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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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durch das Gemach zum Badezuber hinüber, neben dem Mildrede wartete und leise kichernd die Temperatur des Wassers prüfte.
    »Ach, bitte, Evie«, schmeichelte Tavis, und Evelinde zog ungehalten die Augenbrauen hoch, als sie aus seinem Munde ihren Kosenamen hörte, dessen Verwendung Mac vorbehalten war. »Ihr werdet uns in arge Schwierigkeiten bringen. Öffnet die Tür und lasst uns herein. Wir versprechen auch, nicht hinzusehen.«
    Evelinde bedachte diese Behauptung mit einem abfälligen Schnauben und machte sich daran, rasch ihr Gewand abzustreifen. Dass Fergus nicht spähen würde, hätte sie noch geglaubt, aber Tavis? Oh bitte. Der Mann war so brünstig wie ein Bulle, und soweit sie das beurteilen konnte, war nicht ein einziges weibliches Wesen vor ihm sicher. Es schien keine Frau zu geben, an der Tavis keinen Gefallen fand. Sie hatte ihn schon mit jungen und nicht mehr ganz so jungen, mit blonden, rothaarigen, brünetten und schwarzhaarigen Mädchen und Damen schäkern sehen. Sie hatte ihn mit schlanken und molligen Frauen beobachtet wie auch mit allen Spielarten dazwischen. Evelinde mutmaßte, dass er damit die Leere zu füllen versuchte, welche die Zurückweisung seiner Mutter in jungen Jahren in ihm hinterlassen hatte, war sich aber in diesem Punkt nicht sicher. Es machte ohnehin keinen Unterschied – er würde diese Leere niemals füllen können, indem er von einer Frau zur nächsten jagte.
    »Hinein mit Euch, mein Herz«, brummelte Mildrede, nachdem sie Evelinde beim Ablegen von Gewand und Unterkleid geholfen hatte.
    Evelinde murmelte einen Dank und stieg in den Zuber. Als das warme Nass ihre rußgeschwärzte Haut benetzte, seufzte sie wohlig. Das Wasser war genau richtig, und es hätte ein herrliches Badevergnügen sein können, wenn da nicht das anhaltende Gebrüll der Männer in der Halle gewesen wäre.
    Wahrlich, ihr Geschrei, Evelinde solle sie hereinlassen, wurde stetig lauter und aufgebrachter, und das vergällte ihr die Badefreuden. Sie verzog das Gesicht und machte sich daran, sich so schnell wie möglich den Ruß von der Haut zu waschen, um das Bad rasch hinter sich zu bringen. Offenbar war sie nicht die Einzige, die der Lärm störte; jedenfalls hatte Mildrede noch nie so flink ihr Haar gewaschen, und es schienen nur wenige Augenblicke vergangen zu sein, ehe sie eilig aus dem Bottich stieg, sich mit einem Leinentuch notdürftig abtrocknete und geschwind in ihre Kleider schlüpfte.
    »Es wird höchste Zeit, dass wir herausfinden, wer hinter all diesen Unfällen steckt«, brummte Mildrede missmutig, während sie Evelindes Gewand schnürte. »Ich denke, auch ich sollte ein paar Fragen stellen. Vielleicht erfahre ich von den Mägden etwas, das uns weiterhilft.«
    »Nein«, sagte Evelinde entschieden. »Ich möchte nicht, dass du dich in Gefahr begibst.«
    »Aber …«
    »Nein«, wiederholte Evelinde bestimmt. »Überlass das mir. Ich werde die Angelegenheit selbst ergründen und auflösen.«
    Mildrede presste die Lippen zusammen, erhob aber keine Einwände. Evelinde schritt zur Tür. Ihre Haare waren noch feucht und ungekämmt, doch sie hatte gebadet und war angekleidet, und das musste im Moment genügen. Sie konnte den Aufruhr, den Fergus und Tavis veranstalteten, nicht länger ertragen. Wenn die beiden so entschlossen waren, sie nicht aus den Augen zu lassen, dann sollten sie eben herumstehen und ihr dabei zuschauen, wie sie am Kamin ihre Haare kämmte und trocknete – eine gänzlich unspannende Darbietung. Zweifellos so interessant, wie Weizen beim Wachsen zuzusehen, dachte Evelinde und hoffte, dass es die beiden Quälgeister zu Tode langweilen würde.
    Als Evelinde ihr Haar endlich getrocknet hatte, war es Mittag. Sie schritt der kleinen Gruppe voran in die Halle hinab. Mildrede, die neben ihrer Herrin ging, lächelte verstohlen, doch sie war die Einzige, die sich amüsierte. Fergus und Tavis waren ungeduldig in der Kammer auf und ab gegangen und hatten von Zeit zu Zeit demonstrativ geseufzt, während sie darauf warteten, dass die Gemahlin ihres Laird endlich mit ihren Haaren fertig wurde. Evelinde empfand ihrerseits die Gegenwart der beiden Männer als störend. Wenn ihr Mann in der großen Halle gewesen wäre, als sie die letzte Stufe nahm, hätte sie ihn umgehend auf ein Wort beiseitegenommen.
    Doch Cullen war nach wie vor nirgends zu sehen. Evelinde seufzte schwer und schritt auf das Kopfende der Mittagstafel zu. Sie hatte die Halle etwa zur Hälfte durchquert, als das Portal sich öffnete

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