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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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er.
    »Äh … nein.« Sebastian hustete verlegen. »Meine Joggingschuhe … bei
dem Sturz … die sind, äh, nass geworden.«
    Der Polizist nickte nachdenklich. »Na, trocken sehen die da auch
nicht aus.« Er wies auf die blutigen Kratzer an Sebastians Unterarm. »Das
sollten Sie verarzten. Kann sich entzünden«, sagte er und ging zur Hinterachse
des R5. Er zog eine kleine Taschenlampe hervor und warf einen kontrollierenden
Blick auf das Profil der Reifen. »Allzu lange machen die es aber nicht mehr«,
sagte er. »Gehen so grade noch.«
    »Ich weiß«, sagte Sebastian eilig. »Da kommen bald die Winterreifen
drauf.«
    Wieder nickte der Polizist nur und ging um das Heck herum.
    Ein großer silberner Mercedes fuhr an ihnen vorbei. Der Polizist
beachtete ihn nicht.
    » HU im Dezember fällig«, sagte der
Polizist nach einem Blick auf das Nummernschild.
    »Ja«, sagte Sebastian. Was sollte er sonst sagen? Die gelangweilte
Lässigkeit, die ganze Art, wie dieser Polizist langsam und stetig um ihn und
den Wagen herumstreifte, wirkte bedrohlich. Stellten sie ihm eine Falle? War
die Kontrolle nur ein Vorwand? Hatte die Stimme ihnen einen Hinweis gegeben?
    Immer noch saß der andere Polizist im Wagen. Er hielt ein
Funkmikrofon in der Hand und sprach hinein. Mit wem unterhält er sich so
lange?, dachte Sebastian. Wir stehen direkt vor der Wache. Warum geht er nicht
einfach rein?
    »Darf ich wieder einsteigen?«, fragte er.
    »Bitte«, sagte der Polizist mit großzügiger Geste.
    Sebastian setzte sich in den Wagen und kurbelte die Scheibe bis auf
einen Spalt zu. Immer noch saß der Polizist im Streifenwagen und funkte.
Wartete er auf Anweisungen?
    Was mach ich, wenn sie mich festnehmen wollen?, dachte Sebastian.
Ich bin erledigt. Keine Chance.
    Der Polizist mit der Kelle stand nun auf der Beifahrerseite und
besah sich durch das Fenster die Rückbank, auf der es nicht viel zu sehen gab
außer einem ADAC -Atlas.
    Eine Chance hab ich nur, wenn ich selbst den Mörder finde, dachte
Sebastian. Ich muss ihn finden und überführen. Auf die Bullen kann ich nicht
zählen. Sie werden mir nicht glauben.
    Natürlich nicht. Er konnte ja selbst kaum glauben, was ihm da
passierte. Aber eines war klar: Er durfte sich nicht festnehmen lassen. Er
musste in Freiheit bleiben und den Mörder finden.
    Im Rückspiegel sah er, wie die Tür des Streifenwagens geöffnet
wurde. Der Polizist stieg aus. Seine Rechte lag locker, wie absichtslos, auf
dem Pistolenholster. Er nickte seinem Kollegen zu.
    »Guck dir das an«, sagte er und reichte ihm einen Zettel.
    Der Kollege warf einen Blick darauf und sah ihn erstaunt an.
    »Meinen die das ernst?«, fragte er.
    Der andere zuckte die Achseln und kam auf die Fahrertür des R5 zu,
die Rechte immer noch am Griff seiner Pistole.
    Sebastians Hand näherte sich langsam dem Zündschlüssel.
    Ich muss weit genug weg sein, wenn der Bulle seine Knarre draußen
hat, dachte er.
    Er sah in den Rückspiegel. Freie Bahn von hinten. Vielleicht würde
er den Polizisten leicht anfahren können. Nicht zu sehr, nicht um ihn ernsthaft
zu verletzen, nur um ihn am Schießen zu hindern.
    »Danke, Herr Polz«, sagte der Polizist und reichte ihm die Papiere
durch den Spalt der Seitenscheibe. »Gute Fahrt. Und einen schönen Tag.«
    Sebastian sah ihn verwirrt an.
    »Drei Sechser, ein Neuner«, hörte er den anderen Polizisten mit
empörtem Unterton sagen. »’n Big-Mac-Menü, drei Cheeseburger … sag mal, wie
viele sitzen denn da oben? Und das sollen wir alles vorstrecken?«
    »Jetzt hab dich nicht so …« Sein Kollege begann, die Blinklichter
einzupacken. »Freu dich lieber auf deinen Feierabend.«
    Sebastians Hand zitterte, als er den Zündschlüssel drehte. Langsam
fuhr er aus dem Ort hinaus.
    Appetit hatte er keinen mehr.

VIER
    Es war Kaffeeduft, der Schwemmer weckte.
    »Guten Morgen«, sagte Burgl und setzte sich auf sein Bett. Den
Kaffeebecher stellte sie auf seinem Nachttisch ab, daneben das Glas
Orangensaft, das sie in der anderen Hand trug.
    »Morgen«, brummte er.
    Er erwiderte verschlafen ihr Lächeln und griff nach dem Saft.
    »Womit hab ich das denn verdient?«, fragte er nach dem ersten
Schluck.
    »Mit den Überstunden gestern. Warum hast du mich nicht geweckt, als
du gekommen bist?«
    »Ich brauchte ein bisschen Ruhe«, sagte Schwemmer und nippte
vorsichtig an dem Kaffee. Noch zu heiß.
    »Du hast ja noch eine ganze Weile in der Küche gesessen, wenn ich
mich bei den Bierflaschen nicht verzählt hab.«
    »Hast du

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