Der Teufel vom Schefflerhof
finden, aber nicht jetzt."
"Hast es deiner Mutter schon gesagt?" Florian kon nte noch immer nicht begreifen, was er eben erfahren hatte. Ein einziger Gedanke war in seinem Kopf, der immer mehr Gestalt annahm. Er musste Paola aus den Händen dieses Monsters retten, denn er liebte diese junge Frau von ganzem Herzen. Nur, wie er das anstellen sollte, das wusste er nicht. Niemand kannte ihn hier, keiner wusste, wer er war. Seine einzige Hoffnung war Dagmar, Paolas Mutter. Ihr musste er sich zu erkennen geben, ihr musste er sagen, weshalb er überhaupt gekommen war.
Er hatte gehofft, einen lieben, gütigen Menschen vorzufi nden, in dem er seine eigene Vergangenheit wenigstens ein bisschen wieder finden konnte. Und war hatte er angetroffen? Einen Mann, der an Grobheit, Herzlosigkeit und Gefühlskälte kaum zu übertreffen war.
"Bitte, Florian, halt dich da raus. Es bringt ganz s icher nichts ein, wenn du dich einmischst. Der Vater spürt sich nimmer, wenn man anderer Meinung ist als er selbst." Sie griff nach seinem Arm und hielt sich an ihm fest. "Mach keinen Fehler, ich bitt dich." Ihre Augen schwammen in Tränen.
Florian nickte. Er erkannte, dass er Paolas Wünsche respektieren musste, wenn er ihr nicht noch mehr Unheil zufügen wollte. Er überlegte einen Moment lang, dann seufzte er leise. "In Ordnung, Madl, ich werde mich zurückhalten, auch wenn es mir sehr schwer fällt." Forschend blickte er sie an. "Kannst allein bleiben, oder soll ich dich zum Doktor bringen?"
"Es geht schon", antwortete sie und richtete sich auf. "Ein bisserl schwindlig ist mir noch, deshalb we rde ich mich hinlegen. Bis zum Abend bin ich wieder in Ordnung." Sie rang sich ein zuversichtliches Lächeln ab. "Mach dir nicht zu viele Gedanken,
Flori an. Vielleicht kommt der Vater eines Tages zu sich und merkt, wie zahlreich und unentschuldbar die Fehler in seinem Leben inzwischen geworden sind."
"Wie du meinst . Dann werde ich jetzt wieder an meine Arbeit gehen. Leg dich hin und erhol dich. Ich bin ganz sicher, dass es bald eine Lösung für alle Probleme geben wird. Musst dir keine Sorgen machen." Er bemühte sich, zuversichtlicher zu erscheinen als es ihm zumute war.
Paola lächelte müde und ging an ihm vorbei zur Tür. "Da nke, dass du da bist", sagte sie noch, dann war sie aus der Küche.
Florian schaute noch eine ganze Weile vor sich hin, bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, er liebte Paola, mehr als er sich eingestehen wollte. Doch diese Liebe war strafbar, er durfte solche Gefü hle nicht für Paola hegen. Das machte ihn so traurig, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Sein Mund bebte, und er musste hart gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Zum ersten Mal tat es ihm von Herzen Leid, nicht auf den Rat seiner Mutter gehört zu haben, die von Anfang an gegen diese Reise in die Vergangenheit gewesen war. Doch nun war es zu spät. Die Reise hatte längst begonnen, und ein Ende war noch nicht abzusehen.
8. Kapitel
Auch Florian verließ gleich danach den Raum und das Haus. Mit raschen Schritten lief er über den Hof und befand sich wenig später schon auf dem schmalen Feldweg, der direkt ins Dorf führte. Es war bereits gegen Abend, und über den Bergen stand als glühender Feuerball die Sonne. Dunkel erhob sich das Gebirgsmassiv gegen die Dämmerung wie eine schützende Mauer.
Einen Moment lang blieb der Mann stehen und b etrachtete die Umgebung, die ihm in den letzten Wochen bereits zur Heimat geworden war. Ein Gefühl, so brennend wie Abschiedsschmerz, stieg in ihm auf. Doch er riss sich gewaltsam los, wollte nicht in Ratlosigkeit und Verzweiflung versinken, denn damit hätte er nichts bewegen können.
Florian wusste, dass Dagmar Scheffler heute bis in die Nacht hinein im Gasthof zum Ochsen arbeitete. Er hoffte nur, dass sie ein paar Minuten Zeit finden wü rde, um ihm zuzuhören. Sie war der einzige Mensch in diesem Ort, den er zur Verbündeten wählen konnte.
Dagmar befand sich nicht in der Wirtsstube, als er ei ntrat. Für die abendlichen Gäste war es noch zu früh, und Urlauber, die sich zum Mittagessen einfanden, waren längst wieder gegangen. Der Mann schaute sich um, dann entdeckte er die Türe hinter dem Tresen. Normalerweise hätte er sie nicht beachtet, doch da er mit einem dringenden Anliegen gekommen war, blieb ihm gar nichts anderes übrig als nach der Frau seines Arbeitgebers zu suchen. Er drückte die Klinke nieder und öffnete
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