himmels für die völlig erschöpften Menschen. Regen! Himmlischer, himmlischer Regen.
Die müden Bediensteten fingen an zu tanzen, als die ersten Tropfen zischend auf die Flammen trafen. Der Morgen schritt voran, und der Kampf um den Bergfried schien gewonnen. Pater Peter nickte mit dem Kopf und sprach ein Dankgebet. Adele senkte ihren Stock, Gwyneth war nirgends mehr zu sehen.
Jetzt schienen sich alle Schleusen des Himmels zu öffnen. Es goss in Strömen, bis auch die letzten Flammen erloschen waren. Die ersten Arbeiter zogen sich erschöpft zurück, um sich etwas Ruhe zu gönnen.
Der beißende Gestank der Verwüstung lag in der Luft; es roch nach verbranntem Holz und nasser Erde. Das Dach des Turms war zerstört, nur noch die rußgeschwärzten Mauern waren stehen geblieben.
Schwer atmend sank Brenna zu Boden. Sie zog die Knie an und bettete ihren Kopf darauf. Regen prasselte auf sie herab, ihr Rücken schmerzte und ihre Glieder fühlten sich bleischwer an.
Nach dem lautstarken Durcheinander während des Brands, als die Arbeitenden sich brüllend etwas zugerufen und die Eimer geklappert hatten, war die Stille jetzt beunruhigend, ja, sogar verstörend.
Ausgelöscht.
Ihr ganzes Werk war ausgelöscht, ihre Gemälde vernichtet. Übelkeit stieg in ihr auf, und sie schlang die Arme um ihre Beine. Alles Wertvolle, was sie besessen hatte, war in diesem Turm gewesen. Ihre Pinsel, ihre Bilder, ihre Farben, selbst das Gold, das sie für die Reise nach Italien angespart hatte. Es würde Jahre dauern, diesen Verlust wieder auszugleichen. Manche Dinge waren sogar unersetzlich – die große Holztafel, auf die sie die Geburt Christi gemalt hatte. Eine andere mit Noah und der Sintflut, und eine weitere, die den Kampf des Erzengels Gabriel gegen Luzifer zeigte.
Die einzigen beiden Bilder, die ihr noch blieben, waren die, die James zur Kathedrale gebracht hatte. Heiße Tränen vermischten sich mit dem kühlen Regen.
„Eine Frau! Herr, kommt schnell!“ Ogier, der Holzfäller, erschien im verkohlten Eingang zum Bergfried und rief nach James.
Brenna sah, wie ihr Gemahl den Burghof überquerte. Seine sonst so makellose Tunika klebte ihm völlig durchnässt am Leib. Aber selbst der Anblick seines gut gebauten Körpers, der sich deutlich
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