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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Boden zu heiß wird. Wollen in die
Türkei, weiter nach Ägypten und hernach... aber das interessiert mich nicht.
Die Pässe soll ich an einen Mittelsmann in Weinfurth schicken, wo Prüffe sie
dann abholt.“
    „Prüfte?“
    „Poldgar Prüffe. Die beiden
andern sind Maulwurf-Paul und Stehgeiger-Josef. Aber künftig heißen alle drei
anders. Hahahah.“
    „Mann! Pritsch! Nach dem Trio
wird doch gefahndet.“
    „Na, und? Spricht das gegen
sie?“
    „Der eine soll verwundet sein.“
    „Den brauchst du ja nicht zu
nehmen für den besonders tüchtigen Auftrag.“
    „Ich weiß nicht recht.“
    „Ich empfehle dir Prüffe. Der
ist echt gut. Außerdem in ‘ner Notlage. Mach ihm einen guten Preis, und deine
Sache ist geritzt.“
    „Du meinst, der übernimmt
sowas?“
    „Der macht alles. Bisher war er
mehr auf geklaute Luxuswagen spezialisiert. Daher kennen wir uns.“
    „Erreichen kann ich Prüffe also
über den Mittelsmann?“
    „Genau.“
    „Na?“
    „Was?“
    „Vielleicht sagst du mir bald
die Adresse.“
    „Ach so. Entschuldige. Bin
total abgeschlafft. Das war wieder ein Stress heute. Wir hatten drei
Heroin-Lieferungen aus der Türkei, fünf Fuhren Hehler-Ware von Einbrüchen in
Deutschland, Italien und der Schweiz, außerdem Ärger mit dem Falschgeld. In
unserer Druckerei hat irgendso ein Idiot die Druckplatten verwechselt. Weiß gar
nicht, wie das passieren konnte. Jedenfalls habe ich nun 10 000 Banknoten am
Lager. Auf der Vorderseite sind das schöne, deutsche Hunderter, aber auf der
Rückseite sind es Schweizer Franken — und zwar Zehner.“
    Alensky brüllte vor Lachen.
„Ist doch sehr praktisch. Besonders für Reisende.“

    „100 Mark und zehn Franken —
ich bitte dich! Es ist ja nicht mal derselbe Wert. Ich sage dir, Angelo! Nichts
wie Ärger mit den Leuten. Was ich nicht selber mache, geht schief. Zu
Überstunden ist keiner mehr bereit. Aber dauernd höhere Gehaltsforderungen. Ich
sehe schwarz für unsere Branche. Vielleicht werde ich eines Tages ehrlich.“
    „Das hat auch keine Zukunft.“
    „Du hast recht. Wie immer. Mit
Waffen müßte man handeln. Du liegst richtig, Angelo. So, und jetzt muß ich
weitermachen. Also — war nett, mit dir zu plaudern. Tschauuu...“
    „Halt!“ brüllte Alensky. „Die
Adresse! Der Mittelsmann!“
    „Ach so. Das ist also Gustl Kärtner
in der Kaiser-Franz-Josef-Gasse... Nummer vier, glaube ich. Nein! Nummer 58 —
Stiegenhaus, dritter Stock.“

18. Der Wagen in der Scheune
     
    Seit mehr als zwei Stunden
führte Thea ihre neuen Freunde über den ausgedehnten Landsitz.
    Dabei wurde offenbar, daß es
sich tatsächlich um einen Gutsbetrieb handelte. Mit Pferden, Schafen und 24
Kühen. Aber die Ställe lagen weit ab vom Herrenhaus und hatten früher einem
Bauern gehört, dessen Besitz der Graf aufkaufte.
    Alles war interessant, und
unter anderen Umständen hätte Tim jedes Pferd gestreichelt, versuchsweise eine
Kuh gemolken und die Schafe gekrault.
    Jetzt freilich stand ihm der
Sinn nach was anderm.
    Auch seine Freunde waren nicht
wie sonst bei der Sache.
    Doch Thea merkte das nicht.
    „Wir können dort drüben noch
Vorbeigehen“, meinte sie. „Dort haust der alte Dagobert Schelldorn. Von dem
erzählte ich schon.“
    „Läßt der sein Haus nicht
reparieren?“ fragte Klößchen.
    „Frag ihn selbst“, sagte Thea.
„Oder lieber nicht. Es wäre möglich, daß er wild wird.“
    „Ihr nennt ihn Fetzenschädel“,
erinnerte sich Tim.
    „Stimmt.“ Thea lachte. „Du hast
ihn verdächtigt, der Waiga-See-Teufel zu sein. Ich glaube, damit tun wir ihm
unrecht.“
    „War nur eine Theorie“, sagte
Tim. „Ich kenne den Mann ja gar nicht. Vielleicht würde ich mich entschuldigen,
wenn er mir begegnet.“
    „Also, so ist es nun auch
wieder nicht. Ein bißchen Angst habe ich vor ihm. Er ist mir unheimlich.“
    Sie näherten sich dem alten
Bauernhaus auf der Rückfront.
    Auf der Wetterseite — also an
der nördlichen Hausmauer — war eine große Scheune angebaut.
    Ihr Dach verfiel. Die Wände
waren schadhaft.
    Tims Gedanken kreisten
unentwegt um Prüffe und dessen Komplicen — die Gräfin eingeschlossen.
    „Ist ja ein mächtiger Brummer“,
meinte Klößchen.
    Eine Krähe hockte auf dem Dach.
    Eine zweite glitt heran auf
großen, blauschwarzen Schwingen und setzte sich daneben.
    Totenvögel! dachte Tim. Ist
Blödsinn. Sie können nichts für ihr schwarzes Gefieder. Aber auf dieser Ruine
wirken sie kein bißchen lustig.
    Als sich die Fünfer-Gruppe dem
Haus

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