Der Teufel vom Schefflerhof
leise. "Hallo."
"Hier ist privat." Die Männerstimme klang nicht u nfreundlich, eher erschrocken. "Sie müssen noch eine Weile warten. Wir haben erst ab achtzehn Uhr Ausschank."
Florian übersah mit einem Blick die ganze Situation. D amit hatte er jedoch nicht gerechnet. In der Mitte des gemütlich eingerichteten Raumes stand Dagmar Scheffler in offensichtlich inniger Umarmung mit Martin Brenner, dem Gastwirt. Bei seinem Eintreten waren beide erschrocken auseinander gefahren. Dagmar richtete verlegen ihre etwas zerzausten Haare.
"Verzeihung, ich... hatte geklopft", sag te der Mann und war nicht weniger peinlich berührt von der Situation. "Ich wollte mit dir reden, Dagmar." Gleich von Anfang an hatte die Bäuerin ihm das Du angeboten, weil sie es auch mit den übrigen Angestellten so hielt. "Es ist wichtig."
Dagmar nickte. "Können wir nach nebenan gehen?"
Natürlich hatte der Gastwirt nichts dagegen. "Du musst dich nicht beeilen", versicherte er. "Eine Weile kann ich die Arbeit allein schaffen."
Mit hölzernen Schritten ging Dagmar dem Knecht voraus in die gute Stube. "Setz dich, Florian. Ich möchte dir erkl ären, dass..."
"Du musst mir nichts erklären", versicherte Florian sofort. "Was du tust, ist ganz allein deine Sache und geht einen Dritten nichts an. Dazu muss ich noch sagen, dass ich dich sehr gut verstehen kann. Dein Mann..."
Dagmar ging ihm auf seine Worte gar nicht ein. "Ich wollte bestimmt nicht, dass meine Ehe so verläuft", fuhr sie fort. "All die Jahre hab ich um Karl gekämpft, versucht, ihm das Leben schön zu machen und dabei gehofft, dass ein bisserl von seinem Gefühl auch auf mich abfallen könnte. Aber er hat immer alles für sich gebraucht. Ich konnte mich bemühen und bemühen, aber er hat mich nur wahr genommen, wenn er..."
"... wenn er dich quälen wollte."
Entsetzt schaute sie ihn an. "Woher weißt du das, Florian?" Ihre Augen schwammen in Tränen.
"Das ist nicht zu übersehen. Glaub nicht, die anderen würden mit geschlossenen Augen durchs Leben gehen. Es gibt auf dem ganzen Hof keinen, der nicht Mitleid mit dir hätte. Warum sprichst du nicht einmal ein Machtwort?"
Dagmar dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte sie den Kopf. "Das geht nicht", versicherte sie verzweifelt. "Es geht... um Paola." Sie schaute ihn an, als würde sie überlegen, ob sie weiterreden oder lieber schweigen sollte. Sie entschied sich, nichts zu sagen.
"Es tut mir Leid, dass du zu mir kein Vertrauen hast." Flor ian schien enttäuscht zu sein. "Ich glaub, ich hätte nicht herkommen sollen. Meine Absicht..." Er biss sich auf die Lippen. "Die Mutter hatte mich gewarnt. Aber ich wollte nicht hören. Es... ist alles kaputt." Unglücklich wandte er sich ab. Plötzlich wollte er mit Dagmar nicht mehr über das sprechen, was er von Paola erfahren hatte. Sie hätte ihm womöglich nicht einmal geglaubt. "Pass auf Paola auf. Sie braucht deine Hilfe jetzt dringender als je. Dein Mann ist... er hat..." Plötzlich konnte Florian nicht mehr weiterreden. Ohne noch etwas zu sagen stürmte er aus dem Zimmer, vorbei an dem Gastwirt, der ihm verwundert nachschaute.
Als die Tür ins Schloss fiel, ging Martin Brenner in seine Wohnung. Er fand Dagmar in Tränen aufgelöst am Tisch sitzen. Sie schaute nicht mal auf, als er sie sanft an den Schultern fasste und zu sich umdrehte. Liebevoll umfasste er ihren Kopf und streichelte über ihr dunkles Haar. "Was ist denn gesch ehen?"
Dagmar schüttelte den Kopf. "Ich... weiß nimmer, was ich tun soll. Florian hat Recht. Ich muss Karl ve rlassen, aber ich kann nicht. Wenn ich gehe, dann wird er Paola alles sagen und ich werde meine Tochter verlieren." Wieder schluchzte sie und schmiegte sich schutzsuchend an ihn.
"Geh weg von ihm. Ich... hab dich lieb, Dagmar, und ich möc hte mit dir, mit euch leben." Er ließ sie los und wich einen Schritt zurück. "Das hätte ich nicht sagen dürfen, denn du bist verheiratet. Verzeih mir bitte."
"Es gibt nichts zu verzeihen." Dagmar wischte sich das Gesicht ab. "Ich liebe Karl schon lang nimmer. Er ist nicht der Mann, mit dem ich mein Leben beschließen will. Aber ich kann nicht weg von ihm, denn ich würde verzweifeln, wenn ich mein Kind verliere."
"Was redest du denn? Du wirst doch nicht behaupten wollen, Paola hängt so sehr an ihrem Vater, dass sie eine Trennung der Eltern nicht verkraften würde." Er schien ratlos und sehr enttäuscht zu
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