Der Teufel von Herrenhausen
Bremer.
»Kauf dir ‘ne
Pizza«, sagte Charlotte und warf die Autotür zu. »Hätte nicht übel Lust, ihm
die Steuer auf den Hals zu hetzen.«
»Das würde den
auch nicht beeindrucken«, sagte Bremer.
Charlotte seufzte.
»Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
Charlotte brachte
Bremer zurück zur KFI . »Nimm dir deinen Computer vor und
finde irgendwas über diesen Hofholt und seine Frau. Tu mir den Gefallen«, sagte
sie, als sie auf dem Parkplatz standen. »Und außerdem brauchen wir die
Telefonliste und ein Bewegungsprofil der beteiligten Personen.«
Bremer hatte
bereits die Wagentür geöffnet und blickte Charlotte vorwurfsvoll an. »Und wo
bitte soll ich da anfangen? Das geht alles nicht so schnell.«
»Weiß ich«, sagte
sie und klopfte ihm auf die Schulter. »Aber ich vertraue dir. Du machst das
schon.« Sie wartete, bis Bremer ausgestiegen war, und brauste davon.
Bremer blickte ihr
ärgerlich nach. Wo sollte er jetzt seine Pizza herkriegen?
Andreas Hofholt
hatte geweint. Seine Frau hatte die Tür geöffnet und Charlotte ins Wohnzimmer
geführt. Hofholt saß zusammengesunken auf dem Sofa und knackte mit den
Fingergelenken.
»Möchten Sie
irgendwas trinken?«, fragte seine Frau eher höflich als freundlich und verließ,
nachdem Charlotte dankend verneint hatte, das Zimmer.
Sie wirkte nicht
wie eine treu sorgende Ehefrau, eher wie eine verletzte.
Charlotte musterte
Andreas Hofholt und versicherte ihm dann, wie leid ihr das Ganze tue. Hofholt
nickte schweigend und sah sie dann fragend an.
»Wieso verhören
Sie andauernd meinen Vater? Was hat der mit dem Tod meiner Mutter zu tun?«
Charlotte sagte
nichts. Sie hatte keine Ahnung, was sie dem Mann antworten sollte. Dass sie seinen
Vater verdächtigten, ein Mörder zu sein? Da wollte sie sich aber dann schon
ziemlich sicher sein, und das war sie bisher nicht.
»Wir wissen es
nicht, es gibt eine Menge Dinge, die wir noch nicht verstehen«, sagte sie.
Hofholt nickte
nur.
»Herr Hofholt,
kennen Sie Anton Sokolow?« Charlotte beobachtete ihr Gegenüber genau. Er zuckte
leicht zusammen, fing sich aber sofort.
»Warum wollen Sie
das wissen?«
»Kennen Sie ihn
nun?«
Hofholt nickte.
»Ja, er ist einer meiner Schüler.«
»Aha, wissen Sie
irgendwas über den verschwundenen Timon Wegener?«
Hofholt riss die
Augen auf. »Natürlich nicht! Wie kommen Sie darauf? Wenn ich was wüsste, hätte
ich das doch gesagt.«
Charlotte nickte.
»Laden Sie öfter Ihre Schüler zu Ihren privaten Feiern ein?«
Jetzt stutzte er.
»Nein, wieso?«
»Nun, besagter
Sokolow und ein gewisser Mark Ziemer waren auf jeden Fall auf Ihrer Hochzeit.«
»Das …«, Hofholt
schluckte, »… die waren nur zufällig da. Für meine Schüler und Kollegen hatte
ich noch eine Grillparty geplant … aber unter diesen Umständen wird wohl nichts
daraus.«
»Herr Hofholt«,
Charlotte wollte endlich zu einem Ergebnis kommen, »ich frage Sie jetzt noch
mal. Wissen Sie irgendwas über die Tote im Georgengarten?«
Hofholt knackte
wieder mit den Gelenken, was Charlotte fürchterlich auf die Nerven ging. Kein
Wunder, dass die Ehefrau das Weite suchte.
Dann brach der
Mann plötzlich in Tränen aus. »Sie … sie hat solche Andeutungen gemacht …«
»Was für
Andeutungen?«, fragte Charlotte ungeduldig.
»Na … dass alles
ans Licht kommen würde.«
»Was?«
Hofholt sah sie
misstrauisch an. »Das weiß ich nicht. Sie hat es mir ja nicht gesagt!«, schrie
er dann und schluchzte. »Wieso lassen Sie mich nicht einfach in Ruhe? Meine
Mutter ist tot, und Sie verhören andauernd meinen Vater, als ob er ein
Verbrecher wäre. Was soll das?«
Charlotte zögerte.
»Wussten Sie eigentlich, dass Ihre Mutter schwer krank war?«
Hofholt sah sie
verblüfft an. »Nein, wieso denn? Davon wüssten wir doch. Was reden Sie denn
da?«
»Sie hatte Krebs –
im Endstadium.«
Hofholt wich
zurück. »Das … das glaube ich Ihnen nicht. Woher …« Dann überlegte er einen
Moment und schwieg.
»Wer war der
Hausarzt Ihrer Mutter?«
»Das weiß ich
nicht, fragen Sie meinen Vater.«
»Wissen Sie
überhaupt irgendwas?«, fragte Charlotte. »Zum Beispiel, dass Ihre Mutter Ihren
Vater mit der Ermordeten zusammen gesehen hatte?«
Hofholt sprang auf
und hielt sich die Ohren zu. »Hören Sie endlich auf und gehen Sie! Ich will
nichts mehr hören!«
Charlotte stand
auf. »Na gut«, sagte sie, »aber wir sind noch nicht am Ende.«
In diesem Moment öffnete
Frau Hofholt die Tür und schaute missbilligend auf ihren
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