Der Teufel und die Lady
Biddy schließlich, wobei sie keine Miene verzog. »Ich werde Euch währenddessen alles erklären.«
Mit einem leisen Seufzer griff Evelinde nach dem Met und nahm einen Schluck, während die Frau zu erzählen begann.
»Ich bin Cullens Tante«, verkündete sie, als sie an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt war und das Messer aufnahm. »Tavis ist mein Sohn, und Darach war mein Mann.«
Evelindes Augen weiteten sich ungläubig, als sie den Namen des Onkels erkannte, den Cullen angeblich umgebracht hatte. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und sah schweigend zu, wie die Frau sich wieder daranmachte, das Hühnchen zu zerlegen. Offenbar sollte Eintopf daraus werden. »Aber warum arbeitet Ihr in der Küche?«
Biddy lächelte. »Ihr sagt das so, als wäre es eine Strafe.«
»Nun …« Evelinde sah sich um. Keineswegs wollte sie die Frau dadurch beleidigen, dass sie sagte, dass es dies in ihren Augen tatsächlich war, aber ihre Miene musste sie verraten haben, denn Biddy lachte auf.
»Ich koche gern«, beteuerte sie amüsiert. »Das habe ich immer schon getan. Ich habe mich schon früher als Kind auf MacFarlane immer in der Küche herumgedrückt und die Köchin geplagt. Natürlich hat meine Mutter dieses merkwürdige Verhalten missbilligt und versucht, mich davon abzubringen, und sie hat es auch geschafft, bis ich mein eigenes Zuhause hatte. Aber als ich erst einmal hier war, habe ich erneut der Köchin zugesetzt. Sie hat mir ein paar Dinge beigebracht, nur damit ich endlich Ruhe gebe … und weil sie keine andere Wahl hatte, da ich schließlich ihre Herrin war«, setzte sie spöttisch hinzu. »Und im Laufe der Jahre habe ich immer mehr in der Küche getan.«
»Und Euren Gemahl hat dies nicht gestört?«, erkundigte sich Evelinde neugierig. Ihr eigener Vater wäre entsetzt gewesen, wenn er ihre Mutter bei der Küchenarbeit vorgefunden hätte.
»Meinen Mann hat es nicht gekümmert, was ich tat, solange ich zufrieden war und ihm nicht nachgestellt habe«, erwiderte Biddy eine Spur bitter.
»Oh«, murmelte Evelinde.
»Und es hat sich herausgestellt, dass meine Pasteten und einige andere meiner Speisen so gut sind, dass sich keiner der Männer beschwert«, fügte Biddy lächelnd hinzu. »Ich bin nicht nur in der Küche«, sagte sie dann ernster. »Ich helfe nur gelegentlich aus oder vertrete die Köchin, wenn sie nicht da ist. Derzeit besucht sie gerade für einige Tage ihre Tochter, und daher führe ich hier das Regiment, bis sie zurück ist.«
»Oh«, sagte Evelinde noch einmal und räusperte sich dann. »Nun, ich danke Euch sehr dafür, dass Ihr mir beim Bad zur Hand gegangen seid.«
Biddy kicherte. »Was hätte ich tun sollen? Ich selbst habe die Dienerinnen schließlich weggescheucht. Außerdem hatte ich dadurch Gelegenheit, Euch ein wenig kennenzulernen. Es tut mir nur leid, dass Ihr nicht wusstet, wer ich bin, ansonsten hätte ich es Euch natürlich erklärt. So.« Biddy deutete mit dem Messer auf die Pastete, die sie für Evelinde hatte holen lassen. »Esst. Euer Körper braucht Nahrung, um zu heilen, und Pasteten sind meine Spezialität.«
Evelinde rang sich ein Lächeln ab und nahm das Gebäck. Sie seufzte genüsslich, als sich schon beim ersten Bissen ein köstliches Aroma in ihrem Mund entfaltete und die Pastete auf ihrer Zunge zu einem zarten Nichts zu zerschmelzen schien. »Oh, das schmeckt wunderbar, Mylady So süß und locker.«
Das Kompliment ließ Biddy vor Freude erröten. »Pasteten sind meine Spezialität«, wiederholte sie. »Jeder auf Donnachaidh liebt sie, besonders Fergus. Dieser Mann ist mindestens zehnmal am Tag hier und versucht, eine zu stibitzen. Sie sind schnell weg, daher werde ich Euch ab jetzt welche beiseitelegen, wenn ich backe.«
»Oh, ja bitte«, murmelte Evelinde und biss erneut in das Gebäckstück, voller Bewunderung dafür, wie herrlich es schmeckte. Sie hatte immer geglaubt, dass der Koch von d’Aumesbery gut sei, doch nie war er mit etwas Vergleichbarem aufgewartet. Im Grunde schien der Koch auch kein besonderes Händchen für Süßspeisen zu haben.
»Möchtet Ihr noch eine?«, fragte Biddy, nachdem Evelinde die erste Pastete aufgegessen hatte.
»Ja, sehr gern, aber ich hole sie mir selbst« erwiderte sie rasch. Sie erhob sich, ging zu dem Tablett mit dem frischen Backwerk hinüber, nahm eine Pastete und kehrte zu ihrem Schemel zurück. Doch sie biss nicht sofort in den Kuchen. »Seid Ihr die Herrin hier, Mylady?«, fragte sie stattdessen Biddy.
»Biddy, bitte«, sagte
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