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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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der Dunkelheit kaum etwas zu erkennen, aber
plötzlich tauchte rechts eine Einfahrt auf. Er brachte den Wagen schlingernd
zum Stehen, setzte zurück und bog ab.
    Im Licht der Scheinwerfer stand ein Haus, umgeben von hohen Hecken
und dichten Baumreihen. Es wirkte ungepflegt. Viel ungepflegter, als er es sich
vorgestellt hatte. Ein brauner Wagen, ein Opel anscheinend, stand vor dem Haus.
Links stand ein altes Ölfass neben einem unordentlichen Stapel Brennholz.
    Als Carina ihm einmal gesagt hatte, dass sie nicht gern Rasen mähe,
hatte er das eher für einen Scherz gehalten. Aber das Gras um das Haus stand
kniehoch. Die Fensterläden waren geschlossen.
    Sebastian schaltete die Scheinwerfer aus.
    Selbachs Auto war nirgendwo zu sehen, und Sebastian fragte sich, ob
er überhaupt an der richtigen Adresse war. Er steckte den Revolver in den
Hosenbund. Dann stieg er aus und ging mit vorsichtigen Schritten auf das Haus
zu. In der Tür waren Butzenscheiben, durch die ein schwacher gelblicher
Lichtschein nach draußen drang.
    An der Tür hing ein Klingelschild. »Öckler«, las er im Licht der
kleinen Taschenlampe. »Carina und Margot«.
    Das Schild war handgetöpfert und aufwendig verziert. Irgendwann
einmal hatte sich hier jemand Mühe gemacht mit so etwas. Aber das schien lange
her.
    Sebastian zögerte. Zu klingeln kam nicht in Frage. Er musste
versuchen, unbemerkt hineinzugelangen. Einen Plan hatte er nicht. Konnte er
nicht haben, weil er nicht wusste, was ihn drinnen erwartete.
    Vier Schuss.
    Ob er je dazu käme, sie abzufeuern? Die Wolken rissen auf, und der
blasse, abnehmende Mond kam zum Vorschein. Sebastian spähte um die Hausecke.
Auch hier an der Giebelseite waren die Läden geschlossen. An der hinteren Wand
blockierte eine Hecke mit einem mannshohen hölzernen Tor den Weg zur Rückseite
des Hauses.
    Er lief hin und drückte auf die Klinke. Das Tor war verschlossen. Er
stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte hinüber. Alte Kübel und Geräte
standen herum, er erkannte Carinas Roller in einem offenen windschiefen
Geräteschuppen.
    Sebastian rüttelte an der Klinke. Die Tür öffnete nach innen und
wirkte nicht sehr stabil. Die Planken, aus denen sie gezimmert war, hatten ihre
besten Zeiten lange hinter sich. Er machte fünf Schritte rückwärts, nahm Anlauf
und trat unterhalb des Schlosses gegen das Tor. Mit einem Ächzen lösten sich
die Schrauben, die auf der anderen Seite vergeblich den Schließmechanismus
festzuhalten versuchten. Er musste noch ein-, zweimal kräftig drücken, dann war
das Tor offen. Es war nicht mal besonders laut gewesen, es gab eine
realistische Chance, dass es im Haus niemand gehört hatte.
    Auch hinten waren die Fensterläden geschlossen. Aber es gab eine
kleine Treppe, die zu einer Kellertür führte. Sie machte nicht den Eindruck,
als würde sie wesentlich mehr Widerstand leisten als das Gartentor.
    In dem Schuppen neben dem Roller entdeckte er eine Axt. Ohne langes
Zögern griff er sie sich und lief die Stufen zu der Tür hinunter. Sie war
verschlossen. Er drückte die Schneide der Axt in den Türspalt und zog kräftig
am Schaft. Die Tür gab ein knirschendes Geräusch von sich, dann sprang sie auf.
    Sebastian trat in den Keller und tastete nach einem Lichtschalter.
Ein unangenehmer Geruch kam ihm aus dem Dunkel entgegen. Süßlich, wie von etwas
Verdorbenem.
    Er fand einen alten Knebelschalter, aber als er ihn drehte,
passierte nichts. Der Keller blieb finster. Das Licht seiner kleinen Stablampe
reichte nicht besonders weit. Tastend einen Fuß vor den anderen setzend betrat
er den Keller. Er schien sich in der Waschküche zu befinden; sein Scheitel
streifte quer gespannte Leinen. Er erreichte einen Durchgang, dahinter lag ein
weiterer Raum. Ein altes, solides Holzregal an der Wand war gefüllt mit
Einweckgläsern. Sie waren verstaubt, und als Sebastian prüfend an einen der
Deckel fasste, ließ er sich widerstandslos anheben, genau wie der nächste. Das
Eingemachte war verdorben, hier kam der eklige Geruch her. Er ging an dem Regal
vorbei. Am anderen Ende des Raumes war die Stiege zum Erdgeschoss. Das Knarren
der hölzernen Stufen beunruhigte ihn; er konnte kaum hoffen, ungehört zu
bleiben.
    Als er die Tür erreicht hatte, blieb er stehen und zog den Revolver
aus dem Hosenbund. Er spannte den Hahn, bevor er mit der Linken auf die
Türklinke drückte. Die Tür war unverschlossen.
    * * *
    »Das hat er wirklich gesagt?« Burgl lachte.
    »Zu dem Zeitpunkt fand ich es ja auch noch

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