Der Teufel von Garmisch
»… doch, soweit ich weiß, ist er im Haus … Ja, durchaus. Wir
haben einen Geständigen und einen Verdächtigen. Nach dem Verdächtigen suchen
wir gerade … Weil wir dem Geständnis noch nicht so recht trauen. Es handelt
sich um den Vater des Verdächtigen … Nein, die Presse ist noch nicht informiert
… Weil … Nein … Jawohl, Herr Hessmann, jawohl.«
Er legte auf. »Der Chef fragt, warum wir einen Verdächtigen suchen,
wenn wir schon einen Geständigen haben.«
»Hat er Angst, dass wir unsere Ressourcen verschwenden?«
»Es klang so. Und dass wir wertvolle Zeit vor der Verbreitung der
Erfolgsmeldung verstreichen lassen. Und der Herr EKHK möchte sich bei ihm melden. Und zwar pronto .«
»Das hätt der wohl gern«, sagte Schwemmer grimmig.
Wieder klingelte Schafmanns Telefon. »Das K3«, sagte er, bevor er
abnahm. Er lauschte und sagte nur »Danke«, bevor er auflegte. »Keine
Übereinstimmung. Der Alte hat weder im Auto noch am Tatort einen Abdruck
hinterlassen.«
»Er lügt für seinen Sohn«, sagte Schwemmer.
»Das heißt, er weiß, dass sein Filius der Täter ist«, sagte
Schafmann. »Würd ich dann auch lügen? Wahrscheinlich. Sakra, hoffentlich muss
ich mir die Frage nie stellen.«
»Aber er muss nicht wissen , dass es sein
Sohn war«, sagte Schwemmer. »Er muss es nur glauben.«
* * *
Carina war wieder weg. Der Motor des Rollers war in der Stille
des Waldes lange zu hören gewesen. Er hatte ein paar Kekse gegessen und Cola
getrunken. Nun schaltete er das Smartphone ein. Er ging ins Internet, rief die
Seite des Handyüberwachungsprogramms auf und loggte sich ein.
Einen eingehenden Anruf hatte das Programm registriert. Es war der
von Selbachs Bekanntem, den er oben am Schießstand angenommen hatte. Das war
alles.
Er rief die GPS -Koordinaten auf und
bekam eine Karte angezeigt. Selbach war in Murnau. Er klickte auf
»Bewegungsprofil«. Selbach war um kurz nach vier von seinem Haus nach Murnau
hineingefahren und hatte sich seitdem nicht mehr bewegt. Kurz nach vier – um
diese Zeit war Sebastian aus Selbachs Haus geflohen.
Er vergrößerte die Karte. Selbach befand sich etwas südlich der
Kohlgruber Straße. Fast am westlichen Stadtrand.
»Um Himmels willen«, entfuhr es Sebastian.
Selbach war bei Carina.
Erschrocken fuhr er zusammen, als das Gerät in seiner Hand zu läuten
und zu vibrieren begann.
»Anonymer Anrufer« stand im Display.
Anonym? Verwirrt und voll finsterer Vorahnung nahm er das Gespräch
an.
»Hömma, du Spacken«, hörte er den Typen aus Köln sagen.
»Ach, du bist das«, sagte er aufatmend.
»Ja. Ich. Ich weiß ja nicht, was du da in Bayern anstellst. Aber
dein CLIRO musste ich leider wieder abschalten.
Du kannst dir ja wohl denken, warum?«
»Nein … nein.« Streng genommen verstand Sebastian nicht einmal die
Frage.
»Pass mal auf, du Held. Vor mir liegt ein Fax aus München mit der
richterlichen Anordnung, dein Handy zu überwachen. Und denen werd ich bestimmt
nicht erzählen, dass ich dir CLIRO freigeschaltet
hab. Und ich hab auch nie mit dir telefoniert. Jedenfalls nicht wenn es nach
den gespeicherten Daten geht, da kannst du dich drauf verlassen. Und außerdem …
Wart mal …«
»Hallo?«, fragte Sebastian.
»Bleib mal dran«, sagte der Typ.
Sebastian starrte vor sich hin. Er fühlte sich wie betäubt. Die
Polizei. Sie waren ihm auf der Spur.
»Mann, auf dich hamses aber wirklich abgesehen«, sagte der Typ. »Da
ist eine Überwachungssoftware in deinem Gerät. Die stammt garantiert nicht von
den Bullen.«
»In meinem Gerät?«
»In welchem denn sonst, du Nuss? Die ist übrigens im Gerät . Nicht in der SIM -Karte. Big Brother is watching you. Ab sofort. Noch ein
Gratistipp zum Abschied: Schalt das Ding ab und nimm den Akku raus. Und jetzt
vergiss, dass du jemals mit mir gesprochen hast.«
Der Anrufer unterbrach die Verbindung. Fahrig schaltete Sebastian
das Gerät aus und nahm mit zitternden Fingern den Akku heraus.
Er musste nach Murnau.
Vier Schuss, dachte er.
* * *
»Ich fühle mich nicht gut informiert, Herr Schwemmer«, sagte
Hessmann.
»Ich hatte Sie am Wochenende nicht im Dienst erwartet«, sagte
Schwemmer und schloss eine kleine Wette mit sich selbst ab.
»Ein Polizist ist immer im Dienst«, antwortete Hessmann, und
Schwemmer hatte die Wette gewonnen. Heute Abend musste Burgl das Essen
bezahlen. Und er durfte das Restaurant aussuchen. Er wusste, dass sie das
lachend akzeptieren würde, wenn er ihr den Grund erzählte.
»Der
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