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Der Teufel vom Schefflerhof

Der Teufel vom Schefflerhof

Titel: Der Teufel vom Schefflerhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hofbauer
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Er ist nicht mehr der, den ich vor über zwanzig Jahren geheiratet hab. Oder ich hab damals seine Schattenseiten gar nicht sehen wollen, weil ich eh keinen anderen Weg mehr hatte."
       "Das wird man heut e nicht mehr ergründen können." Martin füllte erneut Dagmars Tasse mit dem dampfenden Getränk. "Geht es dir schon ein bisserl besser?", fragte er und schaute ihr forschend ins Gesicht. "Du bist totenblass."
       In Dagmars Kopf überschlugen sich die Gedanken. Das Geheimnis, das seit über zwanzig Jahren ihr L eben belastete, bedrückte sie so sehr, dass sie es am liebsten laut herausgeschrieen hätte. "Ich habe... ich war damals..." Sie biss sich auf die Lippen und schwieg.
       Martin merkte, dass es in Dagmars Vergangenheit etwas gab, das sie sogar vor ihm verschwieg. Zuerst wollte er fragen, doch dann zwang er sich dazu, es nicht zu tun. Erst wenn sie selbst den Wunsch danach hatte, auch das mit ihm zu teilen, dann hatte er s owohl das Recht als auch die Pflicht, die ganze Geschichte zu hinterfragen. 
       "Verzeih mir bitte, Martin." Traurig blickte sie ihn an. "Ich weiß, dass du inzwischen von meinen dun klen Stunden der Vergangenheit etwas mitbekommen hast. Ich wollte alles vergessen, um irgendwann in Frieden leben zu können. Aber die Vergangenheit lässt sich nicht abschütteln wie Wassertropfen auf einem Regenmantel. Sie holt uns Menschen immer wieder ein, meist dann, wenn wir am wenigsten damit rechnen."
       "Wennst reden willst, Dagmar, dann kannst immer zu mir ko mmen mit all deinen Problemen. Auch wenn du es bei deinem Mann nicht mehr länger aushältst, dann komm zu mir. Hier hast immer eine offene Tür." Martin merkte, wie bitter ernst ihm diese Worte waren. Ein Gefühl war in ihm, das ihm fast den Atem zu nehmen drohte, eine Klammer, die sich um seinen Brustkorb schloss und sein Herz dabei heftig zusammenschnürte.
       Dagmar schien von seinem Gefühlssturm nichts zu beme rken. Sie hatte die Beine angezogen und sich in die Sofaecke gekuschelt. Ihre Gesichtszüge entspannten sich langsam, und ihr Atem ging auch nicht mehr so heftig. "Danke für deine Freundschaft, Martin", sagte sie leise. "Was würde ich nur tun ohne dich?"
       "Du bist stark und tapfer , Dagmar", antwortete Martin nach kurzem Überlegen. "Du würdest es auch allein schaffen. Dennoch bitte ich dich, es nicht zu tun. Komm zu mir, wann immer du mich brauchst." Mit einem warmen Gefühl im Herzen schaute er Dagmar an, die ihm zulächelte. Es fiel ihm unendlich schwer, sich zurückzuhalten und sie nicht einfach in die Arme zu nehmen. Er wusste genau, dass er sie, wenn er das erste Mal ihren Körper gespürt hatte, nie mehr würde gehen lassen. Und das war nicht möglich, denn sie war ja trotz allem noch immer verheiratet.
       "Ich bin ganz einfach nur müde", gestand sie. Dann legte sie ihren Kopf zurück, bis sie das weiche Kissen im Nacken spürte. Sie schloss die Augen, und wenig später war sie bereits eingeschlafen. Auf ihren Wi mpern glitzerte noch eine Träne.
       Martin blieb eine ganze Zeitlang ruhig sitzen und betrachtete nachdenklich ihr entspanntes Gesicht. Und dann war er auf einmal wieder da, der Traum von einer eigenen kleinen Familie, der vor über zehn Jahren mit dem überraschenden Tod seiner damaligen Verlobten gestorben war. Keine Frau hatte in der ganzen Zeit Claudias Platz einnehmen können. Doch jetzt, mit einem Mal, war er bereit für eine neue Liebe. Das einzige, das ihn davor zurück hielt, ihr einen Heiratsantrag zu machen war die Tatsache, dass Dagmar bereits verheiratet war. Doch selbst dieses Wissen konnte die Intensität seiner Liebe nicht mindern. Seine Gefühle für Dagmar waren nicht von vorübergehender Natur. Sie waren rein und ehrlich, und in diesem Moment war er fest davon überzeugt, dass sie für alle Zeiten halten würden.
     
    7. Kapitel
     
       Seine Stiefel reichten fast bis zu den Knien, und die glatte Schürze aus Kunststoff, die er trug, hielt allen Schmutz und alles Wasser von ihm fern. Der Bauer stand auf dem Misthaufen und versuchte, den Mist, den ein Knecht ihm mit der Karre brachte, ziemlich weit nach hinten zu verfrachten, damit auch alles Platz hatte. Er hatte beste Laune und pfiff laut vor sich  hin.
       Josef, der Knecht, warf ihm immer wieder argwö hnische Blicke zu. Er kannte den Bauern gut genug um zu wissen, dass solch eine ausgesprochen gute Laune gern ins Gegenteil umschlug, wenn sich die Situation entsprechend veränderte. Der Zorn, den Karl

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