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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Blicken von der Straße entzog, stellte Sebastian den
Motor ab. Es war still um ihn herum. Er stieg aus und versuchte, zur Ruhe zu
kommen. Der Wald dämpfte das graue Oktoberlicht zu einem dunkelgrünen
Halbschatten. Er sah den Weg hoch. Dort oben war ein Stadel, der zu ihrem alten
Hof gehörte und den der neue Besitzer nicht mehr nutzte, wie er Sebastian
einmal erzählt hatte. Er wusste nicht, in welchem Zustand sich das Gebäude
befand, aber er hatte keine bessere Idee. Zuerst hatte er vorgehabt, nach Hause
zu fahren, aber dort war er nicht sicher. Dort würde Selbach ihn als Erstes
suchen.
    Vater, dachte er plötzlich. Was wird er mit Vater machen?
    Er zog sein Handy heraus und rief zu Hause an. Es klingelte viermal,
dann hörte er seine eigene Stimme bei der Ansage des Anrufbeantworters. Er
klappte das Handy zusammen und steckte es ein. Dann machte er sich an den
Aufstieg zum Stadel.
    Der Hirschschädel prangte noch am Giebel, wo sein Vater ihn vor
ewigen Zeiten angenagelt hatte, aber die Tür hing in den Angeln. Offenbar
hatten sich hier mehr als einmal ein paar Halbstarke ausgetobt. In einer Ecke
war das Dach eingeknickt, darunter hatte sich eine große Pfütze gebildet, in
der anderen Ecke lag ein Haufen faulig riechenden Heus.
    Mit dem Fuß schob er es zusammen und hockte sich darauf. Hier konnte
er auf Dauer nicht bleiben, das war klar. Aber es war ein Ort, um seine
Gedanken zu ordnen.
    Er knöpfte seine Jacke bis zum Kragen zu. Trotzdem war ihm kalt. Im
Kofferraum lag eine alte Decke. Er wollte gerade aufstehen, um sie zu holen,
das klingelte sein Handy.
    CLIRO , las er auf dem Display. Und
eine Nummer. Verwirrt starrte er das Handy an. Es war nicht Selbachs Nummer, so
viel war klar. Er kannte die Nummer nicht.
    Mit einem Kloß im Hals nahm er das Gespräch an.
    * * *
    Schafmann legte den Hörer auf und nickte Schwemmer zu.
    »Treffer«, sagte er. »Im Auto und am Tatort.«
    Sie hatten Sebastian Polz’ Zahnputzbecher aus dem Bad der Wohnung
mitgenommen. Darauf hatte das K3 fünf verwertbare Fingerabdrücke isoliert, die
Dräger einem rechten Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie einem linken Daumen
und Ringfinger zuordnete.
    Und drei davon passten.
    »Dann mal los«, sagte Schwemmer und wählte die Nummer der
Staatsanwaltschaft. Ein Haftbefehl war jetzt nur noch Formsache. Bloß finden
mussten sie den Polz noch.
    »Ich brauche Handyüberwachung«, sagte Schwemmer, als er Isenwald am
Apparat hatte.
    »Kein Thema«, sagte die Staatsanwältin. »Wie sind Sie eigentlich auf
den Mann gekommen?«
    »Hintenrum«, antwortete Schwemmer und legte auf.
    Schafmanns Telefon läutete, er nahm ab und meldete sich.
    »Frau Misera … Grüß Gott«, sagte er und schien plötzlich nicht zu
wissen, wo er hinschauen sollte.
    Schwemmer seufzte leise und betrachtete seine Fingernägel, aber
Schafmann setzte sich plötzlich auf.
    » Was will er gestehen?«, fragte er und
schaltete den Lautsprecher des Telefons ein.
    »Einen Mord«, sagte Carmen Misera.
    »Wer?«, fragte Schwemmer.
    »Polz senior«, sagte Schafmann.
    »Wie geht es ihm? Ist er überhaupt bei Sinnen?«, fragte Schafmann.
    »Er hatte einen Schwächeanfall, aber nichts Bedrohliches.
Normalerweise würde ich ihn in ein paar Stunden wieder heimschicken.«
    »Wir kommen«, sagte Schafmann und legte auf.
    * * *
    »Wo bist du, Sebastian?«, fragte die Stimme. »Hat es dir nicht
gefallen? All die schönen Waffen …«
    Seine Gedanken rasten. Dieser seltsame Typ aus Köln hatte ihm
tatsächlich dieses Override auf seinem Handy
eingerichtet. Aber die Nummer war nicht die von Selbach.
    »Was ist los, Sebastian? Redest du nicht mehr mit mir?«
    Natürlich. Selbach hatte noch ein Handy. Er war viel zu clever, um
das Risiko einzugehen, die Anrufe von seiner offiziellen Nummer aus zu machen.
    »Nein, Herr Selbach«, sagte Sebastian. »Es hat mir nicht gefallen,
dass Sie auf mich geschossen haben.«
    Die Stimme lachte. »Oh, du hast einen Namen für mich gefunden. Das
soll mir recht sein. Ich habe bisher gar keinen Namen. Ich bin nämlich das
Namenlose.«
    »Selbach, hören Sie auf mit dem Scheiß und schalten Sie dieses
Spielzeug aus«, sagte Sebastian. »Wir müssen reden!«
    »Aber wir reden doch, Sebastian. Was willst du mehr?«
    »Ich will, dass Sie mich in Ruhe lassen!«, schrie er das Gerät an.
    »Aber Sebastian, das geht nicht. Du wirst keine Ruhe mehr finden.
Nicht in diesem Leben.«
    Sebastian schloss die Augen und ließ die Hand mit dem Telefon
sinken.
    »Willst

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