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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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würde.
    Immer wieder schüttelte sie den Kopf. Wie konnte
Maiche nur auf einen Menschen schießen?
    Inständig hoffte sie, dass er nicht getroffen hatte.
    Er schießt nicht mehr gut, das hatte Hias doch eben
noch gesagt, ermutigte sie sich.
    Maiches Sturheit war immer schwierig gewesen, aber
langsam ging sie über das Maß hinaus, mit dem seine Mitmenschen noch umgehen
konnten.
    Altersstarrsinn war das Wort, das ihr einfiel.
    Ärger mit der Polizei war etwas, für das sie nun
überhaupt keine Zeit hatte.
    Das Hotel kostete sie mehr Kraft, als sie sich
eingestehen mochte, und sich um Mutter und Großvater zu kümmern war dann fast
mehr, als sie zu leisten imstande war.
    Sie schalt sich sofort heftig für diesen Gedanken,
denn natürlich waren die beiden wichtiger als jedes Hotel, aber dennoch dankte
sie dem Herrgott, dass die zwei noch so gut beieinander waren. Und sie wusste:
Das konnte sich schnell ändern.
    Der Zug war vorbei, und sie fuhr zur Bundesstraße
hoch. Die Wagenkolonnen an diesem Morgen waren in beide Richtungen schier
endlos. Sie hatte das Gefühl, minutenlang an der Einmündung zu stehen, ohne
dass sich eine genügend große Lücke auftat. Schließlich verlor sie die Nerven
und zwängte sich zwischen zwei ortseinwärts fahrende Autos, was ihr prompt eine
gleißende Xenon-Beschimpfung durch einen dunklen 3er- BMW eintrug.
    Sie fluchte lauthals und nicht druckreif auf dessen
Fahrer – eine Möglichkeit, die sie am Autofahren sehr schätzte und ausgiebig zu
nutzen pflegte. In den seltenen Fällen, in denen sie Beifahrer hatte, war es
dabei schon zu peinlichen Situationen gekommen. Auch deshalb fuhr sie lieber
allein. Sie steuerte ihren winzigen Bus durch Partenkirchen, wechselte immer
wieder die Spur, aber jeder Wagen, den sie überholte, tauchte bald darauf
wieder neben ihr auf. An der Hindenburgstraße bog sie nach Garmisch ab,
unterquerte die Bahn und umrundete den Kurpark.
    Als sie den Wagen auf dem engen Hotelparkplatz
abstellte, sah sie, dass sie wirklich zu spät gekommen war. Der Mercedes aus
Stuttgart war schon weg. Der Mann hatte ausgecheckt, und sie war nicht da
gewesen. Dabei hatte sie sich vor dem Einschlafen am Vorabend noch ein paar
kleine Bemerkungen ausgedacht, damit ihr Hotel zusätzlich in guter Erinnerung
blieb. Immerhin war der Mann Betriebsratsvorsitzender bei einem
Werkzeugmaschinenhersteller. »Betriebsrat bedeutet Gewerkschaft, Gewerkschaft
bedeutet Tagung«, hatte ihr der Chef in dem Augsburger Vier-Sterne-Hotel
eingebläut, in dem sie ihr erstes Praktikum gemacht hatte. Es war einer dieser
Sprüche, die man nie vergaß, egal, wie falsch sie sein mochten.
    Sie hatte jedenfalls schon davon geträumt, wie die
Spitze der IG -Metall im »Lenas«
mit den Chefs von Daimler verhandelte, auch wenn ihre zwölf Zimmer
wahrscheinlich nicht einmal für die Sekretärinnen und/oder Geliebten der Herren
gereicht hätten.
    Jetzt war der Mann jedenfalls weg.
    Natürlich würde Andi alles fehlerlos erledigt haben.
Noch ein Getränk anbieten für die Wartezeit, in der er die (längst fertige)
Abrechnung hervorholte. Mit freundlichem Lächeln die Kreditkarte
entgegennehmen. Eine Tafel Schokolade für die Fahrt zusammen mit der Quittung
überreichen. Das Gepäck zum Wagen bringen und im Kofferraum verstauen. Eine
gute Fahrt wünschen.
    All das würde Andi ohne Grund zur Beanstandung getan
haben.
    Aber so ein kleiner, lockerer Spruch, eine kleine,
außergewöhnliche Freundlichkeit zum Abschied, das bekam er einfach nicht hin.
Andi Weidinger war seit dem Tag der Eröffnung bei ihr im »Lenas«, und Magdalena
wusste, dass sie eher auf die Zentralheizung verzichten konnte als auf ihn,
aber seine unsichere, nervöse Art konnte sie manchmal auf die Palme bringen.
    Außerdem hatte er ein wirklich beklagenswert
unglückliches Händchen, wenn es um die Zusammenstellung seiner Kleidung ging.
Natürlich war Andi immer gepflegt gekleidet und anständig frisiert, wobei ihr
gerade seine Frisur immer ein wenig zu gepflegt vorkam. »Altmodisch«
wäre das Wort ihrer Wahl gewesen. Aber speziell seine
Hemd-Jacke-Krawatte-Kombinationen erwartete Magdalena jeden Tag aufs Neue mit
Schaudern.
    Aber andererseits war Andi Weidinger eine Seele von
Mensch, und sie hatte es bei einem ersten misslungenen Versuch belassen, ihn zu
einem Wechsel des Herrenausstatters zu bewegen, zumal sie den Verdacht hegte,
dass es sich bei diesem um seine Mutter handeln könnte.
    Na gut, dachte Magdalena. Dann eben keine
Gewerkschaft. Immerhin

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