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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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bekannt vor, auch wenn er sicher war, dass es keines der ihren war. Zumindest war es nicht unter denen gewesen, die er für sie eingepackt hatte.
    »Melaird!«
    Cullen blieb stehen und sah zur Wehrmauer hinüber, von wo einer der Männer ihm zuwinkte. »Was ist?«, rief Cullen.
    »Es nähern sich Reiter, Melaird«, gab der Mann zurück.
    Cullen runzelte die Stirn und sah dann Evelinde an, der dies jedoch entging, weil sie ganz damit beschäftigt war, sich zu winden, um einen Blick auf ihren Rücken zu erhaschen. Cullen wusste nicht, wonach sie suchte, und jetzt gerade hatte er auch keine Zeit, es herauszufinden.
    »Begebt Euch ins Schlafgemach und zieht Euch etwas Passendes an«, befahl er und schob sie auf den Wohnturm zu. »Ich muss sehen, wer da kommt.«
     
    Evelinde schritt auf den Wohnturm zu, kam jedoch nicht besonders schnell voran. Es war schwer, weit auszuschreiten, wenn man seinen Oberkörper so verdrehte, dass man den Rücken des Kleides begutachten konnte. Evelinde suchte nach der Brosche, die sie sich – ohne Erlaubnis – aus Cullens Truhe geborgt hatte. Die Brosche hatte sich offenbar gelöst und den Stoff freigegeben, den Evelinde im Rücken zusammengesteckt hatte, und sie hoffte, dass sich die Nadel irgendwo in den Falten des Kleides verfangen hatte. Leider jedoch ergab eine sorgfältige Untersuchung des Stoffes, dass die Spange verschwunden war.
    Evelinde zögerte, biss sich auf die Unterlippe und sah zur Koppel zurück. Die meisten der Männer waren bereits verschwunden, nur ein paar wenige schlenderten noch von der Weide fort. Unschlüssig schaute Evelinde dann in die Richtung, in der ihr Gemahl verschwunden war. Sie sah, wie er gekonnt eine in die Steinmauer gehauene Treppe erklomm. Zweifellos stieg er dort hinauf, um zu sehen, wer da kam, dachte sie bei sich und blickte wieder zur Koppel hinüber.
    Evelinde verspürte nicht das geringste Verlangen, sich erneut in die Nähe des Bullen zu begeben, doch andererseits wollte sie auch nicht ihrem Ehemann erklären müssen, dass sie seine Brosche verloren hatte. Was, wenn persönliche Erinnerungen an diese geknüpft waren? Sie mochte seinem Vater oder gar seiner Mutter gehört haben. Doch selbst, wenn nicht, hatte das Schmuckstück kostbar ausgesehen. Sie meinte sich daran zu erinnern, dass Rubine und Smaragde in die Spange eingearbeitet waren.
    Seufzend wandte Evelinde sich um und ging den Pfad, den sie schon halb hinter sich gebracht hatte, wieder zurück in Richtung Koppel. Sie bewegte sich langsam und hatte die Augen auf den Boden geheftet, um nach der Brosche Ausschau zu halten, konnte diese jedoch nirgends erblicken. Als sie den Zaun erreichte, war auch der letzte der Schotten, die dort gestanden hatten, verschwunden. Es schien, als seien die Feierlichkeiten vorüber.
    Evelinde blieb an der Stelle des Zaunes stehen, an der sie auch vorhin gestanden hatte, und hielt nach dem Bullen auf der Koppel Ausschau. Angus war nirgends zu sehen, aber so war es auch vorhin gewesen, und daher schaute sie nun genauer hin und erkannte, dass die Weide kein Rechteck war, wie sie zunächst gedacht hatte, sondern wie ein »L« geformt war, wobei das kürzere Ende scharf abknickte und hinter der nächsten Koppel und somit aus dem Sichtbereich verschwand. Zweifellos war das Untier vorhin an dem Ende gewesen, das Evelinde nicht hatte sehen können. Sie beschloss, dass es wohl besser war, die Koppel nicht auf eigene Faust abzusuchen.
    Sie presste die Lippen zusammen und umklammerte entmutigt die Holzlatte vor sich. Dann fiel ihr plötzlich wieder ein, wie sie beim Erklimmen des Zauns mit dem Rock hatte kämpfen müssen, der am Holz hängen geblieben war. Vielleicht war die Brosche dabei aufgesprungen und abgefallen, dachte sie und begann, den Boden vor dem Zaun abzusuchen, indem sie mit dem Stiefel das Gras hin- und herstrich und die Spange so zu erspähen hoffte. Als dies nichts brachte, kniete Evelinde sich nieder und kroch umher, wobei sie ihre bloßen Finger über das Gras fahren ließ. Sie war durchaus bereit, das Risiko einzugehen, sich an der Nadelspitze zu stechen, wenn sie dafür nur die Brosche fand. Sie wollte wirklich nicht erklären müssen, dass sie das Schmuckstück verloren hatte.
    Als auch dies keinen Erfolg zeitigte, richtete sich Evelinde seufzend auf, hockte sich auf die Fersen und starrte auf die Koppel. Die Brosche mochte tatsächlich aufgesprungen sein, als sie hier über den Zaun geklettert war, aber vielleicht hatte sie noch eine Weile im

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