Der Teufel von Herrenhausen
es wagen,
solche Anschuldigungen zu erheben! Warum sollte ich meine Frau umbringen? Dafür
haben Sie keinerlei Beweis!«
Bergheim grinste.
Offenbar wollte Dr. Hofholt doch reden, aber er ignorierte dessen Säbelrasseln.
»Wir wissen nämlich, dass Sie gelogen haben. Und Ihre Frau wusste auch, dass
Sie gelogen haben.« Bergheim machte eine Pause, klappte dann den Ordner auf,
entnahm ihm das Foto von Jutta Frieder und knallte es vor Hofholt auf den
Tisch. »Oder wollen Sie immer noch behaupten, die Frau auf diesem Foto nicht zu
kennen?«
Hofholt warf einen
kurzen Blick darauf, schluckte und schien sich plötzlich an sein
Schweigegelöbnis zu erinnern. »Ich sage kein Wort mehr, bis mein Anwalt da
ist.«
»Ist mir recht«,
sagte Bergheim, »ich war sowieso noch nicht fertig. Sie sind nämlich mit dieser
Frau gesehen worden, haben sogar mit ihr gesprochen.«
In diesem Moment
klopfte es. Dr. Hofholts Anwalt war angekommen und begehrte Einlass, der ihm
auch gewährt wurde. Dr. Traub, ein dynamischer Mittvierziger in Jeans und
Anzugjacke, reichte jedem der Anwesenden höflich die Hand, knallte seine
Aktentasche auf den Tisch und setzte sich dann mit dezentem Hüsteln neben seinen
Arbeitgeber.
»Zuerst wüsste ich
gerne, was Sie meinem Mandanten vorwerfen«, sagte er lächelnd.
Bergheim gab
Dr. Traubs Ankunft zu Protokoll. »Na, dann passen Sie mal gut auf«, sagte er
dann und nahm Hofholt weiter in die Zange. Er tippte wieder auf das Bild.
»Also, Sie haben sich mit unserer Toten aus dem Georgengarten gestritten, und
Ihre Frau wusste davon. Als wir Ihnen das Foto von der Ermordeten, die unter
anderem auch auf der Hochzeit Ihres Sohnes anwesend war, gezeigt haben, haben
Sie rundheraus geleugnet, sie zu kennen oder je gesehen zu haben.« Bergheim
lehnte sich zurück und sah den Anwalt an. »Da fragen wir uns natürlich: Warum
macht Herr Dr. Hofholt das, wenn er doch ein blitzblankes Gewissen hat?«
Dr. Traub blickte
seinen Mandanten fragend an. Der machte ein abweisendes Gesicht.
Dr. Traub räusperte
sich. »Woher wissen Sie, dass Ihr Zeuge – Sie haben doch einen Zeugen –
glaubwürdig ist?«, fragte er.
Diese Frage hatte
Bergheim befürchtet. Natürlich hatten Sie nur die Aussage von Frau Krugwald,
die ihnen gesagt hatte, was ihre Schwester gesehen hatte. Eine Aussage aus
zweiter Hand. Das war Hörensagen und hatte vor Gericht keinen Wert. Deswegen
ging er auch nicht darauf ein.
»Außerdem«,
Bergheim wurde lauter, »haben Sie für den Mord an Jutta Frieder kein Alibi
mehr, denn das war Ihre Frau, die gestern tot auf dem Friedhof Engesohde
gefunden wurde, ermordet. Dann haben Sie zugegeben, sich wenige Stunden vor
ihrem Tod heftig mit Ihrer Frau gestritten zu haben …« Bergheim wartete auf eine
Reaktion, doch Hofholt starrte wortlos zu Boden. Im Raum herrschte einen Moment
Stille.
Hohstedt sagte
sowieso nichts, er diente hier offensichtlich nur als amtliches
Einschüchterungsplacebo, obwohl Bergheim gegen die eine oder andere hilfreiche
Bemerkung nichts einzuwenden gehabt hätte. Wie Hohstedt dasaß, wirkte er wie
ein Schüler, fehlte nur noch, dass er alles mitschrieb.
»Sie können sich
ja wohl denken, dass wir zwei und zwei zusammenzählen können«, sagte Bergheim
und wandte sich an Dr. Traub. »Und wenn Ihr Mandant einen anderen Grund für
seine Lügengeschichten hat als den, den ich Ihnen gerade vorgeschlagen habe,
dann täte er gut daran, den Mund aufzumachen und uns hier zu helfen.« Dabei
klopfte er auf den Ordner und wartete auf eine Reaktion.
Die kam dann auch.
Dr. Traub räusperte sich. »Kann ich bitte einen Moment allein mit meinem
Mandanten reden?«, fragte er.
Bergheim zuckte
mit den Schultern. »Von mir aus, wenn Sie ihn dadurch zur Vernunft bringen.«
Damit stand er auf und gab Hohstedt ein Zeichen. »Zehn Minuten«, sagte er und
schloss die Tür.
Charlotte war
unterdessen auf dem Weg zur KFI und machte sich
so ihre Gedanken. Sie mussten unbedingt nachprüfen, wer Gesine Hofholts
Hausarzt war, und herausfinden, ob sie etwas von ihrer Krankheit gewusst hatte.
Solche Diagnosen führten oft dazu, dass die Kranken sich ihrer Sünden bewusst
wurden und unbedingt reinen Tisch machen wollten, bevor sie diese Welt
verließen. Charlotte drückte auf die Hupe, als ein paar Jugendliche über die
rote Ampel trödelten und sie beinahe einen von den dreien über den Hau- fen
gefahren hätte. Der größere der beiden Jungen zeigte ihr den Mittelfinger und
trödelte weiter. Manchmal juckte es
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