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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Fahrersitz und
ließ sich, so weit es ging, nach unten sinken. Er fluchte lautlos vor sich hin.
Das funktionierte nicht.
    Wenn der Mensch aus dem Treppenhaus nicht auf die Straße, sondern
ebenfalls in die Tiefgarage ging, würde er sich wundern, dass das Licht
brannte. Er würde auch die Tür zufallen gehört haben. Und wenn er dann
niemanden in der Garage entdeckte? Es würde ihn alarmieren, erst recht wenn es
eine Sie war. Sie würde sich genau umsehen und ihn wahrscheinlich in seinem
Wagen entdecken.
    Sebastian rappelte sich auf dem Sitz wieder nach oben und ließ den
Motor an. Dafür, dass er früh irgendwo hinfuhr, würde niemand eine Erklärung
verlangen, solange nicht auffiel, wie lädiert er aussah. Er fuhr aus der
Parknische heraus. Im selben Moment ging die Tür auf, und die unansehnliche
Rothaarige aus dem Dachgeschoss betrat die Garage. Er wusste nicht, wie sie
hieß, sie hatte sich nicht vorgestellt, als sie eingezogen war, und es waren
zwei Namen an dem Klingelschild. Schreiner und Hausmeier. Sein Vater hatte sich
sehr darüber aufgeregt, dass man jetzt schon in Partenkirchen seine Nachbarn
nicht mehr kannte, grad so, als wär man in München.
    Die Frau sah dem R5 desinteressiert hinterher, als Sebastian aus der
Garage fuhr. An der Ausfahrt bog er nach links ab, ohne sich Gedanken darüber
zu machen, wohin er wollte. Er würde eine Viertelstunde herumfahren und dann
zurück nach Hause.
    Er würde sich wieder krankmelden. Zu irgendeinem Arzt gehen. Sich
ein Attest holen. Und dann eine von Carinas Tabletten nehmen. Eine halbe.
    Ohne Ziel bog er vor der Kapelle in die Hindenburgstraße und fuhr
dann auf der Hauptstraße Richtung Norden. Er fuhr etwa zweiundfünfzig, weil er
vermutete, dass das im Ernstfall weniger verdächtig war, als sich zu exakt an
die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten.
    Als plötzlich links ein geschwungenes gelbes M auftauchte,
verspürte er etwas, das er lange nicht verspürt hatte: Hunger.
    Trotzdem bog er nicht ab, sondern rollte weiter geradeaus. Er konnte
in seinem Zustand nirgendwo rein, nicht mal in einen Schnellimbiss. Aber dann
fiel ihm ein, dass es ein Drive-in war. Er brauchte nicht auszusteigen.
Eigentlich aß er nie beim Mac. Auch nicht beim Burger King. Er aß wenig. Einer
der wenigen Fehler, die er nicht hatte, war Übergewicht. Plötzlich wehte der
Geruch von Frittieröl durch die Lüftung. Vielleicht bildete er sich diesen
Geruch auch nur ein, aber ihn überkam geradezu Heißhunger nach einem großen,
möglichst fetttriefenden Hamburger mit viel Käse, vielleicht noch gebratener
Speck dazu, etwas in der Art, und eine große Portion Pommes mit Mayo und eine
Cola. Er merkte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief.
    Er war jetzt in Höhe der Polizeiwache und hatte sich gerade
entschieden zu wenden, um zum Mac zurückzufahren, als er fünfzig Meter weiter
den Polizeiwagen am Straßenrand entdeckte – und die beiden Beamten in
Leuchtwesten.
    Einer bedeutete ihm mit seiner Kelle, anzuhalten.
    Sebastian zwang sich zur Ruhe. Langsam ließ er den Wagen vor dem
Streifenwagen ausrollen und kurbelte die Scheibe runter.
    »Grüß Gott. Allgemeine Verkehrskontrolle«, sagte der Beamte und
tippte an den Schirm seiner Mütze. »Ihren Führerschein und die Wagenpapiere
bitte.«
    Sebastian nickte eifrig und versuchte, seine Brieftasche aus der
Tasche seiner Jogginghose zu ziehen, aber es gelang ihm nicht. Auch nachdem er
den Sicherheitsgurt geöffnet hatte, bekam er die Hand nicht tief genug in die
Tasche.
    »Ich muss aussteigen«, sagte er zu dem Polizisten. Der gab ihm mit
einem Nicken die Erlaubnis und trat ein paar Schritte zurück. Der zweite
Beamte, die Verkehrskelle lässig unter den Arm geklemmt, kam herbeigeschlendert.
    Als Sebastian mit der linken Hand nach dem Türöffner griff, fuhr vom
Ellbogen ein stechender Schmerz durch den Arm. Mit mühsam beherrschter Miene
stieg er aus.
    Die Blicke der beiden Polizisten wurden misstrauisch, als sie seinen
Zustand und den seiner Kleidung erkannten. Der mit der Kelle wies auf
Sebastians Arm.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er.
    »Ja, ja. Alles klar«, beeilte sich Sebastian zu versichern, aber die
Blicke der beiden blieben skeptisch. »Ich bin beim Joggen gestürzt«, schob er
nach.
    Der eine Polizist ging mit den Papieren zum Streifenwagen. Der
andere trat näher an Sebastian heran und musterte ihn von oben bis unten. Sein
Blick blieb an den verdreckten Lederschuhen hängen.
    »Und damit joggen Sie?«, fragte

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