Der Teufel vom Schefflerhof
Kinder aus dem Dorf immer erzählt hatten.
"Ich kann lieb und verständnisvoll sein", antwortete der Ba uer sofort versöhnlich. "Aber dafür musst mir halt auch etwas entgegenkommen. Geh, Paola, wir zwei werden schon..." Wieder versuchte er, nach ihr zu greifen.
Voller Entsetzen hob die junge Frau beide Arme, um seinen e rneuten Übergriff abwehren zu können. Sie schlug gegen seine Arme, dass er taumelte. Doch das hätte sie besser nicht getan. Damit hatte sie vollends seine Freundlichkeit verscherzt. Noch ehe sie überhaupt begriff, was geschah, hatte er bereits weit ausgeholt. Und dann sauste seine Hand mit einem lauten Klatschen auf ihrer Wange nieder.
Paola wusste nicht, wie ihr geschah. Mit einem Mal sah sie alles um sich herum grau und rot und voller Wellen. Z uerst glaubte sie noch, sie würde sich alles nur einbilden, doch dann merkte sie plötzlich, wie die Beine unter ihr nachgaben. Die Wirklichkeit verlor an Bedeutung, und noch ehe sie überhaupt begriff, was mit ihr geschah, war sie bereits zu Boden gestürzt. Sie spürte nicht einmal den Schlag auf ihrem Hinterkopf, als sie gegen die Tischkante prallte.
"Hör auf, mir was vorzuspielen. Ich seh ganz genau, dass dir nichts geschehen ist. So red schon, oder soll ich dich noch einmal schlagen ?", schimpfte der Bauer. Etwas ratlos stand er vor der unbeweglichen Gestalt, die vor ihm auf dem Boden lag. Dann stieß er mit der Schuhspitze vorsichtig gegen Paolas Leib, doch diese rührte sich nicht mehr. "Sag doch was." Offensichtlich wurde ihm etwas mulmig zumute. Er beugte sich zu ihr hinunter und rüttelte sie vorsichtig an den Schultern.
Paola öff nete die Augen, doch ihr Blick schien unendlich weit entfernt zu sein. Ihr Gesicht war totenblass.
"Steh auf und lass diesen Unsinn sein", herrschte der Bauer sie an. "Ich weiß gut, dass du mir nur einen Schrecken einjagen wolltest." Er erhob sich und stieß wieder mit dem Fuß an ihre Seite. "Jetzt steh endlich auf."
Paola drehte ihr Gesicht langsam zu ihm und starrte ihn leer an. "Du... du Ungeheuer", flüsterte sie. "Fass mich nie wieder an, sonst geschieht ein Unglück." I hre Stimme war tränenerstickt, und doch konnte man auch den übergroßen Hass darin heraushören.
"Verrückte Geiß", fauchte der Mann. Er drehte sich um und verschwand mit raschen Schri tten aus der Küche. Vor der Türe prallte er fast mit Florian zusammen, der es draußen nicht mehr ausgehalten hatte. Instinktiv hatte er gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. "Wo ist Paola?", fragte er hart.
Der Bauer zuckte zusammen. Zuerst wollte er pr otestieren, doch etwas an Florian signalisierte ihm, dass er in dem jungen Knecht seinen Meister gefunden hatte. "Sie ist in der Küche, hockt bloß herum. Die hat der Depp erwischt", fügte er verächtlich hinzu.
Ahnungsvoll stürmte Florian in die Küche. Paola hatte sich inzwischen aufgerappelt und saß am K üchenstuhl. In der Hand hatte sie ein blutverschmiertes Geschirrtuch, mit dem sie ihre aufgeplatzte Lippe abtupfte. Als er eintrat drehte sie nicht einmal den Kopf nach ihm.
"Paola, Himmel, was ist denn geschehen? Hat er dich geschlagen?" Er ging neben ihr in die Hocke, damit er besser ihr G esicht sehen konnte. "So rede doch endlich, Paola. Ich... hab furchtbare Angst um dich." Er strich ihr das wirre Haar aus der Stirne, und als er die Hand wieder zurückzog, entdeckte er den Blutstreifen, der sich über seine Handfläche zog.
Auch die junge Frau war offensichtlich entsetzt. Schwe igend starrte sie auf das Blut. "Ich... muss mich bei dem Sturz verletzt haben", sagte sie nach einer Weile, als sie sich von dem Schreck etwas erholt hatte. "Die Tischkante..."
"Warum bist du gestürzt? Er... hat dich geschl agen."
Paola nickte. "Er hat zugeschlagen, weil ich nicht mit ihm..."
"Das kann doch nicht möglich sein." Florian spürte, wie es ihm heiß ins Gesicht stieg. Es war nicht Trauer, nicht Ratlosigkeit, es war regelrechter Hass, den er im Moment empfand. Wäre der Bauer jetzt in seiner Nähe, dann hätte er um sein Leben fürchten müssen. "Ich... werde mit ihm reden, nein, ich werde..."
" Nichts wirst du tun, Florian. Ich muss hier leben, kann meine Mutter nicht im Stich lassen. Der Vater war schon immer so, ich hab mich dran gewöhnt."
"Auch daran, dass er..."
"Das war heute das erste Mal", antwortete die junge Frau und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Ich muss eine Lösung
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