Der Teufel und die Lady
Edda saß am Feuer … Die Liste an Möglichkeiten war endlos.
Als Evelinde die letzte Stufe genommen hatte, zögerte sie, weil sie nicht recht wusste, was sie tun sollte. Als Herrin sollte sie … Sie kaute auf ihrer Unterlippe, als ihr aufging, dass sie nicht im Geringsten wusste, welche Pflichten sie hier hatte. Zu Hause hatte sie gewusst, was zu tun war, aber wie der Tagesablauf auf Donnachaidh aussah, davon hatte sie keine Ahnung.
Sie schaute zu der Tür hinüber, die, wie sie glaubte, zur Küche führte, machte einen Schritt darauf zu und hielt erneut inne. Zu Hause hatte eine ihrer Aufgaben darin bestanden, mit dem Koch die Mahlzeiten zu besprechen und die Vorräte durchzugehen, aber auf Donnachaidh liefen die Dinge vermutlich auch ohne sie reibungslos. Evelinde wusste nicht, wer hier welche Aufgabe versah und wollte niemandem in die Quere geraten.
Unwillig schnalzte sie mit der Zunge und trat ratlos von einem Fuß auf den anderen, wobei sie sich wünschte, sie hätte Biddy die eine oder andere Frage gestellt, als die Frau ihr beim Baden zur Hand gegangen war. Das nächste Mal würde sie es tun, nahm Evelinde sich vor, und auch ihren Gemahl würde sie so bald wie möglich fragen, was er von ihr erwartete. Fürs Erste würde sie sich nur umsehen und sich in ihr neues Zuhause einfinden.
Nun, da sie einen Plan hatte, fühlte sich Evelinde besser. Sie raffte ihr Kleid und schritt durch die große Halle auf die Tür zu, durch die Fergus verschwunden war. Wie erwartet, fand Evelinde sich in der Küche wieder. Was sie allerdings nicht erwartet hatte, war, dass diese allein von Frauen bevölkert wurde. Auf d’Aumesbery werkelten sowohl Männer als auch Frauen in der Küche, und neben dem kleinen, rundlichen Koch gab es noch mehrere junge, starke Männer für die schweren Arbeiten, wie zum Beispiel Wildschweine für den Spieß zuzubereiten. In der Küche von Donnachaidh hingegen war nicht ein einziges männliches Wesen zu sehen, selbst Fergus war verschwunden. Es musste noch einen anderen Zugang zur Küche geben, denn er hatte die Küche nicht wieder durch die Tür verlassen, durch die er sie betreten hatte.
Evelinde ließ ihren Blick durch den Raum und über die Frauen verschiedenen Alters wandern, bis sie Biddy erspähte. Überrascht stellte sie fest, dass die Frau, die wie Evelindes Kammermagd aufgetreten war, in Wahrheit für die Küche verantwortlich zu sein schien. Zumindest war sie es, die, wenn sie von dem Hühnchen aufsah, das sie gerade zerteilte, ihr großes Messer schwang und lautstark Anweisungen an die umhereilende Frauenschar vergab.
Ein jäher Schwall Sonnenlicht lenkte Evelindes Aufmerksamkeit auf die Tür nach draußen, durch die Fergus verschwunden sein musste. Neugierig betrachtete sie den dünnen, vom Alter leicht gebeugten Mann, der hereingetreten war. Dieser warf Biddy einen kurzen Blick zu und schlich dann praktisch auf Zehenspitzen an der Wand entlang, bis er ein Tablett erreichte, auf dem Pasteten abkühlten.
»Finger weg von den Pasteten, Scatchy, oder ich hack dir einen ab!«, rief Biddy, ohne aufzusehen. »Fergus hat das auch schon versucht, und um meine Geduld für euch Männer steht es gerade nicht zum Besten.«
Der alte, grauhaarige Scatchy starrte traurig auf das Tablett, neben dem er stand, und bedachte Biddy dann mit einem finsteren Blick. »Es ist schon grausam von Euch, Mylady, sie erst zu backen und uns dann nicht eine zu gewähren.«
Bei dieser Anrede merkte Evelinde auf. Mylady? Ihr Blick glitt zurück zu Biddy, und ihre Augen weiteten sich, als sie das Kleid begutachtete, das die Frau trug. Oben im Schlafgemach hatte Evelinde nur die Schürze gesehen und nicht darauf geachtet, dass das Gewand darunter viel zu kostbar für eine Magd war. Wer um Himmels willen war sie, und warum verdingte sie sich als Kammermagd und schuftete nun auch noch in der Küche? Cullen hatte nichts von weiblicher Verwandtschaft gesagt. Allerdings hatte er auch keinen männlichen Verwandten erwähnt, obgleich Evelinde wusste, dass er einen Cousin namens Tavis hatte – zumindest glaubte sie, dass Tavis sein Cousin war. Eine der wenigen Bemerkungen, die Fergus auf der Reise nach Donnachaidh ihrem Gemahl gegenüber gemacht hatte, war die, dass sie Cullens Cousin nicht mit den anderen Männern hätten zurücklassen sollen, da er wahrscheinlich vom erstbesten weiblichen Geschöpf überwältigt und nicht mehr nach Hause finden würde. Cullen jedoch hatte nur brummig bemerkt, dass die anderen ihm schon
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