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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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ausgegangen war.
    Sie hoffte, dass seine Verletzungen wenigstens nicht tödlich sein würden. Während sie über die Weide rannte, versuchte sie sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was Mildrede ihr über Heilkunst beigebracht hatte. Cullen hatte sich wahrscheinlich ein oder zwei Knochen gebrochen … vielleicht auch mehr. Diese würde sie richten müssen. Die größte Sorge bereitete ihr jedoch sein Schädel, und sie schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, dass Cullen während des Falls seinen Kopf geschützt haben möge. Dabei genas er doch gerade noch von seinem letzten Sturz. Was dachte er sich bloß dabei, sich auf dieses rasende Biest zu setzen? Sie würde ihn zur Rede stellen, beschloss sie – sobald sie ihn für gesund genug erachtete, dass sie ihm guten Gewissens die Hölle heißmachen konnte.
    Die Männer schrien immer lauter und gestikulierten und schwenkten wild die Arme. Evelinde versuchte nicht daran zu denken, was wäre, wenn ihr Gemahl sich nicht wieder erholen würde.
    Das darf nicht sein, sagte sie sich. So grausam kann Gott doch unmöglich sein, oder?
    »Evelinde!«
    Verwundert erkannte sie Cullens Stimme, schob ihre Besorgnis beiseite und betrachtete die Menge auf der anderen Seite des Zauns eingehender. Ihr Herz tat vor Erleichterung einen Sprung, als sie sah, wie Cullen sich durch die Männer schob, die nun dicht gedrängt am Zaun standen.
    »Verdammt, lauft!«, brüllte er Evelinde zu und kletterte dabei über den Zaun, um zu ihr zu gelangen.
    Evelinde sah sein wütendes Gesicht und war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie ihren Gemahl wirklich so gerne sehen wollte. Sie wusste nicht im Geringsten, was sie getan hatte, um seinen Zorn zu verdienen, doch was sie sicher wusste, war, dass sie Cullen erst gegenübertreten wollte, wenn dieser sich beruhigt hatte.
    Erst als sie herumwirbelte, um in die Richtung zurückzulaufen, aus der sie gekommen war, sah Evelinde den Bullen. Das Pochen ihres Herzens und das Rauschen ihres Blutes in dem Moment, als sie Cullen hatte vom Pferd stürzen sehen, waren nichts im Vergleich zu der Reaktion, die ihr Körper zeigte, als sie nun den verrückten Angus über die Weide auf sich zudonnern sah.
    Evelinde war nie besonders auf Bewegung erpicht gewesen. Das wurde von einer Lady nicht erwartet. Sie ritt gerne und watete durch den Fluss, aber damit erschöpfte sich ihre körperliche Ertüchtigung in der Regel auch schon. Von einem schnaubenden Bullen gejagt zu werden, erwies sich jedoch als wundersamer Ansporn. Evelinde ergriff mit beiden Händen ihren Rock und stürmte auf ihren Gemahl zu. Sie rannte so schnell, dass ihre Füße kaum den Boden zu berühren schienen. Eigentlich wäre sie nicht überrascht gewesen, wenn ihr hinterher jemand erzählt hätte, ein Engel sei vom Himmel herabgestiegen und habe sie die letzten Schritte bis zum Zaun getragen. So blitzgeschwind war Evelinde, dass sie den Zaun erreicht hatte, bevor Cullen ihn überwunden hatte.
    Wie sie allerdings über den Zaun kommen sollte, war eine andere Frage. Sie konnte nicht zugleich klettern und ihren Rock festhalten. Evelinde hörte hinter sich das Donnern der Hufe und spürte beinahe schon Angus’ heißes, wütendes Schnauben im Rücken. Sie würde nie über den Zaun gelangen, ehe er sie erreichte. Das Biest würde sie aufspießen, durch die Luft schleudern und zerstampfen, sobald sie auf dem Boden aufschlug, dachte Evelinde düster, während sie eine Hand auf den Balken legte … und dann streckte ihr Cullen vom Zaun aus die Arme entgegen, ergriff den Rückenstoff ihres Kleides und hob sie mit einem Schwung aus der Koppel.

7. KAPITEL
    »Was zum Teufel habt Ihr Euch dabei gedacht, Weib?«, grollte Cullen. Er hatte ihr die Frage nicht zum ersten Mal ins Gesicht gespien – sie schien das Einzige zu sein, das zu sagen er imstande war, während er auf seine zitternde Gemahlin hinabblickte und ihr keine Gelegenheit gab zu antworten, ehe er die Frage erneut hervorstieß.
    Cullen konnte nicht anders. Als er gesehen hatte, wie seine zierliche Frau über Angus’ Koppel gelaufen war, hatte ihm eisige Furcht die Kehle zugeschnürt, sodass er beinahe an einem Schrecken erstickt wäre, den er in diesem Ausmaß nie zuvor verspürt hatte. Und der Schreck nahm noch zu, als er sah, wie Angus die leichtsinnige Frau entdeckte und über die Weide auf sie zustürmte.
    Schlimmer noch – als das törichte Weib ihn, Cullen, gesehen hatte, war sie mit einem Ausdruck der Erleichterung auf dem Gesicht stehen

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