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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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Mann. Offensichtlich
hatte sie ihn von dieser Seite noch nicht kennengelernt.
    Charlotte ging an
ihr vorbei zur Tür. Dann wandte sie sich noch mal um. »Ich erwarte Sie morgen
früh um neun Uhr in der Direktion. Da werden wir uns weiter unterhalten.« Sie
verließ die Wohnung mit der Gewissheit, dass mit diesem Mann etwas nicht
stimmte. Er wusste etwas, aber er wollte auf keinen Fall, dass es ans Licht
kam. Aber sie würde dahinterkommen, das schwor sie sich. Sie wollte sich gerade
auf den Weg Richtung Lister Meile machen, als die Tür hinter ihr geöffnet wurde
und Hofholt hinter ihr stand.
    »Hören Sie«, sagte
er, »können wir uns nicht irgendwo hinsetzen. Ich möchte Ihnen etwas sagen.«
    »Klar«, sagte Charlotte
und lächelte. »Wohin Sie wollen.«
    Sie gingen in
Pepe’s Mexican Bar an der Friesenstraße, setzten sich an einen der wenigen
freien Tische und bestellten jeder ein Bier.
    Charlotte wartete
geduldig, bis Hofholt so weit war, sich zu öffnen.
    Er starrte auf den
Tisch und drehte wie in einem inneren Kampf sein Bierglas. Er nahm einen
Schluck und sah sie dann an. »Was ich Ihnen jetzt sage, kann mich alles kosten,
was ich mir bisher aufgebaut habe.«
    Charlotte schwieg.
Was sollte sie sagen?
    »Dieser … Anton Sokolow.«
Hofholt schloss die Augen, seine Kiefermuskeln arbeiteten. »Ich … ich hab vor
einiger Zeit eine … Dummheit gemacht.«
    Charlotte stellte
die Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Hände und wartete.
    Hofholt nahm einen
Schluck Bier und sah Charlotte an.
    »Das Mädchen heißt
Marlene.«
    »Marlene Krieger«,
sagte Charlotte.
    Hofholt sah
erstaunt auf. »Sie kennen sie?«
    Charlotte nahm
einen Schluck Bier. Sie hatte das Gefühl, genau zu wissen, worum es hier ging.
Mein Gott, Männer waren solche Schafe!
    »Erzählen Sie
schon«, sagte sie.
    Hofholt nahm
seufzend Anlauf. »Also, Marlene war damals noch nicht mal volljährig. Aber
ausgefuchst … das kann ich Ihnen sagen.« Er nickte und stierte in sein Bierglas.
»Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie schwer es manchmal für einen Lehrer ist …
wenn sich diese jungen Dinger im Sommer halb nackt vor einem rumfläzen? Man
weiß schon gar nicht mehr, wohin man gucken soll!«
    »Ja«, sagte
Charlotte. »Sie können einem echt leidtun.« Sie hatte es schon immer gewusst.
Männer und ihr evolutionäres Erbe. Wie die Paviane im Dschungel. Hauptsache,
vögeln, egal wen! Aber vielleicht war sie jetzt einfach nur ungerecht.
    »Sie hatten also
ein Schäferstündchen mit Marlene Krieger …«, nahm Charlotte das Gespräch wieder
auf.
    »Ja, sie hat mich
angerufen, was von einem Notfall gefaselt, und ich bin hin. Als ich dann vor
ihrer Tür stand, hatte sie ein Nachthemd an! Und was für eins! Sie hätte es
auch gleich weglassen können …!« Hofholt griff nach dem Bier und trank.
»Jedenfalls waren ihre Eltern nicht da und … da ist es eben passiert, und dieser
verflixte Sokolow hat ein Foto gemacht …« Er schluckte. »Wenn meine Frau dieses
Foto zu sehen kriegt oder die Schulbehörde … Dann kann ich gleich meine
Scheidungspapiere abholen und meine Kündigung auch. Und wenn das die einzigen
Folgen bleiben, hab ich immer noch Glück gehabt.« Er schwieg eine Weile, über
sich selbst erstaunt. »Ich weiß immer noch nicht, wie mir das passieren
konnte.«
    Charlotte ersparte
ihnen beiden die Geschichte mit den Pavianen und nickte stattdessen verständnisvoll.
»Wir werden natürlich versuchen, Ihre Angaben vertraulich zu behandeln. Bis
jetzt sehe ich keinen Grund, warum Ihre Frau von unserer Unterhaltung erfahren
sollte.«
    »Ja, von Ihnen
vielleicht nicht, aber diese Bande erpresst mich natürlich.«
    »Und«, wollte
Charlotte wissen, »was wollen sie von Ihnen?«
    Hofholt drehte an
seinem Bier. »Gute Noten natürlich.« Er nahm einen Schluck. »Jedenfalls war das
am Anfang so. Das ist zwar machbar, aber auch nicht immer leicht zu
bewerkstelligen, wenn Sie es mit Leuten zu tun haben, die eine binomische
Formel nicht von einer Gleichung mit zwei Unbekannten unterscheiden können.
Aber die Dinge haben sich geändert. Sie wollen Geld. Deswegen …«
    »Deswegen was?«,
fragte Charlotte.
    »Deswegen würde
ich mir wünschen, dass irgendwer dieser Bande endlich das Handwerk legt.«
Hofholt blickte versonnen zum Eingang, wo gerade ein junger Kerl grüßend die
Hand in seine Richtung hob und gleichzeitig einen ebenso fragenden wie
süffisanten Blick auf Charlotte warf.
    »Warum sind Sie nicht
gleich zur Polizei

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