Der Teufel von Herrenhausen
nicht,
wenn du in anderen Revieren wilderst. Verstanden?«, raunte sie und schob ihre
Hand unter sein T-Shirt.
»Verstanden«,
sagte er und wollte sie in die Arme nehmen und küssen, aber sie funkelte ihn
an.
»Und fass mich
jetzt ja nicht an, klar?«
»Klar«, sagte
Bergheim.
Dann schwieg er
und überließ sich ihr – obwohl er es langsam satthatte, sich von Frauen
überrumpeln zu lassen.
ELF
Charlotte und
Bergheim waren unterwegs zum Waterlooplatz. Vorher mussten sie Jan noch zur
Schule bringen. Charlotte hatte den Verdacht, dass der Bengel es genoss, jeden
Morgen kutschiert zu werden, aber sie hatte keine Lust, Bergheim das
mitzuteilen. Vielleicht kam er ja von selbst drauf.
Das Wetter war
durchwachsen. Es war immer noch schwülwarm, doch der Himmel war bedeckt. In der
Nacht hatte es geblitzt und gedonnert, aber es war kein Regen gefallen.
Charlotte rieb
sich die Stirn. Sie war müde, ihre Versöhnung letzte Nacht hatte lange
gedauert. Aber es hatte ihr gefallen. Es war nicht zu verachten, wenn Männer
ein schlechtes Gewissen hatten.
Sie versuchte,
sich auf den Fall zu konzentrieren. Irgendwas Wichtiges war gesagt worden und
schwirrte ihr im Kopf herum. Sie hatte es nur nicht gleich als wichtig erkannt.
Aber sie würde schon drauf kommen. Im Geiste rekapitulierte sie das Gespräch,
und dann schnippte sie mit dem Finger.
»Gesine Hofholt
war doch eine vermögende Frau?«
»Ja, und meinst
du, das hat was mit unserem Fall zu tun?«
»Das weiß ich
nicht. Noch nicht. Aber vielleicht hat Thorsten etwas gefunden, oder sie hat
ein Testament gemacht. Was, wenn Gesine Hofholt wegen ihres Geldes erschlagen
wurde? Und zwar von ihrem Mann?«
Bergheim
zweifelte. »Herr Dr. Hofholt macht mir keinen bedürftigen Eindruck. Immerhin
waren die beiden fast dreißig Jahre miteinander verheiratet.«
»Ja«, sagte
Charlotte, »kommt dir das nicht komisch vor?«
»Schon, irgendwie
passte die Frau nicht zu ihm. War ein ziemliches Heimchen. Ob er sie wegen des
Geldes geheiratet hat?«
»Davon kannst du
ausgehen. Und nebenbei hat er sich woanders amüsiert. Seine Frau war bestimmt
nicht ohne Grund eifersüchtig.« Charlotte stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Weißt du, ich habe das Gefühl, dass uns der Zusammenhang verloren geht. Wer
hat Jutta Frieder ermordet? Was hatte sie mit dem Hofholt zu tun? Hatte sie
überhaupt was mit ihm zu tun? Und wieso finden wir diesen Herrmann nicht? Wo
hält er sich versteckt? Wie viele Mörder suchen wir eigentlich, einen oder
drei?«
»Zwei wären auch
möglich«, sagte Bergheim und lenkte den Wagen in die Waterloostraße.
»Vielleicht ist alles ganz einfach. Herrmann hat vor zwanzig Jahren seine Frau
umgebracht und dafür gesessen. Dann nimmt er Kontakt mit ihrer alten Freundin
auf, warum auch immer, ist ja nicht verboten. Kurz darauf wird die alte
Freundin ebenfalls ermordet – liegt nahe, dass es derselbe Mann war, zumal er
sie besucht hat und obendrein abgehauen ist. Herrmann und Frieder sind
gemeinsam auf einer Hochzeit gewesen, auf der sie nichts zu suchen hatten,
ebenso wie Sokolow und Ziemer, die den Bräutigam erpressen. Keine zwei Wochen
später wird die Mutter des Bräutigams erschlagen. Dass sie todkrank war, hat
mit ihrem Tod wahrscheinlich gar nichts zu tun.«
Charlotte hatte
aufmerksam zugehört. »Irgendwie führen alle Wege zu dieser Hochzeit. Das ist
doch seltsam, findest du nicht?«
Bergheim nickte.
»Wenn du mich fragst, stecken die Frieder, Herrmann, Sokolow und Ziemer unter
einer Decke. Die ziehen da ein groß angelegtes Erpresserspiel ab.
Wahrscheinlich hängt Marlene Krieger auch mit drin, aber dazu fehlen uns noch
Anhaltspunkte. Und Erpresser leben gefährlich. Also musste die Frieder dran
glauben.« Bergheim überlegte einen Moment. »Wer weiß, vielleicht war sie nicht
die Letzte, die sterben musste.«
Charlotte zog ihre
Jacke enger um die Schultern. »Du meinst, sie sind an den Falschen geraten und
dieser Jemand schafft sich seine Erpresser vom Hals? Da hätten wir bisher drei
Kandidaten. Dich und die beiden Hofholts.«
Bergheims
Mundwinkel zuckten. »Entweder das, oder einer aus der Bande reduziert seine
Mitverschwörer.«
»Wäre möglich. Und
wer bietet sich da an?«
»Sokolow und
Herrmann«, sagte Bergheim. »Eventuell auch Ziemer, aber der ist nicht clever
genug. Eignet sich höchstens zum ausführenden Organ.« Bergheim parkte, zog den
Schlüssel und legte den Arm auf Charlottes Sitzlehne.
»Und wie passt Gesine
Hofholts Tod da rein?«, fragte
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