Der Teufel vom Schefflerhof
Koffer zu packen? Arme Paola, dann wird sie den ganzen Schmutz erfahren müssen, den du ihr aufgeladen hast, du Rabenmutter." Er lachte gehässig.
Dagmar sank in sich zusammen. Der einzige Au sweg, ihre Tür zur Freiheit, war versperrt. "Das wirst nicht wagen", sagte sie leise, ohne durch einen Blick, eine Geste zu verraten, wie es in ihr aussah. Auf ihrer Wange zeichnete sich inzwischen als roter Fleck die Hand ihres Mannes ab.
"Ich kann noch viel mehr. Paola wird von der Stund e, in der ich ihr die Wahrheit gesagt hab, keine Mutter mehr haben." Wieder lachte der Mann und kam drohend auf Dagmar zu. "Na, was sagst, Weiberl?", spöttelte er und grinste hämisch. Dann hob er erneut die Hand.
"Hast das mit deiner ersten Frau auch gemacht? Es ist feig e, wenn ein starkes Mannsbild eine Frau schlägt." Das war der letzte Trumpf, den sie jetzt ausspielte. "Schämst dich denn gar nicht, Karl Scheffler?" Hass schwang in ihrer Stimme mit.
Offensichtlich hatten ihre Worte einen besonderen Reiz auf ihn. Seine Bewegungen wurden schneller, drohend baute er sich vor ihr auf. Ihre Angst, die ihm aus ihren Augen entgege n sprang, schien ihm wohl zu tun. "Und jetzt?"
Dagmar sah ihr Heil nur noch in der Flucht. " Nichts jetzt", schrie sie ihn an, gab ihm einen kräftigen Stoß gegen die massige Brust, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er taumelte, und in dem Moment gelang es ihr, an ihm vorbei zu huschen. "Jetzt ist vorbei!"
Noch ehe sich Karl Scheffler von seiner ersten Überraschung erholen konnte, fiel die Tür ins Schloss. Er sah seine Frau über den Hof rennen und zum Weg, der zum Dorf führte. Nicht ein einziges Mal drehte sie sich um.
Plötzlich stieg Angst in Karl Scheffler auf. Was hatte er g etan? Was blieb ihm, wenn Dagmar ihn wirklich verließ? Dann hatte er alles ein zweites Mal verloren. Mit Bewegungen, die wie die einer Marionette wirkten, wankte er zum Fenster. Von Dagmar war nichts mehr zu sehen. Da ließ er sich mit leisem Stöhnen auf die Bank fallen, stützte schwer den Kopf in die Hände und verharrte reglos.
Inzwischen sah Dagmar bereits die ersten Häuser des Do rfes. Es war wie ein Heimkommen für sie, als sie nicht weit entfernt bereits den goldenen Ochsen, das Aushängeschild der Gastwirtschaft, in der sie arbeitete, in der Nachmittagssonne schimmern sah.
"Um Himmel s willen, Dagmar, was hast denn? Wir haben heute geschlossen. Sag bloß, du hast das vergessen?" Martin Brenner, der Gastwirt, legte sein Tuch, mit dem er eben den Tresen hatte polieren wollen, auf den kleinen Tisch. Dann ging er mit raschen Schritten zu Dagmar. "Kann ich was tun?"
Die Verzweifelte schüttelte nur den Kopf. "Niemand kann e twas tun", schluchzte sie. "Ich hab einmal in meinem Leben nicht nachgedacht, hab nur auf mein Herz gehört. Und dann hat das Schicksal zugeschlagen. Jetzt weiß ich nicht mehr weiter."
"Dein Mann?" Martin Brenner hatte die Gerüchte schon g ehört, die immer wieder im Dorf kursierten und natürlich auch in seiner Gastwirtschaft gründlich durchgesprochen wurden. "Hat er dich geschlagen?"
"Nein, nicht direkt", wehrte Dagmar Scheffler ab und drehte ihr Gesicht vorsichtshalber ein wenig zur Seite, damit er den roten Fleck nicht sah, der sicher noch erkennbar war. "Nicht mit der Hand, aber dafür mit Worten und Taten", log sie. "Ich... kann nicht länger mit ihm unter einem Dach leben. Er ist... für mich nicht mehr zu ertragen."
"Das kann nicht dein Ernst sein." Der Gastwirt griff nach ihrer Hand. "Hast es dir reiflich überlegt, wie es weitergehen soll?" Er griff sanft unter ihr Kinn und hob liebevoll ihr Gesicht seinem entgegen. "Sag, Dagmar, was hast du vor? Wenn ich dir irgendwie helfen kann, musst es mich nur wissen lassen. Ich werde tun, was ich kann."
"Da kannst nicht einmal du mir helfen, Martin", schluchzte Dagmar erneut. "Ich bin gefangen, und es gibt für mich kein Entrinnen. Paola hat... sie ist..." Die Frau brach ab, begann erneut zu weinen und schlug die Hände vors Gesicht. Doch dieser Zusammenbruch war nur einen Moment lang. Dagmar war es gewöhnt, sich zusammenzureißen. Deshalb dauerte es auch nicht lang, bis sie ihre Hände wieder vom Gesicht nahm. "Entschuldige", stammelte sie verlegen. "Ich wollte dir nicht die Hölle heiß machen. Aber in dem Moment meiner Verzweiflung wusste ich ehrlich nicht, wohin ich gehen könnte.
"Es war richtig von dir, dass du gleich zu mir g ekommen bist. Wennst magst, kannst so
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