Der Teufel vom Schefflerhof
geboren, und gewiss keine Absicht.
Auch Florian war zusammengezuckt und hatte im nächsten M oment Paolas zitternden Körper im Arm, ohne dass er überhaupt genau wusste, wie das gegangen war. Einen Moment lang stand er wie erstarrt. Damit hatte er nicht gerechnet. Ihre Nähe war ihm nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Es kostete ihn eine regelrecht körperliche Anstrengung, sein Herz ganz fest zu halten.
"Musst keine Angst haben, Madl", flüsterte er ihr leise ins Ohr und hielt sie fest. Auf einmal dachte er nicht mehr, fürc htete nicht mehr sondern fühlte nur noch. Ihre Wärme, ihre Nähe, ihre Hilflosigkeit brachten eine Saite in ihm zum Klingen, die er vorher noch nie empfunden hatte.
"Ich... fürchte mich vor Gewitter, seit vor Jahren ei nmal der Blitz in einen Stall bei uns eingeschlagen hat. Wir haben damals sogar Vieh verloren bei dem Brand." Sie unterdrückte ein Schluchzen. Ihr schlanker Körper bebte in seinen Armen. Florian stand starr da und wagte nicht, sich zu bewegen. Er atmete den Duft ihres langen Haares, in dem sich die Blitze wie Diamantsplitter widerspiegelten. Ganz fest hielt er sie, als wollte er sie für alle Zeit vor den Schwierigkeiten, die ein Leben so mit sich brachte, beschützen.
"Es ist nicht so schlimm, Paola, und ich bin bei dir", flüsterte er ihr zu und streichelte mit der rechten Hand über ihr Haar. "Du musst keine Angst haben. Ich spüre, dass es der Himmel heut gut mit uns meint. Schließlich hab ich sogar das Heu trocken einfahren können."
Sanft machte sich Paola von ihm los. "Hast ja Recht", sa gte sie und lächelte ihn etwas verlegen an. "Verzeih, dass ich mich dir so einfach an den Hals geworfen hab." Hastig löste sie ihren Blick aus dem seinen und ging zögernd zur Tür. Noch immer tobte draußen das Unwetter, der Wind peitschte die Äste der alten Bäume, und die Regentropfen fielen so dick und schwer auf die Erde dass sich stellenweise bereits kleine Wasserpfützen bildeten.
Florian vergaß plötzlich die Welt um sich herum. Es gab nur noch ihn und Paola, alles andere zählte nicht mehr. Sein Herz klopfte heftig. "Paola, ich..., es gibt nichts zu verzeihen", fügte er mit rauer Stimme hinzu. Alles in ihm schrie nach ihr, die Sehnsucht wurde unerträglich. "Warum..." Er zuckte zusammen, als ein greller Blitz den dunklen Himmel in zwei Teile zerschnitt.
Paola stand reglos da und hatte die Hände vors G esicht gehalten vor Angst. Noch immer bebte sie, doch ihr Atem wurde bereits ruhiger. "Warum hört das nicht endlich auf?", fragte sie unglücklich. "Das wird so lang dauern, bis es wieder irgendwo einschlägt."
Florian bedauerte es, dass sie sich nicht wieder in seine N ähe geflüchtet hatte. Zu gern würde er sie noch einmal halten, an sein Herz drücken und sich vorstellen... Ja, was würde er sich vorstellen? Er schüttelte den Kopf. "Bist ein Idiot, Florian", sagte er leise.
Verwundert schaute Paola ihn an. "Was hast du gesagt?"
"Ach nichts, ich hab nur mal wieder mit mir geredet", antwortete er betont gleichgültig. "Vielleicht könnten wir jetzt ins Haus gehen? Das Wetter scheint nimmer gar so schlimm zu sein." Mit einem Mal glaubte er, die Nähe der jungen Frau nicht mehr ertragen zu können. "Dein Vater und die anderen werden sicher jeden Moment hier sein, falls sie nicht einen Unterstand gefunden haben."
"Dort gibt es keinen Unterstand", antwortete Paola sofort. Ihr Blick versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. "Ich glaub, ich kann sie schon sehen." Enttäuschung war in ihrem Herzen, und sie wusste nicht den Grund dafür.
"Was treibt ihr in der Scheune?" Karl Scheffler war nass bis auf die Haut, als er schwer atmend in die Scheune stürmte. Argwöhnisch blickte er zu Florian. "Red schon, du Besserwisser." In seiner Stimme war weder Zorn noch Ärger, eher Anerkennung.
"Wir haben hier das Wetter abgewartet. Tut mir Leid, dass du nass geworden bist, Bauer", fügte er mit unterdrücktem Schmu nzeln hinzu. Er war froh, dass Karl Scheffler gerade jetzt gekommen war, denn er wusste nicht, wie lange er sich noch hätte zurückhalten können, zumal er gemerkt hatte, dass Paola ihn ebenfalls gern sah.
"Ja, lach nur. Da hab ich mir ein schönes Früch tchen ins Haus geholt. Ich hätte wirklich auf dich hören sollen, dann hätte ich mir das ersparen können." Er deutete auf seine nassen Kleidungsstücke, die schwer von Wasser an ihm hingen. Den Knechten ging es nicht viel anders,
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