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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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war das,
nicht wahr?«
    Sebastian musste sich überwinden, einzutreten. Im Innern allerdings
wirkte das Haus alles andere als heruntergekommen. An ein Hotel erinnerte hier
allenfalls noch die breite Treppe in den ersten Stock, die vor einer
verschlossenen Tür endete.
    »Ich hab hier unten fast alle nicht tragenden Wände rausgenommen«,
sagte Selbach und führte ihn in einen großen Wohnbereich mit offener Küche. Die
Fenster an der Rückfront waren riesig. Der Blick ging über das Moor, die
zahllosen Stadel dort, große, einzeln stehende Bäume, Hochsitze und immer
wieder Schilfstreifen, die die Ebene durchzogen. Dahinter lagen die bewaldeten
Köchel mit ihren von Steinbrüchen aufgeschlagenen Flanken. Die Ausläufer des
Ammergebirges begrenzten den Blick.
    »Hier haben Sie wirklich Ihre Ruhe«, sagte Sebastian.
    »Ja. Und wenn man mal was verschwinden lassen will: Das Moor ist
direkt vor der Tür.« Selbach lachte, und Sebastian lachte mit, so gut es ihm
gelang.
    Die Einrichtung des Hauses war schlicht, aber alles wirkte ein
bisschen über dem Durchschnitt. Sie passte zu Selbach.
    »Sie sind Junggeselle?«, fragte Sebastian.
    »Zurzeit. Ich war lange mit einer Frau zusammen, aber nicht
verheiratet. Das ist, glaub ich, nichts für mich. Mögen Sie was trinken? Ein
Weißbier?«
    »Ich bin mit dem Auto.«
    Selbach öffnete den großen zweitürigen Kühlschrank. »Ach, ein Weißbier wird doch wohl gehen, oder?«
    Er holte zwei Flaschen heraus und öffnete sie, ohne auf Sebastians
schwachen Protest einzugehen.
    »Dann macht das Schießen mehr Spaß«, sagte er, als er Sebastian das
Glas reichte.
    * * *
    Schafmann saß an seinem Schreibtisch und starrte auf seinen
Notizblock. Irgendwann schreckte er hoch, als ihm bewusst wurde, dass er nicht
das Geringste wahrnahm von dem, was er da las. Er sah zur Uhr. Es durften fast
fünfzehn Minuten gewesen sein, die er so dagesessen hatte. Mit einem
ärgerlichen Kopfschütteln zwang er sich zur Konzentration. Eigentlich war heute
sein freier Tag, und es gab für ihn nichts zu tun, was nicht auch der
Kriminaldauerdienst hätte erledigen können. Er war überhaupt nur hergefahren,
um einen Grund zu haben, aus dem Haus zu gehen. Weil er gehofft hatte, Carmen
sehen zu können.
    Nun, das war ihm gelungen.
    Er blätterte in seinem Block hin und her, auf der Suche nach etwas,
das ihm eine Idee lieferte, einen Punkt, an dem er einhaken konnte, die eine
Kleinigkeit, die sie bisher übersehen hatten.
    »Befragung Polz, Sebastian«, las er, und dann, ein paar Seiten
weiter: »Befragung Polz, Hartmut«.
    »Die wohnen glei über mir. Im gleichn Haus. Er und der Filius, des
is a so oaner.«
    Der alte Polz zerkratzt Autos, dachte Schafmann. Und der junge ist
auch so einer.
    Natürlich war dieser Worgall als Zeuge ein Witz, aber dass er den
Namen Polz nun schon zum dritten Mal auf seinem Block fand, gab ihm zu denken.
    Er schaltete seinen Monitor an und rief den Namen Polz auf.
    Polz, Hartmut, fand er, Jahrgang 1940, hatte im Jahr 2004 eine Tikka 512
Jagdflinte abgemeldet, wohnhaft Ludwigstraße 102, vormals Gerold, Haus Nr. 21,
82494 Krün.
    Und Polz, Sebastian, Jahrgang 1981, wohnhaft Ludwigstraße 102,
vormals Gerold, Haus Nr. 21, 82494 Krün. Eigentümer eines Renault 5,
Baujahr 1999, Farbe Rot.
    Ein roter Kleinwagen.
    Ein roter, französischer Kleinwagen, der immer wieder nachts vor dem
Haus der Berghofer stand.
    »Der Stalker«, sagte Schafmann halblaut. »Der Polz ist der Stalker.«
    * * *
    Bei Ulm war eine Baustelle gewesen, und es war schon früher
Nachmittag, als Schwemmer endlich nach Hause kam. Er fand Burgl schlafend auf
dem Sofa. Auf ihrer Brust lag ein psychologisches Fachbuch. Leise durchquerte
Schwemmer das Wohnzimmer und kniete sich neben sie.
    »Federgleich schwebend«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Dringt ein
dringt aus. Vergebens und nicht. Streben lass sein.«
    Burgl öffnete ein Auge. »Hä?«, sagte sie.
    »Es heißt ›Liebe‹. Gefällt es dir nicht?«
    »Nein.« Ächzend richtete sie sich auf. »Seit wann trägst du Gedichte
vor?«
    »Ich hab gestern einen Lyrikband geschenkt bekommen.«
    »Von wem?«
    »Von einem Lyriker.«
    »Aha.« Sie gähnte und rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Da bin
ich doch tatsächlich eingenickt.«
    »Eingenickt? Du hast fest geschlafen.«
    »Ist das nicht das Gleiche?« Sie gähnte erneut. »Das Buch ist aber
auch anstrengend«, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf ihre Lektüre.
    »Psychologische Diagnostik – Theorie und

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