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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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mit einem normalen 38er Single-Action an«, sagte er,
aber Sebastians Blick blieb an einem riesigen verchromten Revolver mit klobigem
schwarzem Griff hängen, auf dessen Lauf »Colt Anaconda« eingraviert war.
    »Was ist denn mit dem?«, fragte er.
    Selbach grinste. »Ist vielleicht erst mal ein bisschen zu schwer.
Wenn Sie das nicht gewohnt sind, verstaucht Ihnen der Rückstoß glatt das
Handgelenk. Haben Sie so ein Ding schon mal abgefeuert?«
    »Manchmal glaub ich es fast«, sagte Sebastian und sah Selbach in die
Augen.
    Der runzelte die Stirn. »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Es kommt mir vor, als hätte ich ihn mal in der Hand gehabt«, sagte
Sebastian.
    Selbach ging auf den Satz nicht ein. Stattdessen wies er auf eine im
Vergleich winzige Pistole mit Perlmuttgriff, die einen Meter weiter in ihren
Haken hing.
    »Ein großes Kaliber ist schön, aber nutzlos, wenn man
danebenschießt. Schauen Sie hier. Meine kleinste. 22er Rigarmi. Halbes Kaliber
wie der Colt, aber genauso tödlich. Vorausgesetzt, man trifft. Es geht immer
ums Treffen.«
    Er nahm eine Schachtel Munition aus einer der Schubladen und stellte
sie auf die Arbeitsplatte. Dann klappte er die Trommel des 38ers auf und
steckte Patronen in die Kammern. Aus einer anderen Schublade zog er einen
dünnen Stapel Zielscheiben, aus einer dritten nahm er zwei Gehörschutze, von
denen er einen Sebastian reichte.
    »Das Ding müssen Sie anschalten, das funktioniert elektronisch«,
sagte er. »Es dämpft die Schüsse, man kann aber trotzdem miteinander reden.«
    Sebastian betätigte den kleinen Schalter, wie Selbach es ihm
vormachte, und setzte den Ohrschutz auf. Dann folgte er ihm auf den Gang
hinaus. Selbach ging zu der beleuchteten Wand und hängte eine der Zielscheiben
an einer Vorrichtung auf. Er machte fünf große Schritte und blieb stehen.
    »Das ist erst mal weit genug«, sagte er. »Kommen Sie her.«
    Sebastian trat zögernd näher. Selbach hielt den Revolver in der Hand.
Der Lauf zielte auf den Boden.
    »Ich mach es Ihnen erst mal vor«, sagte er.
    Er hob den Revolver, spannte den Hahn und feuerte.
    »Haben Sie gesehen? Grader Arm, aber locker im Ellbogen. Die linke
Hand stützt den Knauf.«
    Er reichte ihm die Waffe. Sebastian nahm sie zögernd.
    »Und machen Sie keinen Unfug«, sagte Selbach. Das kleine Grinsen,
mit dem er das sagte, beseitigte einen weiteren Zweifel bei Sebastian. Da war
ein böser Funke in seinen Augen gewesen, einer, den Selbach lieber versteckt
hätte, da war er sicher. Aber solche Funken kann man nicht verstecken, nicht
auf Dauer.
    Machen Sie keinen Unfug.
    Sebastian hob die Waffe und zielte auf die Wand. Sein Daumen spannte
den Hahn. Er brauchte sich jetzt nur zu Selbach umzudrehen.
    Und zu feuern.
    Er schoss auf die Zielscheibe.
    »Nicht schlecht. Eine Acht«, sagte Selbach.
    Vier weitere Schüsse feuerte Sebastian ab, dann war die Trommel
leer. Besser als Acht traf er nicht.
    »Respektabel für einen Anfänger.« Selbach stieß die leeren Hülsen
aus der Trommel und lud erneut. »Stellen Sie sich ein bisschen breiter hin und
lockerer in den Knien.«
    Er gab Sebastian die Waffe wieder. Sebastian versuchte umzusetzen,
was Selbach ihm sagte, und brachte es bei den nächsten sechs Schüssen auf einen
Neuner.
    »Noch ein Bier?«, fragte Selbach.
    Sebastian wollte ablehnen, aber dann sah er, dass Selbach sein Handy
auf den schmalen Tisch an der Wand gelegt hatte.
    »Eins darf ich vielleicht noch«, sagte er, und Selbach verschwand in
Richtung Erdgeschoss.
    Sebastian griff sich das Handy, sobald er durch die Tür war. Hastig
rief er den Browser auf und tippte die Adresse der Website ein, die er in dem
Brief des Online-Detektiv-Shops erhalten hatte. Für sein Gefühl dauerte es
ewig, bis sich die Seite aufgebaut hatte, aber dann ging alles ganz schnell. Er
klickte auf Download, und Sekunden später bereits wurde er aufgefordert, die
Installation zu bestätigen. Er klickte auf weiter, und das Fenster schloss
sich. Als er aufsah, stand Selbach bereits neben ihm.
    »Faszinierendes Spielzeug, nicht wahr?«, fragte er und stellte die
Gläser auf den Tisch neben den Revolver.
    »Ja«, sagte Sebastian. Er fühlte sich ertappt.
    »Alles drin, sogar ein Navi. Aber Sie kriegen ja auch eins.«
    »Ja. Danke noch mal.« Er legte das Handy wieder auf den Tisch.
    »Das ist die Waffe der Zukunft. Die ganze Schießerei ist heute schon
von gestern, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sie tranken, und Selbach wischte sich den Schaum von der

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