Der Teufel vom Schefflerhof
deshalb waren sie gleich in ihre Kammern verschwunden.
"Danke, dass du es zugibst, Bauer."
"Red nicht so einen Schmarren daher. Mein Name ist Karl, die anderen nennen mich auch beim Vornamen." Er stieß seinen neuen Knecht etwas unsanft in die Seite. "Ich mag Leute, die was von der Arbeit verstehen. Du bist nicht schlecht. Aber meine Tochter wirst in Ruhe lassen, hast mich verstanden?"
Florian biss sich auf die Lippen. Niemals durfte er den Grund vergessen, weshalb er ausgerechnet am Schefflerhof Arbeit gesucht hatte. Nicht zufällig war er hier gelandet, er hatte eine Absicht, eine Mission zu erfüllen, die sehr wichtig war für sein weiteres Leben. "Freilich, darauf kannst dich verlassen, dass deine Tochter und ich nichts miteinander anfangen werden." Wieder versuchte er zu lachen, doch dieses Mal misslang es kläglich. Er wusste ja, dass er stark sein musste, nicht weil der Bauer das so wollte sondern… Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Hätte er vorher gewusst, was ihn hier erwartete, hätte er sich diesen Weg wohl noch hundertmal vorher überlegt, ehe er ihn eingeschlagen hätte.
"Dann ist es ja gut." Väterlich tätschelte der Bauer den Arm der jungen Frau und strich wie zufällig auch ein wenig über i hre Brust. Paola zuckte zurück und wurde blass.
Florian hatte diese kleine Berührung ebenfalls b emerkt, doch er dachte, es sei lediglich ein Versehen gewesen. Paolas Schreck führte er auf das erneut heftig einsetzende Gewitter zurück. "Wir sollten alle hinein gehen, ehe wir noch krank werden. Du bist so nass, Karl, dass dir der Weg nichts mehr anhaben wird."
Karl Scheffler nahm Paola bei der Hand, und g emeinsam rannten alle drei durch den heftigen Regen zum Haus. "Hoffentlich gibt es etwas Anständiges zu essen", bemerkte der Bauer. "Ich hab ordentlichen Hunger. Du auch, ... Florian?"
Der nickte. Ihm war das Zögern, als der Bauer se inen Namen aussprach, schon aufgefallen, aber er ließ sich nichts anmerken. "Ich werde mir nur noch rasch trockene Sachen anziehen." Er schaute in Paolas Gesicht, über das die Regentropfen liefen. Dass er sich irrte und es Tränen waren, konnte Florian ja nicht ahnen...
6. Kapitel
Verzweifelt starrte Dagmar Scheffler auf den verschmutzten Küchenboden. Eben hatte sie mit ihrem Mann Karl so eine heftige Auseinandersetzung gehabt, dass er das Mittagessen, das sie mit so viel Liebe zubereitete, einfach auf den Boden geworfen hatte.
"Warum hab ich diesen Menschen nur geheiratet?", fragte sie mit bebender Stimme, obwohl sie wusste, dass niemand im Raum war, der ihr hätte eine An twort geben können. "Er liebt mich nicht, hat mich nie geliebt. Und jetzt das! Ich werde mich scheiden lassen, auch wenn ich mit nichts gehen muss außer mit dem, das ich am Leib trage."
"Dann geh, du faules Weib." Unbemerkt hatte Karl Scheffler wieder die Küche betreten. Der Hunger plagte ihn, und fast b ereute er bereits, das duftende Gulasch so gnadenlos vernichtet zu haben. Ausgerechnet sein Lieblingsgericht.
Bei diesem Gedanken wuchs seine Wut auf die Frau, die er vor vielen Jahren geheiratet hatte, noch mehr. "Was hab ich mir da nur für ein Flittchen ins Haus geholt! Nicht einmal mit einem großen Eimer kannst meiner ersten Frau Magda das Wasser reichen", herrschte er sie an, und seine Augen sprühten tausend Funken. "Sie war viel besser als du, deshalb..."
"... deshalb hat sie dich auch verlassen." Zum er sten Mal, seit sie auf diesem Hof lebte wagte sie, Kontra zu geben.
"... und deshalb wird sie mir auf ewig fehlen", verbesserte er seine Frau gefährlich ruhig. Langsam ging er auf sie zu, und es sah so aus, als würde er gleich seine Hand heben und zuschlagen. Sein Blick hing wie festgefroren an ihrem Gesicht.
"Schlag doch, Karl, es wäre nicht das erste Mal. Teuer hab ich mein Dach über dem Kopf bezahlen müssen, viel zu teuer." Dagmar unterdrückte ein Schluchzen weil sie wusste, dass sie dann zwangsläufig wieder in der schwächeren Position sein würde. "Ich werde mich nicht wehren, aber dann geh ich. Bei dir bleib ich keine Stunde länger als notwendig."
Einen Moment lang stutzte der Bauer, dann schlug er zu, nur ein einziges Mal, aber das so heftig, dass Dagmar sich gerade noch am Küchentisch festhalten konnte, sonst wäre sie g estürzt. "Und jetzt? Was wirst jetzt machen, Weiberl?", fragte er spöttisch, ohne sie aus den Augen zu lassen. "Soll ich dir helfen, deine
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