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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bis auf 20 Meter genähert hatte, bog Thea ab; Gaby, Karl und Klößchen
schwenkten mit.
    „Ich linse mal in die Scheune“,
sagte Tim. „Vielleicht sehe ich ein Mauswiesel, einen Bilch oder eine Ratte.“
    Er lenkte seinen Schritt
geradeaus.
    „Laß dich nicht beißen“, rief
Gaby.
    Er lachte. Daß er keins der
genannten Tiere sehen würde, war ihm klar. Trotzdem trieb ihn die Neugier. Eine
unbegreifliche Anziehung ging aus von diesem verfallenen Gehöft.
    Vielleicht, dachte er, bilde
ich mir das nur ein. Spuk beeinflußt mich nicht. Wird wohl eine ganz normale
Neugier sein.
    Jetzt stand er hinter der
Scheune.
    Schwüle Luft staute sich vor
der Holzwand.
    Wind und Wetter hatten die
Teerfarbe abgerieben. Aber das Holz roch stark.
    Viele Bretter waren gesplittert,
gespalten, zerborsten.
    Kleingetier konnte sich überall
durchquetschen, und an manchen Stellen hätte es für eine mittlere Wildsau
gereicht.
    Weiß Gott eine Ruine!
    Der Bauer Dagobert Schelldorn, genannt
Fetzenschädel, ließ sich hängen! Und seine Liegenschaft verkam.
    Tim trat dicht an die Wand,
hielt das linke Auge an einen Spalt und spähte ins schattige Halbdunkel.

    Immerhin — Schelldorn besaß
einen Wagen.
    Bretzelbreit stand er mitten in
der Scheune.
    Im übrigen war sie leer und von
innen nicht besser als von außen.
    Sogar einen Mercedes hat er,
dachte Tim. Altes Modell zwar, aber ein schönes Hellblau. Mit... heheheheh...
das ist ja ein Wiener Kennzeichen!
    Tim starrte. Jetzt roch er
Benzin. Und heißes Metall. Der Schlitten gehörte noch nicht lange zum ruhenden
Verkehr; er war erst vor kurzem gefahren und hier abgestellt worden.
    Unter Tims braunen Locken
spulte der Gehirn-Computer Sachfakten ab.
    Was sagte Klößchen, nachdem er
die Fahndungsmeldung im Radio abgehört hatte: Hellblauer Mercedes. Altes
Modell. Wiener Kennzeichen.
    Tim unterdrückte einen Pfiff.
    Blick nach links.
    Total toter Winkel. Von keinem
der Bauernhaus-Fenster konnte man hierher sehen.
    An dem morschen Brett vor ihm
brauchte er nicht lange zu ruckeln.
    Es löste sich vom Balken, und
Tim hatte einen Durchschlupf.
    In der Scheune umkreiste er den
hellblauen Mercedes.
    Überall Staub, Kratzer und
Dreck.
    Der Zündschlüssel steckte.
    Tim öffnete eine der beiden
hinteren Türen.
    Die hellen Rückpolster wiesen
rostbraune Flecke auf.
    Tim beäugte sie näher.
    Das war Blut — einwandfrei!
    Einer der Ganoven soll
verwundet sein, dachte er. Stimmt! Der hat den Wagen vollgeblutet. Mein Schwein
pfeift. Die sind hier! Beim Schelldorn! Logo! Der Alte kann sich nicht wehren.
Und als Versteck eignet sich seine Bude hervorragend. Wer käme auf die Idee,
hier nach den beiden zu suchen?
    Tim stahl sich durch die
Rückwand hinaus.
    Das morsche Brett drückte er
wieder an den Balken.
    Immer im Schutz des toten
Winkels, rannte Tim von dem Haus weg — feldwärts. Als er sich weit genug
entfernt hatte, folgte er seinen Freunden. Aus den Augenwinkeln spähte er zum
Bauernhaus.
    Es gab rückwärtige Fenster.
Aber dort rührte sich nichts.
    Seine Freunde trollten in
Richtung Herrenhaus, das aber von hier nicht zu sehen war.
    Die Landschaft wellte sich.
Hügel lagen dazwischen.
    Tim legte einen Spurt ein, um
seine Freunde zu erreichen.
    „Na, einen Bilch entdeckt?“
fragte Gaby.
    „Keinen Bilch. Zwei Ratten.“
    „Igitt!“
    „Man kann uns beobachten“,
sagte Tim. „Niemand dreht sich um. Klar? Nicht zurücksehen zum
Schelldorn-Schloß. Sonst werden sie mißtrauisch, die beiden Ratten. Die sind
nämlich mit einem hellblauen Mercedes gekommen, und Schelldorn ist jetzt ihr
Gefangener. Ich spreche von Maulwurf-Paul und Stehgeiger-Josef.“
    „Waaaaas?“
    Beinahe hätte Klößchen sich nun
doch umgedreht.
    Tim hielt ihn am Arm fest.
    „Weitergehen! Ruhig bleiben!
Wir haben nichts bemerkt. Wir wissen nichts. Sie sollen sich sicher fühlen.“
    Thea schauderte. „Was ist nur
los mit unserer braven Gegend? Die Kriminalität reißt nicht ab.“
    „Leider ist die überall
vorhanden“, sagte Tim. „Aber sie tarnt sich gern mit dem Mantel des
Alltäglichen. Man braucht Spürsinn und Nase, um dahinterzusteigen. Es ist wie
mit den Abenteuern. Sie ergeben sich überall, wenn man den Blick dafür hat.“
    „Liebesabenteuer?“ fragte Thea.
    „Die meine ich nicht. Sondern
gefährliche, bei denen man Kopf und Kragen riskiert.“
    „Also doch Liebesabenteuer“, lachte
Karl.
    „Mit unserem Waiga-See-Teufel
haben wir eigentlich genug“, seufzte Thea. „Nicht mal mit dem werden

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