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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Schwemmer an Burgls Schweinsbraten denken, was er im Kontext sehr
unappetitlich und ziemlich ärgerlich fand. Er bemerkte, dass auch Schafmann
unbehaglich auf seinem Platz hin und her rutschte.
    Kaltenbusch und die Berghofer hatten sich jedenfalls ein- bis
zweimal im Monat getroffen. Laut Kaltenbusch war beiden, und das betonte er
mehrfach, klar, dass es sich um eine rein sexuelle Beziehung handelte, die auf
gar keinen Fall mit ihrem restlichen Leben in Kontakt geraten sollte. Das sei
so weit gegangen, dass sie sich zufällig in München im Opernfoyer über den Weg
gelaufen waren und, obwohl beide ohne Begleitung waren, nicht miteinander
gesprochen hatten.
    »Das war im Juli«, sagte Kaltenbusch. »›Lohengrin‹ unter Nagano.«
    »Wieso rufen Sie sie von diesem Handy aus an?«, fragte Schwemmer.
    »Meine Frau ist ziemlich neugierig. Ich weiß, dass sie mein iPhone
kontrolliert. Wir haben das Handy damals extra dafür gekauft, irgendwo auf
einem Flohmarkt, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Gehörten zu ihrem gemeinsamen Spielzeugarsenal auch Schusswaffen?«,
fragte Isenwald.
    »Wir hatten …«
    »Diese Frage wird mein Mandant nicht beantworten«, sagte Dr.
Fredekötter schnell.
    Kaltenbusch blickte unsicher zu seinem Anwalt. »Es war ja nur –«
    »Bitte, Herr Kaltenbusch«, unterbrach Dr. Fredekötter ihn.
    »Es ist also denkbar, dass Sie auch mit Schusswaffen gespielt
haben«, sagte Isenwald.
    »Das ist eine unzulässige Schlussfolgerung«, bellte Fredekötter.
    »Das wird der Haftrichter entscheiden«, entgegnete Isenwald.
    * * *
    Die Dunkelheit zu ertragen finden die
Menschen schwerer, als sie zu bekämpfen. Dabei ist dieser Kampf, so hart er
auch geführt oder so lange er auch ertragen werden kann, hoffnungslos. Die
Menschen lieben hoffnungslose Kämpfe, jedoch nur, wenn sie nicht ahnen, dass
sie hoffnungslos sind. Die Dunkelheit aber liebt hoffnungslose Kämpfe
bedingungslos und verbirgt sich deshalb immer wieder im Licht, um den Menschen
Hoffnung vorzugaukeln. Aber kann Hoffnung vorgegaukelt werden? Ist sie nicht ohnehin
Gaukelei? Reine Gaukelei?
    * * *
    Kaltenbusch hatte kein durchgehendes Alibi für die Tage, aber in
der Nacht, als der erste, tödliche Schuss abgefeuert wurde, war er bis zum
Morgengrauen in einem Dachauer Bordell gewesen. Laut Auskunft der Dachauer Kollegen
erinnerten sich die Damen dort gut, aber ausgesprochen ungern an den Herrn mit
den ausgefallenen Wünschen.
    »Zucchini hätt der habn wolln, hobns gsagt. Wo solln die scho an
Zucchini herkriegn mittn in der Nacht«, hatte der Kollege am Telefon berichtet.
»Des will man ja a gar ned wissn, wos der damit vorghabt hod.«
    »Kochen?«, hatte Schwemmer gefragt, aber der Scherz war bei dem
Kollegen ins Leere gefallen.
    Sein Eindringen in das Berghofer’sche Haus hatte Kaltenbusch mit
Sorge um Susanne Berghofer begründet. »Das war so eine Fickmaschine, die ist
nie ausgefallen. Schon gar nicht ohne Entschuldigung.«
    Schwemmer hatte Isenwald angesehen, dass sie den Kerl allein für
diesen Satz am liebsten eingelocht hätte, aber leider ging das nicht.
    Die Sache mit dem Polizeisiegel, das hatte Dr. Fredekötter mit
Isenwald klargezogen, würde durch einen Strafbefehl aus der Welt geschafft
werden. Außerdem musste Kaltenbusch sich bis zur Klärung des Falles täglich auf
einer Polizeiwache melden. Kaltenbusch war blass geworden, hatte aber letztlich
auf Rat seines feinen Anwalts, der den Schilderungen seines Mandanten äußerst fasziniert
zugehört hatte, den Deal akzeptiert.
    Schwemmer saß ziemlich unzufrieden hinter seinem Schreibtisch.
Dieser Kaltenbusch mit seinem zur Schau gestellten Reichtum, seinen
Sexprotzgeschichten und seiner Feigheit hatte ihm die Laune verhagelt, und dass
das so war, ärgerte ihn zusätzlich. Er war lange genug dabei, um zu wissen,
dass es einfach zum Job gehörte, sich mit jeder Art von Mensch
auseinanderzusetzen. Und dass es verdammt unterschiedliche Arten gab und dass
Ärgern nichts half. Und ärgern übers Ärgern war nun wirklich das Allerletzte.
    Dann stellte er fest, dass er gerade anfing, sich über das Ärgern
übers Ärgern zu ärgern, und beschloss, Frau Fuchs um einen Kaffee zu bitten.
Seine Bitte wurde erfüllt, und langsam bekam er seine Laune so weit in den
Griff, dass sie auch den Besuch eines unkonzentriert wirkenden Schafmanns
aushielt, der sich müde in den Besucherstuhl sinken ließ.
    »Alles klar?«, fragte Schwemmer.
    »Ja, ja«, erhielt er zur Antwort, aber Schafmann sah ihn

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