Der Teufel und die Lady
paar Männer in der Küche zu haben«, fuhr Biddy fort. »Leider sind sie ganz damit beschäftigt, die Wehrmauer zu bewachen und sich im Kampf zu üben. Damit bleibt alles Übrige an uns Frauen hängen.«
»Gibt es hier denn so wenige Männer?«, fragte Evelinde überrascht.
»Nay, aber …« Biddy stockte. »Hier auf Donnachaidh gibt es mehr Frauen als Männer, das stimmt schon. Zu viele gute Männer sind im Kampf gefallen, aber es ist nicht so schlimm, wie es einst war. Liam hat sich nach Darachs Tod stark um Bündnisse bemüht, und Cullen hat diese Politik fortgesetzt. Heute gibt es kaum noch eine Schlacht. Und viele der Töchter hier haben Fremde geheiratet und sie nach Donnachaidh geholt, und dies hat die Zahl der Männer noch einmal erhöht. Nun gibt es wahrscheinlich fast wieder so viele Männer wie Frauen hier.«
Evelinde nickte bedächtig. »Wenn die Männer doch aber nicht mehr für den Kampf benötigt werden, warum helfen dann nicht einige von ihnen in der Küche aus?«, fragte sie. »Ich sehe ja ein, dass sie weiterhin üben müssen, aber einer oder zwei wären doch sicherlich entbehrlich, und es würde die Sache leichter machen, wenn wir Männer in der Küche hätten, um beispielsweise schwere Gegenstände zu heben.«
Biddy hielt im Zerlegen des Hühnchens inne und sah sie verblüfft an. »Nun, das stimmt, aber … So ist es immer schon gewesen.«
Evelinde ließ das Thema fallen, behielt es aber im Hinterkopf, um es später mit Cullen zu bereden. So ist es immer schon gewesen war kein hinreichender Grund, etwas fortzuführen, wenn es einen besseren Weg gab. Evelinde sah nicht ein, warum nicht einige Männer dazu abkommandiert werden sollten, die schweren Arbeiten in der Küche zu übernehmen.
»Die Männer sind also allesamt damit beschäftigt, dort draußen die Wehrmauer zu bewachen oder sich im Burghof im Kampf zu üben?«, fragte sie und setzte den leeren Becher ab.
Biddy schnaubte nur. »Nay. Jetzt gerade sind sie draußen auf der Weide und feiern Eure Hochzeit.«
Überrascht hob Evelinde die Brauen. »Sie feiern unsere Hochzeit auf der Weide?«
»Aye. «Biddy grinste, als sie Evelindes Verwirrung sah. »Sie dürften damit beschäftigt sein, Bier in sich hineinzuschütten und Old Angus zu triezen. Old Angus ist ein Bulle«, fügte sie erklärend hinzu, noch ehe Evelinde fragen konnte. »Ein boshaftes Vieh mit einem scheußlichen Charakter. Jedes Mal, wenn es etwas zu feiern gibt, nehmen die Männer einige Fässer Bier mit auf die Koppel und hänseln den armen Kerl. Dann lassen sie sich von ihm quer über die Wiese jagen, um zu beweisen, wie mutig und schnell sie sind. Einige versuchen gar, den garstigen Burschen niederzuringen.«
»Ist das etwa ihre Vorstellung vom Feiern?«, fragte Evelinde fassungslos.
Biddy lachte. »Es sind nun einmal Männer«, erwiderte sie, als würde dies alles erklären.
Evelinde schüttelte den Kopf. »Und wie feiern die Frauen?«, erkundigte sie sich.
Wieder zögerte Biddy überrascht. »Uns bleibt keine Zeit zum Feiern. Wir haben hier zu viel zu tun, als dass wir uns die Zeit dafür nehmen könnten.«
Evelinde runzelte die Stirn. »Also üben sich die Männer im Schwertkampf, während die Frauen die ganze Arbeit übernehmen?«
»Aye. «Biddy nickte und hackte dann wieder mit dem Messer auf das Hühnchen ein. »So ist es immer schon gewesen.«
»Ich verstehe«, murmelte Evelinde. »Ist auch mein Gemahl unter den Feiernden auf der Weide?«
»Ganz sicher«, entgegnete Biddy. »Als er hinausging, trug er eines der Bierfässer.«
»Ich denke, ich werde einmal mit ihm reden«, sagte Evelinde. »Aber wenn ich zurückkomme, werde ich Euch wahrscheinlich mit weiteren Fragen zu Leibe rücken. Sofern ich darf, heißt das. Ich habe auf d’Aumesbery die Aufgabe der Burgherrin versehen, seit meine Mutter gestorben ist, aber jede Burg ist anders und ich …«
»Hat nicht Eure Stiefmutter die Rolle der Burgherrin übernommen, als sie Euren Vater heiratete?«, unterbrach Biddy sie verwundert.
Evelinde rümpfte die Nase. »Edda hat es vorgezogen, sich dem Müßiggang hinzugeben.«
»Ah.« Biddy nickte verstehend. »Nun, willkommen auf Donnachaidh, mein Mädchen. Hier gibt es keine Frauen, die sich dem Müßiggang hingeben, aber dafür sind wir froh, Euch bei uns zu haben. Ich wäre mehr als glücklich, wenn ich Euch helfen könnte, Euch hier einzuleben und zurechtzufinden. Kommt zurück, wenn Ihr fertig seid, und dann können wir gerne weiterreden.«
»Ich danke
Weitere Kostenlose Bücher