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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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glauben.«
    »Und, was ist nun
mit Jan?«
    Bergheim verzog
milde das Gesicht. »Er hat dreimal die Schule geschwänzt und sich jedes Mal
selbst eine Entschuldigung geschrieben, dabei aber sinnigerweise mit seinem
eigenen Namen unterschrieben. Das ist seiner Lehrerin aber nicht aufgefallen.
Die ist gar nicht auf die Idee gekommen, dass einer so dreist sein könnte. Bis
er gestern wieder gefehlt hat, da hat sie mal etwas genauer hingesehen und es
bemerkt.«
    Charlotte
lächelte.
    »Das ist nicht
lustig, das ist unverschämt.«
    »Allerdings«,
stimmte Charlotte zu, »und sonst?«
    »Sonst gibt’s
nicht viel zu meckern. Seine Noten sind gut – könnten natürlich besser sein,
wenn er auch nur ein bisschen Interesse für den Unterricht aufbringen könnte.
Tut er aber nicht. Außerdem ist er stur wie ein Eichbaum.«
    »Das kannst du
laut sagen«, meinte Charlotte. »Und was passiert jetzt?«
    »Wenn er noch mal
fehlt, ohne dass ich ihn morgens telefonisch entschuldigt habe, schicken sie
eine Streife vorbei, die ihn abholt.« Das fand Bergheim lustig. »Wie ich Jan
kenne, würde er unter diesen Umständen erst recht zu Hause bleiben. Also werde
ich ihn bis auf Weiteres selbst zur Schule fahren.«
    »Mach das«, sagte
Charlotte, »und jetzt gehst du am besten zu Ostermann rein. Ein Halbwüchsiger
ist verschwunden. Du sollst dich drum kümmern.«
    Bergheim stöhnte.
»Halbwüchsiger! Kann das nicht Hohstedt machen?«
    »Wohl nicht«,
sagte Charlotte.
    »Und was ist mit
Grigoleit?«
    »Wir haben ihn
gehen lassen.«
    »Hab ich mir
gedacht«, sagte Bergheim und betastete vorsichtig sein blaues Auge. »Dann kann
er schön weiter Unheil anrichten.«
    »Beweis ihm, dass
er lügt, und er ist fällig«, sagte Charlotte. Gemeinsam verließen sie das Büro.
    Thorsten Bremer
saß, gelangweilt das Kinn in beide Hände gestützt, vor seinem Bildschirm und
ließ die letzten Minuten des Hofholt’schen Hochzeitsfilms über sich ergehen.
    »Wie kann man das
bloß jemandem zumuten?«, murmelte er und lehnte sich zurück. »Seit einer Stunde
gibt’s nur diese Perspektive. Hat jemand die Kamera einfach irgendwo abgestellt
und laufen lassen. Man hat das Gefühl, dass der Typ alles eins zu eins
übernommen hat. Sieht alles ziemlich unbearbeitet aus.«
    »Bist du sicher?«,
fragte Charlotte und warf einen Blick auf den Bildschirm, der einen der runden
Hochzeitstische im Fokus hatte, an dem ein paar männliche Schnapsleichen mehr
lagen als saßen.
    Bremer rieb sich
über die Augen »Ich glaub’s nicht. Das sind über fünfzehn Stunden Film.
Angefangen bei der Trauung in der Kirche bis hin zum letzten
Rock-’n’-Roll-Versuch von Leuten, die’s besser nicht mehr hätten versuchen
sollen.«
    »Ist Jutta Frieder
irgendwo drauf?«
    Bremer blinzelte
erschöpft »Auf den letzten vierzehneinhalb Stunden jedenfalls nicht.«
    »Na ja«, lächelte
Charlotte. »Dann hast du’s ja bald geschafft.«
    Sie klopfte Bremer
auf die Schulter und ging in ihr Büro, wo Bergheim bereits auf sie wartete. Er
schien schlechter Laune zu sein.
    »Scheint nicht gut
gelaufen zu sein mit Ostermann«, sagte sie und klickte auf »Posteingang«.
    »Ich muss zu einer
Familie am Lister Kirchweg. Der fünfzehnjährige Sohn ist verschwunden. Haben
heute Morgen die Vermisstenmeldung aufgegeben, als sie festgestellt haben, dass
er die Nacht über nicht zu Hause war.«
    Für Bergheim ein
klarer Fall. »Ich wette, er ist abgehauen«, sagte er und drückte Charlotte
einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Bis nachher.«
    Wenige Minuten
später betrat Maren Vogt das Büro. »Ein Dr. Hofholt, das ist der Vater von dem
Bräutigam und gleichzeitig der Schwiegersohn von dem Geschäftsmann Johann
Krugwald, ihr wisst schon«, sagte Maren und rieb den Daumen über dem
Zeigefinger. »Er war vor zwei Stunden hier und hat mich zur Schnecke gemacht –
von wegen Polizeischikane oder so was Ähnlichem. Der ist Soziologiedozent an
der Uni.«
    »Wie bitte?«,
fragte Charlotte. »Das heißt, die Mutter von unserem Spießer Andreas Hofholt
ist eine Tochter von Johann Krugwald, dem die halbe Osterstraße gehört?«
    »Genau das«, sagte
Maren, »aber der lebt natürlich nicht mehr. Und ich glaube auch, dass er
zuletzt ziemlich viele Schulden hatte.«
    »Das ist pikant«,
sagte Charlotte. »Und wieso, bitte, Schikane?«
    »Das hab ich mich
auch gerade gefragt. Vielleicht sollten wir uns noch mal mit ihm unterhalten«,
sagte Maren. »Was meinst du?«
    »Unbedingt«, sagte
Charlotte. Sie überschlug

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