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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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tote Frauen. Eine mit drei Einschüssen im Kopf, eine ohne
äußere Verletzungen. Dräger und der Aufschneider von der Rechtsmedizin sind
noch drin. Die Lage ist ziemlich unübersichtlich.«
    »Gibt es irgendwas Offensichtliches?«
    »Außer dass der Frau in den Kopf geschossen wurde, ist ganz und gar
nichts offensichtlich. Zwei der drei Kugeln fehlen. Laut Dräger war die
Tatwaffe eine 44er.«
    »Eine 44er? So was benutzt man doch eigentlich nur im Kino«, sagte
Schafmann.
    »Ja. Drei glatte Durchschläge. Magnummunition. Aber da ist nur noch
eine Kugel und zwei leere Einschusslöcher. Die Kugeln wurden herausgehebelt.
Ein Sexualverbrechen ist in beiden Fällen dem ersten Augenschein nach
unwahrscheinlich.«
    Ein grauer Mercedes-Transporter mit schwarz getönten Scheiben rollte
heran und hielt vor dem Haus. Fahrer und Beifahrer stiegen aus und öffneten die
Heckklappe, hinter der zwei Kunststoffsärge standen.
    »Können wir schon?«, rief der Beifahrer Schwemmer zu.
    »Nein. Dauert noch.«
    »Wo geht’s hin? Rechtsmedizin?«
    »Nee. Müllverbrennung … Natürlich Rechtsmedizin! Wohin denn sonst?«
    »Ich frag ja nur …« Der Beifahrer setzte sich auf die Ladekante
zwischen die Särge und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich liebe Profis«, brummte Schwemmer.
    Mittlerweile war es fast dunkel. Dräger hatte ein paar Leuchten
aufstellen lassen, die einen Kreis aus Licht in die zunehmende Finsternis
warfen.
    »Können wir im Moment irgendwas machen?«, fragte Schafmann.
    »Hier nicht. Dräger macht seinen Job. Du könntest zur Wache fahren
und rausfinden, ob wir was über die Opfer haben. Ich bleib hier und warte auf
die Presse und die Staatsanwaltschaft.«
    »Viel Spaß«, sagte Schafmann.
    Schwemmer murmelte etwas, das sich wie »Blödmann« anhörte.
    * * *
    Staatsanwältin Dr. Isenwald sah sogar in dem weißen
Plastikoverall gut aus, nachdem sie ihre widerspenstigen schwarzen Locken unter
die Haube gezwungen hatte. Im Schlafzimmer kniete Rechtsmediziner Dr. von
Pollscheidt neben der toten Frau Wagmüller.
    »Frau Dr. Isenwald«, rief er erfreut. »Mir kommt es vor, als
wär es gestern gewesen, dass wir uns gesehen haben!«
    »Es war gestern«, antwortete Isenwald,
aber die leeren Augenhöhlen der toten Susanne Berghofer ließen schnell den
Humor aus ihrer Stimme verschwinden. »Jesus«, sagte sie leise.
    Sie ging im Raum umher, soweit Drägers Markierungen es erlaubten.
    »Es gab da einen Fall in Aschaffenburg«, sagte sie.
    »Parallelen?«, fragte Schwemmer.
    »Ich weiß nicht … nicht wirklich … nein …«
    »Was war das für ein Fall?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Haare raschelten unter der dünnen
Plastikhaube. »Wenn ich mich recht erinnere, wurde dem Opfer ins Ohr
geschossen. Nicht dasselbe also.«
    »Nicht so ganz.«
    »Ich werde trotzdem die Akte besorgen. Können Sie uns schon was
sagen?«, fragte sie von Pollscheidt.
    »Nur Vorläufiges, aber das wissen Sie beide ja.« Von Pollscheidt
unterbrach seine Arbeit nicht, während er antwortete. »Die Dame im Bett ist
deutlich früher verstorben als die hier unten. Meine momentane Schätzung:
achtundvierzig Stunden gegenüber vierundzwanzig. Das kriegen wir aber noch ein
bisschen genauer hin. Bei der Dame oben konnte ich bisher nichts finden, das
auf eine andere Todesart als die offensichtliche hinweist. Bei Frau Wagmüller
hier, wenn ich mir den Namen richtig gemerkt habe …« Er griff nach seiner
Kladde und warf einen Blick hinein. »Bei Namen werde ich nachlässig, da muss
ich dran arbeiten«, sagte er. »… also bei Frau Wagmüller hier spricht
wenig für ein Gewaltverbrechen. Etwas spricht sogar explizit dagegen.«
    Eine kleine Kunstpause konnte von Pollscheidt sich an dieser Stelle
nicht verkneifen.
    Isenwald hatte ihren Humor offenbar noch nicht wiedergefunden. »Wir
hören«, sagte sie, eine Spur schärfer als notwendig.
    Von Pollscheidt wies auf die Stirn der auf dem Rücken liegenden
Frau. »Sehen Sie die leichte Verfärbung? Ein Hämatom, das auf eine stumpfe
Verletzung unmittelbar vor Eintritt des Todes zurückzuführen sein dürfte. Die
Verletzung ist aber bei Weitem nicht erheblich genug, um zum Tod geführt zu
haben. Meine Theorie, die im Labor belegen zu können ich allerbester Hoffnung
bin, lautet: Die Frau stürzte, wahrscheinlich infolge eines Myokardinfarktes, ausgelöst
möglicherweise durch Stress beim Anblick der toten Frau …«, er warf einen
raschen Blick in die Kladde, »… Berghofer, an dem sie wenige

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