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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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den Kopf zurechtrücken würden.
    »Du kannst heute Mittag eine haben, wie alle anderen auch«, wies Biddy Scatchy wenig mitfühlend zurecht. »Und nun fort mit dir, zurück in den Stall, bevor ich dich mit einem meiner Hühnchen verwechsle.«
    Sie unterstrich diese Drohung, indem sie das Messer auf den toten, zerlegten Vogel niederfahren ließ und sauber ein Bein abtrennte.
    Kopfschüttelnd trat der alte Mann den Rückzug an. Als er an Evelinde vorbeikam, wurde er langsamer und bedachte sie mit einem breiten, zahnlosen Lächeln.
    »Raus mit dir!«, befahl Biddy dem Mann erneut. Sie schaute auf, um ihm einen drohenden Blick hinterherzuschicken, der sich allerdings in einen überraschten Ausdruck verwandelte, als sie Evelinde an der Tür sah.
    »Mädchen!« Biddy legte das Messer fort, wischte sich die Hände an der Schürze ab, die sie um die Taille trug, und eilte auf Evelinde zu. »Ihr seid schon auf. Als Cullen nach unten kam, sagte er, Ihr würdet sicherlich den Großteil des Nachmittags verschlafen.«
    Evelinde bemühte sich, nicht zu erröten. »Nay, ich habe während der Reise hierher meistens geschlafen.«
    »Oh, nun, wünscht Ihr vielleicht etwas zu essen?«, erkundigte sich Biddy.
    »Wenn es nicht zu viele Umstände macht, gern«, erwiderte Evelinde.
    »Nicht im Geringsten«, beteuerte Biddy. »Setzt Euch nur an die Tafel in der Halle, und ich schicke Euch eine Magd mit etwas Met und einer Pastete hinaus. Oder hättet Ihr lieber etwas Käse und Brot?«
    »Eine Pastete klingt wunderbar, aber Ihr müsst sie mir nicht bringen lassen«, sagte Evelinde. »Ich werde sie einfach hier essen. Ich würde Euch nämlich gern ein paar Fragen stellen, wenn ich darf«, erklärte sie.
    »Natürlich habt Ihr Fragen. Kommt mit hier herüber.« Biddy führte Evelinde zu dem Platz, an dem sie bis gerade gearbeitet hatte. Neben einem sauberen Stück Arbeitsfläche blieb sie stehen. Sie sah sich um, und ihr Blick fiel auf eine junge, blonde Küchenmagd, die Gemüse schnitt. »Mary!«, rief Biddy zu dieser hinüber. »Bring diesen Schemel dort her, damit das Mädchen sich setzen kann.«
    Die Magd hielt in ihrer Arbeit inne, hob den Schemel auf und hastete zu ihnen herüber, während Biddy eine andere Bedienstete anwies, Evelinde eine Pastete und Met zu bringen.
    »So, bitte sehr«, sagte Biddy, als Evelinde an dem blanken Abschnitt der Arbeitsfläche saß, Speis und Trank vor sich. »Fragt nur, was Ihr wissen wollt. Ich werde währenddessen weiterarbeiten, wenn es Euch nicht stört.«
    »Ganz und gar nicht«, versicherte Evelinde und zögerte dann, weil sie nicht so recht wusste, wie sie ihre Fragen in Worte kleiden sollte. »Wer seid Ihr?«, platzte sie schließlich einfach heraus.
    Biddy hielt inne und sah Evelinde überrascht an. »Ich habe mich Euch doch vorgestellt«, sagte sie. »Ich bin Elizabeth Duncan, habt Ihr das vergessen? Habt Ihr Euch beim Sturz vom Pferd den Kopf angeschlagen?« Sie runzelte besorgt die Stirn, legte das Messer beiseite und kam auf Evelinde zu, um deren Haupt näher in Augenschein zu nehmen.
    »Nein, nein, es geht mir gut«, beteuerte Evelinde rasch und hob abwehrend die Hände. »Ich hatte Euren Namen nicht vergessen, es ist nur, weil dieser Scatchy Euch doch ›Mylady‹ genannt hat und ich nicht bemerkt habe … Was ich sagen will, ist, dass ich Euch für eine Dienerin gehalten habe, als Ihr mir beim Baden halft, und als ich dann hier in die Küche kam, sah ich, dass Ihr offenbar hier das Sagen habt. Doch dann hat Scatchy Euch ›Mylady‹ genannt, und dabei hat mein Gemahl mir doch gar nichts von weiblichen Verwandten erzählt. Obwohl er mir auch von männlichen Verwandten kein Wort gesagt hat. Um die Wahrheit zu sagen, hat er überhaupt kaum etwas zu mir gesagt, wenn man einmal von all den Befehlen absieht«, fügte sie gereizt hinzu. In diesem Moment merkte sie, dass Biddy sie mit großen Augen schweigend anstarrte, und setzte entschuldigend hinzu: »Nicht dass irgendetwas davon für mich von Bedeutung ist. Ich wollte damit nur erklären, dass ich bedauerlicherweise nicht weiß, wer Ihr seid.«
    Verblüfft stellte Evelinde fest, dass Biddy – oder vielmehr Lady Biddy – Mühe hatte, nicht zu lachen. Dabei konnte Evelinde sich beim besten Willen nicht erklären, was so komisch war. Sie selbst schämte sich einfach nur schrecklich für ihre Unwissenheit und war mehr als nur ein wenig wütend auf ihren Gemahl, dem sie diese Unwissenheit verdankte.
    »Esst Euren Kuchen, mein Mädchen«, sagte

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