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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Trapp
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und vom Ruß war. Konnte es sein, dass Brenna etwa doch in den Turm gegangen war?
    Zwei Bedienstete befanden sich bereits in ihrer Kammer und beugten sich über das Bett. Brennas Leinwände und Holztafeln waren verbrannt; James sah nur noch ein paar verkohlte Reste und Asche. Ihm wurde übel beim Anblick dieser Verwüstung. Ein Teil des Fußbodens war eingebrochen, sodass er vorsichtig um das entstandene Loch herumgehen musste.
    „Herr“, sagte einer der Bediensteten und trat vom Bett zurück. Sein Gesicht war verzerrt vor Kummer.
    Ein vollkommen verkohlter Frauenkörper lag zusammengekrümmt auf dem Bett. Die Gesichtszüge waren nicht mehr zu erkennen, genauso wenig wie die Farbe ihres Gewands.
    „Es ist Lady Brenna, Mylord.“
    James schmeckte Galle, Tränen schossen ihm in die Augen. Nicht Brenna. Nicht seine Brenna. „Nein, das kann nicht sein“, stieß er heiser hervor. Er hatte sie doch eben noch draußen gesehen, nicht wahr?
    Ein Stück Pergament lugte aus ihrer verkohlten Faust. James sank erschauernd vor ihr auf die Knie. Schon seit Jahren hatte er nicht mehr gebetet; in seinem Leben war es darum gegangen, Vergeltung für die Sünden anderer zu üben. Seine eigenen Sünden hatte er einfach verdrängt. Doch in diesem Moment hatte er das Bedürfnis, aus tiefster Seele zu beten. Bitte, lass es nicht sie sein.
    Er hatte gewusst, wie verzweifelt sie ihre Gemälde hatte retten wollen, wie groß ihr Schmerz war. Er hätte sie doch besser in Ketten legen sollen.
    Aufstöhnend zwang er ihre Finger auseinander, um zu sehen, was die Tote in der Hand hielt. Ein an den Rändern angesengtes Gemälde, eine erotische Miniatur, auf der ein nackter Mann zu einer nackten Frau auf das Bett stieg. Er starrte auf das Bild und blinzelte gegen seine Tränen an. Auf der rechten Schulter des Mannes entdeckte er eine halbmondförmige Narbe. Kein Zweifel, sie hatte ihn gemalt!
    Großer Gott. Brenna war tot.
    Warum war er nicht bei ihr geblieben? Warum hatte er sie nicht angekettet? Dann hätte sie nie in den Turm gehen können, um zu versuchen, ihre Bilder zu retten.
    Gegen seine Übelkeit ankämpfend, zerknüllte er das Pergament in seiner Hand. Der Schmerz in seinem Herzen wurde flüchtig überlagert von der Erkenntnis, dass Brenna die Malerin der „Mätressen des Königs“ gewesen war.
    Er hatte es geahnt, tief im Innern hatte er es gewusst. Für eine Jungfrau war sie viel zu leidenschaftlich im Bett gewesen, viel zu offen war sie mit ihrem Körper und ihrer Sinnlichkeit umgegangen. Tränen strömten über sein Gesicht.
    Er bettete die Stirn auf die Matratze und fühlte sich gleichzeitig wütend, verletzt und verzweifelt. Seine Schultern bebten, als der Schmerz ihn zu übermannen drohte. Seine Finger verkrampften sich um das Pergament, und er war sich nicht sicher, was er getan hätte, wenn er die Miniatur noch zu ihren Lebzeiten gefunden hätte. Es wäre seine Pflicht gewesen, Brenna sofort zum König zu bringen. Aber hätte er das gekonnt? Schon jetzt verspürte er die grenzenlose Leere in seinem Herzen, weil sie nicht mehr da war.
    „Da ist der Mann! Das ist der Maler von ‚Die Mätressen des Königs‘! Derselbe Mann, der eigentlich beauftragt war, den Maler zu überführen.“ Bruder Giffard betrat die Kammer, gefolgt von einer Truppe finster aussehender Gestalten. Mit bebendem Finger zeigte er auf James.
    „Ergreift ihn, Männer!“, rief ein Mann mit einem kurzen, dunklen Bart. „Im Namen des Königs!“
    James sprang auf. „Was …?“
    Die Männer umringten ihn, ehe er noch Zeit hatte, sich zu sammeln. Einer von ihnen riss ihm die Miniatur aus der Hand. „Das ist der Beweis, Hauptmann.“ Er faltete das Pergament auseinander und reichte es seinem Anführer.
    „Das habe ich nicht gemalt.“ James sah verwirrt von einem Mann zum nächsten. Das war nur eine Bande von Strolchen. Wahrscheinlich nicht einmal Soldaten von der Armee des Königs, sondern nur irgendwelche abtrünnigen Söldner in geheimer Mission. Was sie ihm da vorwarfen, war vollkommen lächerlich. „Ich kann überhaupt nicht malen.“
    Giffard wich zur Tür zurück, als sich der Kreis der Männer enger um James schloss. Seine Kutte schleifte über den rußgeschwärzten Boden, seine nackten Fußsohlen waren schwarz.
    „Giffard! Sagt ihnen, dass ich nicht der Maler bin!“, rief James, als ihm Brennas Kontakt zu dem Mönch einfiel. Zweifellos war das der Grund, warum sie an jenem Tag zur Kathedrale hatte gehen wollen.
    Der Mönch drehte sich nicht

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