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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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nicht an
dabei.
    »Was gibt’s?«
    »Ein Zeuge hat sich gemeldet. Der hat in den letzten Monaten immer
mal wieder einen roten Kleinwagen vor dem Haus der Berghofer stehen sehen.
Nachts.«
    »Hat der Kaltenbusch einen roten Kleinwagen?«
    »Hab ich noch nicht überprüft. Kann ich mir aber eigentlich nicht
vorstellen.«
    »Nein«, sagte Schwemmer. »Ist eher nicht der Kleinwagenmann, der
Herr Kaltenbusch. Check es trotzdem.«
    »Mach ich.«
    »Könnte der Stalker gewesen sein, den die Berghofer nicht anzeigen
wollte.«
    »Gut möglich.«
    »Wieso meldet sich der Zeuge erst jetzt?«
    »War in Urlaub. Auf Madeira.«
    »Madeira«, sagte Schafmann mit einer ungewohnt weichen Stimme und
sah dabei aus dem Fenster dem erneut einsetzenden Oktoberniesel zu.
    »Was für ein Kleinwagen soll das denn gewesen sein?«
    »Wahrscheinlich ein französischer. Genauer hat er es nicht. Ist sich
aber sicher, dass es immer derselbe war. Er joggt da manchmal spät abends.«
    »In welchem Zeitraum?«
    »Das kann er nicht genau sagen. Könnten Monate gewesen sein. Ein-,
zweimal die Woche. Unregelmäßig.«
    »Kein Kennzeichen?«
    »Ist ja finster um die Zeit.«
    »Verstehe.«
    Schafmann sah aus dem Fenster und machte keine Anstalten,
weiterzusprechen.
    »Ich fahr morgen nach Aschaffenburg. Heut ist mir ja der Kaltenbusch
dazwischengekommen«, sagte Schwemmer, um irgendwas zu sagen.
    »Ja«, sagte Schafmann.
    »Was machst du?«
    Schafmann sah ihn an, als habe er darüber noch nicht nachgedacht.
»Ja mei … ich arbeit meine Liste ab.«
    »Das Protokoll von der Aussage Carmen Misera fehlt noch«, sagte
Schwemmer.
    Schafmann sah wieder aus dem Fenster.
    »Ja«, sagte er.
    * * *
    Sebastian ließ sich auf sein Bett fallen und nestelte an der
Krawatte herum, bis er den Knoten offen hatte. Carina war im Bad, und er genoss
den seltenen Moment des Alleinseins. Das Schiff schaukelte ein klein wenig, was
es nur tat, wenn andere Schiffe vorbeifuhren.
    Sebastian schloss die Augen und stellte sich vor, auf dem Meer zu
sein. Das war er noch nie gewesen. Er hatte ein paarmal am Mittelmeerstrand
gestanden und auf die graublaue Endlosigkeit hinausgestarrt. Es hatte ihm eher
Angst gemacht, als dass es irgendeine Sehnsucht in ihm geweckt hätte.
    Aber jetzt war es genau diese Leere, dieses Nichts, das
Erleichterung versprach. Erleichterung für seine überlasteten Sinne und Nerven.
Er dachte an das Handy, das in der Brusttasche seines Hemdes steckte, und
wünschte sich, es würde nicht existieren. Aber was nützte das? Vorsichtig
streckte er seinen linken Arm und versuchte dann, ihn zu beugen. Es schmerzte,
aber er brachte ihn bis an seine Stirn, sodass er über die pochende Beule
tasten konnte. Die Beule am Hinterkopf, die ihm der Mörder am Tatort verpasst
hatte und die immer noch ein beträchtliches Format aufwies, konnte er nur mit
der Rechten erreichen.
    Der Mörder. Oder sollte er ihn gleich Selbach nennen?
    Er kniff die Augen zusammen und stieß zischend die Luft aus. Was er
hatte, waren nur Indizien, keine Beweise.
    Aber schließlich war er kein verdammter Staatsanwalt. Er war ein Opfer,
das um sein Leben kämpfte. Selbach irrtümlich zu beschuldigen war kein Problem.
Das Problem war die Gefahr, der er sich aussetzte, wenn er sich irrte. Die
Stimme war hier, in Köln, aber das waren außer Sebastian und Selbach noch
ungefähr eine Million anderer Menschen. Und die meisten, die er davon bisher
kennengelernt hatte, waren weniger sympathisch als Selbach.
    Wahrscheinlich ist es genau das, dachte er. Er konnte sich nicht
erinnern, von einem quasi Fremden einmal so freundlich behandelt worden zu
sein.
    Es sei denn, derjenige wollte etwas von ihm. Meistens war es sein
Geld. Aber diesmal wollte jemand sein Leben. Jemand nahm ihm das Leben weg.
    Es gehört doch schon ihm, dachte er. Ich kann nicht mal mehr aufs
Klo ohne mein Handy. Ich werde beobachtet.
    Wenigstens lag die Kabine auf der Flussseite. Sonst hätte er nicht
gewagt, die dicken Vorhänge zu öffnen. Als das Handy klingelte, zog er es mit
einem ergebenen Seufzer aus der Tasche und nahm das Gespräch an, ohne auf das
Display zu schauen.
    »Ja, hallo«, sagte eine männliche Stimme, die er nicht kannte. »Ich
hab nur grad die Nummer in meiner Jacke gefunden und wollt mich mal erkundigen,
warum ich anrufen sollte.«
    »Was?«, fragte Sebastian und richtete sich halb auf.
    »Bist du der Typ aus Garmisch?«, fragte die Stimme.
    »Äh … ja …?«
    »Warum hast du mir noch mal deine Nummer

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